Annamitischer Sprachstamm

[530] Annamitischer Sprachstamm, Sprachstamm in Hinterindien, dazu werden gerechnet die Dialekte von Tonkin u. Cochinchina (Annamitisch im engeren Sinn), von Cambodscha u. Laos. Letztere sind noch sehr wenig gekannt. Das eigentlich Annamitische, ein Glied in der großen hinterindischen Sprachenfamilie, hat mit derselben die Einsylbigkeit u. den Mangel an Formen, welche durch Partikeln ersetzt werden, gemein. Mannigfaltigkeit u. Abwechslung in Ton u. Bedeutung wird durch den sechsfachen Accent erreicht, mit welchem jedes einzelne Wort ausgesprochen werden kann. Die Zahl der Vocale, nebst ihren Nuancirungen, beläuft sich auf 12, die der Diphthongen auf 31, die der Triphthongen auf 21; die meisten Wurzeln können für alle grammatischen Kategorien[530] benutzt werden. Die Wortstellung ist höchst einfach, die Satzverbindung roh. Dagegen ist das Ceremonielle in der Sprache sehr ausgebildet. Die Schrift ist dem Chinesischen entlehnt, doch so, daß dieselbe, ohne Berücksichtigung des lexikalischen Inhalts, oft nur dem gleichlautenden Ton entsprechend, zum Theil blos phonetische Bedeutung hat. Außer den Reichsannalen, dem Gesetzbuch u. einigen Übersetzungen der Werke des Konfutse besitzt das A. keine Literatur. Wörterbücher von Rhodes, Rom 1651; Taberd, Serampore 1838, 2 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 530-531.
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