[488] Weinsberg, Oberamtsstadt im württemberg. Neckarkreis, an der Sulm und der Staatsbahnlinie Heilbronn-Krailsheim, 203 m ü. M., hat eine alte romanische evang. Kirche, Denkmäler des Reformators Ökolampadius und des Dichters Justinus Kerner, eine Weinbauschule, ein Amtsgericht, eine Weingärtnergesellschaft, vorzüglichen Wein- und Obstbau und (1905) 3097 Einw., davon 162 Katholiken und 24 Juden. Dabei der Schloßberg mit den Ruinen des Schlosses Weibertreu, so genannt zum Andenken an die durch Chamissos Ballade verherrlichte Sage (s. unten), und am Fuß desselben das ehemalige Wohnhaus des Dichters Justinus Kerner (1907 vom Kernerverein angekauft); im Kernerpark der Kerner- oder Aeolsharfenturm. Bei W. schlug 21. Dez. 1140 König Konrad III. den Grafen Welf VI., den Bruder Heinrichs des Stolzen von Bayern, der zum Entsatz der seit 15. Nov. belagerten Stadt herbeieilte; bald darauf ergab sich die Stadt. Nach der (übrigens auch an zahlreiche andre Orte geknüpften) Sage soll der König den Frauen freien Abzug gewährt und ihnen mitzunehmen erlaubt haben, was sie tragen könnten. Als jene dann ihre Männer auf den Schultern herausgetragen hätten, habe ihnen der König nicht gewehrt. Ein altes Bild in der Stadtkirche stellt die Begebenheit dar. 1824 kaufte König Wilhelm die Ruinen der Weibertreu und schenkte sie dem 1823 auf Antrieb des Dichters Justinus Kerner gestifteten Frauenverein. 1140 in den Besitz der Hohenstaufen gekommen, wurde W. Reichsstadt und 1331 Mitglied des Schwäbischen Städtebundes. Während der Kämpfe zwischen den schwäbischen Städten und dem Adel wurde die Stadt 1440 eingenommen, kam durch Kauf an Kurpfalz und verlor so die Reichsfreiheit. Im Bauernkrieg wurden hier 1525 der Graf von Helfenstein und viele andre Edle durch die Spieße der Bauern gejagt. Zur Strafe wurde 21. Mai die Stadt von dem Truchseß von Waldburg eingeäschert. Vgl. Merk, Geschichte der Stadt W. und ihrer Burg Weibertreu (Heilbr. 1880); Weller, Die Weiber von W. (Stuttgart 1903).