Weinstein

[488] Weinstein (Tartarus), saures weinsaures Kali (Kaliumbitartrat) C4H5O6K, findet sich in vielen Früchten und Pflanzensäften, besonders im Traubensaft, aus dem er sich bei der Gärung und namentlich beim Lagern des Weines an der Wandung der Fässer in Krusten ausscheidet. Dieser rohe W. ist grau oder rot, je nachdem er sich aus weißem oder rotem Wein ausgeschieden hat, enthält auch weinsauren Kalk, Farbstoff, Hefe etc. und wird durch Auflösen, Klären der Lösung und Kristallisieren gereinigt (Tartarus depuratus, Crystalli tartari, Cremor tartari). Auch aus Weinhefe wird W. gewonnen. Er bildet farblose, kleine Kristalle, schmeckt säuerlich, löst sich in 20 Teilen kochendem und 192 Teilen kaltem Wasser,. nicht in Alkohol. Die Lösung reagiert sauer und schimmelt leicht, wobei sich der W. in kohlensaures Kali verwandelt. Beim Erhitzen entwickelt W. empyreumatische Dämpfe und hinterläßt, je nachdem die Luft Zutritt tat oder nicht, kohlefreies oder kohlehaltiges kohlensaures Kali. Mit Salpeter verpufft er unter Bildung von kohlensaurem Kal i. Beim Durchgang durch den Körper wird der W. ebenfalls in kohlensaures Kali verwandelt. Er wirkt, anhaltend gebraucht, harntreibend, vermindert den Appetit und erzeugt Abmagerung; sehr große Dosen wirken giftig. Man benutzt ihn bei entzündlichen Affektionen, als gelindes Abführmittel, gewöhnlich als niederschlagendes Mittel, auch zum Reinigen der Zähne; ferner in der Wollfärberei, zur Darstellung von Beizen, zum Blanksieden und Verzinnen, zu schwarzem und weißem Fluß, zur Darstellung von reinem kohlensaurem Kali und Weinsäurepräparaten. Vgl. Stiefel, Das Raffinieren des Weinsteins und die Darstellung der Weinsteinsäure (Wien 1894); Rasch, Die Fabrikation der Weinsäure (Berl. 1897).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 488.
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