Volterra

[253] Volterra, Kreishauptstadt in der ital. Provinz Pisa, 544 m ü. M., in schöner Lage auf einer Anhöhe zwischen den Flüssen Cecina und Era, 11 km nordöstlich von der Endstation der Eisenbahn Cecina-V., hat bemerkenswerte etruskische Baureste, darunter die 7,3 km langen, 12 m hohen, 4 m dicken Stadtmauern mit einem Tor, der Porta dell' Arco (s. Tafel »Architektur IV«, Fig. 3), und eine wieder zugeschüttete Gräberstadt, eine Kathedrale aus dem 12. und 13. Jahrh. mit Gemälden von Luca Signorelli u. a., eine alte Taufkirche mit romanischem Portal (1283), Taufbecken von Andrea Sansovino (1502) und Ciborium von Mino da Fiesole (1471), ein Stadthaus (Palazzo dei Priori, von 1208–57), eine städtische Galerie mit guten Gemälden namentlich der toskanischen Schulen, eine Dombauhütte mit Sammlung romanischer und Renaissanceskulpturen, Stoffe, Goldarbeiten u. a., eine Zitadelle (jetzt Strafanstalt), eine salzhaltige Mineralquelle mit Badeanstalt, Ölgewinnung, Verarbeitung des in der Umgebung gebrochenen vortrefflichen Alabasters zu Statuetten, Vasen, Platten etc., Salzbergbau und (1901) 5213 (als Gemeinde 14,433) Einw. V. ist Bischofssitz und hat ein Lyzeum, Gymnasium,[253] Technische Schule, Seminar, Gewerbeschule, ein reichhaltiges Altertumsmuseum mit Bibliothek (20,000 Bände, 400 Manuskripte) und Archiv und ein Zuchthaus. – V. hieß im Altertum Volaterrae und war eine der ältesten und größten der zwölf Bundesstädte Etruriens, später römische Kolonie mit den Rechten eines Munizipiums. Ihre hohe Lage machte sie zu einer starken Festung, die Sulla im ersten Bürgerkrieg erst nach zweijähriger Belagerung 79 v. Chr. einnehmen konnte. Im Mittelalter gehörte V. zur Mark Tuscien und kam im 14. Jahrh. unter die Herrschaft von Florenz. Vgl. Schneider, Regestum Volaterranum (Rom 1907).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 253-254.
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