Ammonĭak

[421] Ammonĭak (Ammonĭa, Ammoniăcum, flüchtiges od. thierisches Alkali, Chem.), NH3, findet sich an Basen, bes. an Salzsäure gebunden, unter vulkanischen Sublimationsproducten in thierischen Stoffen, mehreren Pflanzen u. Mineralien, entwickelt sich bei der trockenen Destillation u. unter anderen durch die faule Gährung aus thierischen Körpern, bildet sich auch beim Auflösen der Metalle in verdünnter Salpetersäure u. durch den elektrischen Funken, der durch ein Gemenge von Stickstoff u. Wasserstoff schlägt, wird gewöhnlich aus dem Salmiak durch Erhitzung desselben mit Ätzkalk dargestellt u. entwickelt sich in den, trockenen Salmiak[421] u. Ätzkalk enthaltenden englischen Riechfläschchen. Es ist eine sehr leichte, scharf u. stechend riechende, luftartige Substanz; es verdichtet sich bei – 40° Temperatur od. bei + 10° unter einem künstlichen Druck von 7 Atmosphären zur tropfbaren Flüssigkeit von 0,76 spec. Gew., tödtet darin eingeschlossene Thiere schnell, wirkt ätzend, reagirt stark alkalisch, wird von Wasser absorbirt (s. Salmiakgeist), verbindet sich mit Chlor zu Salmiak, mit Säuren zu Salzen (s.d. unter den betreffenden Säuren), mit mehreren Metalloxyden, Metalloiden, Metallchloriden, wird beim Durchgang durch eine glühende, mit Platindraht gefüllte Röhre in seine Bestandtheile zerlegt. Das A. hat das Eigenthümliche, daß die drei in ihm enthaltenen Wasserstoffatome ganz od. theilweise durch gewisse Metalle od. Kohlenwasserstoffe ersetzt werden können. Solche von dem A. abgeleitete Körper nennt man Ammoniakbasen; sie verhalten sich meist dem A. sehr ähnlich u. gehören zum größeren Theile der organischen Chemie an. Ameisensaures A. (Ammoniăcum formicīnum), s. Ameisensaure Salze; Flußsaures A., so v.w. Fluorammonium, s. u. Fluor.

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Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 421-422.
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