Weyden

[577] Weyden, Roger van der, Maler der ältern flandrischen Schule, geb. um 1400 in Tournai, gest. 16. Juni 1464 in Brüssel, lernte seit 1427 in Tournai bei dem Maler Robert Campin, wurde 1432 Meister der St. Lukasgilde. zog jedoch bald darauf nach Brüssel, wo er bereits 1436 als städtischer Maler genannt wird. 1449 ging er nach Italien und befand sich 1450 zum Jubiläum in Rom. Sodann kehrte er nach Brüssel zurück. Seine Gemälde, die sich durch strenge Zeichnung, sorgsame Vollendung, feste Modellierung, glänzende Öltechnik, aber auch durch Herbheit und Magerkeit der Formen kennzeichnen, sind bewegter als die der Brüder van Eyck und legen mehr Gewicht auf die Erzählung. Er war der Begründer der Brabanter Schule und hat zahlreiche Schüler (darunter Memling) herangebildet, zum Teil auch solche aus Deutschland, welche die flandrische Malweise nach auswärts verbreiteten. Seine hervorragendsten Schöpfungen sind: die Kreuzigung und die Kreuzabnahme (im Escorial), das Triptychon mit der Beweinung Christi in der Mitte aus Miraflores bei Burgos, der Johannisaltar und ein für die Kirche von Middelburg gemalter Flügelaltar mit der Anbetung des Kindes (alle drei im Museum zu Berlin), ein Triptychon mit Christus am Kreuz in der Mitte (in der kaiserlichen Galerie zu Wien), das Jüngste Gericht (im Hospital zu Beaune, um 1450), die sieben Sakramente (in den Museen zu Madrid und Antwerpen), die Anbetung der drei Könige und der heil. Lukas, die Madonna malend (beide in der Münchener Pinakothek). Vgl. Wanters, Roger van der W., ses œuvres, ses élèves et ses descendants (Brüss. 1856); Hasse, Roger van der W. und Roger van Brügge (Straßb. 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 577.
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