[836] Demokrĭtos, aus Abdera in Thracien, geb. gegen 460 v. Chr., hatte von seinem Vater große Reichthümer geerbt u. reiste nach Ägypten u. Indien, machte sich mit den Philosophemen der Joner, Pythagoräer u. Eleaten bekannt u. schloß sich bes. dem System des Leukippo an. In sein Vaterland zurück gekehrt, gelangte er zu Amt u. Ehren; aber aus Verdruß über die Thorheiten seiner Landsleute zog er sich von dem öffentlichen Leben zurück u. starb 361 v. Chr. Der Sagen über ihn, z.B. daß er beständig gelacht, daher der Lachende D. (im Gegensatz zu Heraklitos), Wunder gethan, in Raserei sich die Augen ausgerissen habe etc., gibt es eine große Zahl. Schriften aus dem Gebiete der Ethik, Physik, Mathematik, Naturgeschichte, Technik, Musik, bes. ein Μικρὸς διάκοσμος, wurde gesammelt von Thrasyllus unter Tiberius, größtentheils verloren; Bruchstücke in H. Stephans Poesis phil., Par. 1573, u. gesammelt von Mullach, Berl. 1843. D. suchte das Atomensystem Leukipps mehr zu entwickeln u. zu begründen u. gilt nebst seinem Lehrer für den Gründer der Atomistischen Schule. Die [836] Hauptpunkte seiner Lehre sind: eine göttliche Substanz, bestehend aus den besonders gearteten Atomen von der subtilsten Beschaffenheit (Weltseele) ist durch die ganze Welt verbreitet; von ihr stammen sowohl die Götter, als auch die Menschenseelen, welche beständig durch Einathmen von Theilen jener in der Luft befindlichen Substanz genährt werden. Die Substanzen sind verschieden nach der Quantität, nach der Qualität aber gleichartig, jedoch von verschiedener Gestalt. Die Atome, woraus die Seele besteht, sind kugelförmig; die Empfindungen entstehen dadurch, daß von den Dingen sich gleichsam seine Oberflächen ablösen u. durch Augen u. Ohren in die Seele fließen. Die Dinge selbst bewegen sich unaufhörlich im leeren Raume; es gibt daher unendliche, an Größe unterschiedliche Welten, einige ohne alle lebende Wesen u. Pflanzen, einige ohne Sonne u. Mond, andere mit mehreren; einige sind im Abnehmen, andere im Zunehmen begriffen. Die Vereinigung der Atome zu Körpern wird nicht durch ein vernünftiges Princip, sondern durch ein blindes Ungefähr, das Schicksal, bewirkt. Daher gibt es keine Vorsehung, welche die Welt regiert u. erhält, aber einzelne aus der göttlichen Substanz gewordene Gebilde von mannichfacher Erscheinung (Idole), sowohl segenbringende als schadende, welche theils im wachenden Zustande, theils im Traume durch den Körper in die Seele des Menschen dringen u. durch hör- od. sichtbare Äußerungen als Ahnungen der Zukunft gelten müssen. Das höchste Gut des Menschen war ihm der Gleichmuth od. die Gemüthsruhe (Euthymie), aber nicht die der blosen Sinnenlust, sondern eine sittliche, von Leidenschaften ungetrübte. Vgl. Magnenus, Democritus reviviscens, Pavia 1640 u. ö.; Gender, Dem. philosophus. Altona 1665; Göding, De Dem. ejusque philosophia, Ups. 1793; Jenichen, De Dem. philos., Lpz. 1720; Schwarz, De Dem. theologia. Cobl. 1718; Plouquet, De placitis Dem., Tüb. 1767.