Abirrung des Lichts

[36] Abirrung des Lichts (Aberration d. L.), die scheinbare Ortsverrückung der Gestirne, welche aus dem Zusammentreffen der Bewegungen der Erde u. des Lichts entspringt. Man stelle sich die, sich um die Sonne drehende Erde u. ein Gestirn vor, dessen Lichtstrahlen senkrecht auf die Richtung dieser Bewegung fallen; der Beobachter stößt dadurch gleichsam mit dem Lichtstrahle zusammen, u. da er seine eigne Bewegung nicht bemerkt, so legt er dieselbe dem Lichtstrahle als eine zweite, ihm entgegenkommende, bei u. findet daher das Gestirn,[36] von welchem dieses Licht herrührt, nicht mehr in seiner wahren Richtung, sondern in der, welche die Diagonale eines rechtwinkligen Parallelogramms erzeugt, dessen beide Dimensionen (Seiten) die Wege des Lichtes u. der Erde in gleicher Zeit bilden. Entdeckt ist die A. durch Bradley 1720; wichtig ist sie, weil, zur Bestimmung des wahren Ortes eines Gestirns, der Betrag der A. in Anschlag gebracht werden muß. Auch gibt sie einen Beweisgrund mehr für die Bewegung der Erde in ihrer Bahn, da diese nur durch sie erklärt wird, sowie dafür, daß, wie man schon früher aus den Beobachtungen der Jupitertrabanten-Verfinsterungen geschlossen hat, die Fortpflanzung des Lichts nicht augenblicklich geschieht, sondern 1 Secunde Zeit braucht, einen Raum von 41,000 geogr. Meilen zu durchlaufen. Nach Busch beträgt die Constante der A. der Fixsterne 20'', 2116.

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Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 36-37.
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