[524] Welti, Emil, schweizer. Staatsmann, geb. 23. April 1825 zu Zurzach im Kanton Aargau, gest. 24. Febr. 1899 in Bern, studierte die Rechte in Berlin und Jena, ließ sich 1847 als Fürsprech in seinem Heimatskanton nieder, machte den Sonderbundskrieg als Freiwilliger mit, wurde 1852 Präsident des Bezirksgerichts in Zurzach, 1856 Mitglied des aargauischen Regierungsrats, in dem er als Justiz- und Erziehungsdirektor sich große Verdienste um den Kanton erwarb, vertrat diesen 185766 im Ständerat, dessen Präsident er 1860 und 1866 war, wurde im Dezember 1866 in den schweizerischen Bundesrat und für die Jahre 1869, 1872, 1876, 1880, 1884 und 1891 zum Bundespräsidenten gewählt. Bei den zentralistischen Bundesrevisionen von 1872 und 1874 war W. der eigentliche Führer der Revisionspartei. In der schweizerischen Armee bekleidete er den Rang eines Obersten. Anfänglich leitete er, abgesehen von den Jahren, da ihm als Bundespräsidenten das Auswärtige zufiel, das Militärwesen und schuf die neue schweizerische Militärorganisation von 1874. Später widmete er sich dem Post- und Eisenbahndepartement. Er nahm hervorragenden Anteil an der Gründung der Gotthardbahn und ist der Schöpfer des internationalen Übereinkommens über den Frachtverkehr vom 14. Okt. 1890. Im letzten Jahrzehnt seiner Amtsführung setzte sich W. die Verstaatlichung der Eisenbahnen zum Ziel; als aber das Schweizer Volk den Ankauf der Zentralbahn 6. Dez. 1891 verwarf, trat W. ins Privatleben zurück. W. ist der Verfasser verschiedener rechtshistorischer Abhandlungen in der Zeitschrift »Argovia«. 1903 wurde ihm in Aarau ein Denkmal gesetzt. Vgl. H. Weber, Bundesrat Emil W., ein Lebensbild (Aarau 1903).