[294] Önanthol (Önanthaldehyd, Önanthat), C14H14O2, entsteht durch Destillation des Ricinusöls od. des ricinusölsauren Natrons, ist ein farbloses angenehm riechendes Öl, welches bei 150° siedet, sich nicht in Wasser, leicht in Alkohol u. Äther löst, krystallisirt in der Kälte; an der Luft nimmt es Sauerstoff auf u. wird zu Önanthylsäure, ebenso durch salpetersaures Silberoxyd, Salpetersäure u. Chromsäure. Mit Chlor liefert es Trichlorönanthol = C14H11Cl3O2, mit Phosphorchlorid Önanthylenchlorür = C14H14Cl2, dasselbe ist leichter als Wasser, siedet bei 191°, liefert mit Natrium das Önanthylēn = C14H14, eine wasserhelle, lauchartig riechende, bei 95° siedende Flüssigkeit. Mit Ammoniak bildet es eine krystallinische Verbindung, das Önanthyloxydammoniak, welches sich mit schwefeliger Säure zu einem, dem Taurin homologen Körper verbindet; schmelzendes Kali verwandelt das Ö. unter Wasserstoffentwickelung in Önanthylsäure. Wenn man das Ö. mit wässerigem Ätzkali kocht, so bildet sich Önanthylsäure u. Önanthylwasserstoff = C14H14O, ein angenehm nach Citronen riechendes Öl, welches bei 220° siedet. Wenn man O. in concentrirte Salpetersäure tröpfelt, so bildet sich Önanthylsäure, Capronsäure, Oxalsäure u. das Nitracroi, welches auch bei der Einwirkung von Salpetersäure auf Choloïdinsäure gebildet wird. Bei der trockenen Destillation von önanthylsaurem Kali mit überschüssigem Ätzkali, so wie beim Erhitzen von gleichen Theilen essigsaurem Natron u. önanthylsaurem Natron erhält man das Methylönanthol, d.h. O., in welchem ein Äquivalent Wasser durch Methyl vertreten ist; es ist eine farblose dünne Flüssigkeit von 0,82 specifischem Gewicht, siedet bei 171°, riecht wie Rautenöl, schmeckt brennend u. ist in Wasser unlöslich. Salpetersäure verwandelt das Ö. bei 0° in eine isomere krystallinische Verbindung, Metönanthol, welche beim Erhitzen schmilzt u. bei 230° kocht.