Abdēra

[20] Abdēra, 1) Stadt auf der Küste von Thrazien, am Ausfluß des Nestos, nach der Sage zum Andenken des Abderos (s.d. 1), od. von der Abdera, Schwester des thraz. Königs Diomedes, erbaut; nach geschichtl. Nachrichten 656 v. Chr. von Timesios aus Klazomenä gegründet; früh verfallen wurde sie 543 v. Chr. von Tejern, die vor den Persern auswanderten, wieder bevölkert. Später stand sie unter den Mazedoniern. Nach der Sage sollen die Einwohner vor Mäusen u. Fröschen die Stadt zeitweilig verlassen haben. Unter der Römerherrschaft erhielt sie sich als freie Stadt u. noch im Mittelalter kommt sie vor. Sie lag beim jetzigen Polystilo in Rumelien. A. war Vaterstadt des Hekatäos, Demokritos, Protagoras u. a. Weiser, dennoch waren die Abderiten wegen ihrer Albernheit berüchtigt. Ein periodischer Wahnsinn befiel sie nämlich oft, u. der um Rath befragte Hippokrates soll die Nießwurz dagegen empfohlen haben. Nach [20] Lucian hat Wieland die Albernheit der Abderiten des Alterthums u. der neuern Zeit in dem gleichnamigen Roman geschildert. 2) Colonie der Phönizier in Hispania baetica am Mittelmeer; jetzt Adra od. Almeria.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 20-21.
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