Artischocke

[786] Artischocke (Cynara Scolymus L.), ein in SEuropa wildwachsendes, im mittleren u. NEuropa in Gärten cultivirtes Distelgewächs mit 2–3 Fuß hohen, aufrechtem, dickem, nach oben ästigem Stängel, großen, weichen, meist fiederspaltigen, oben blaßgrünen, unten weißlichen, schwach filzigen Blättern u. 3–6 Zoll großen Scheibenköpfen mit hellblau- od. violettröthlichen Blüthen; blüht vom Juli bis August, u. ihre sehr fleischigen, schuppenförmig gewachsenen, ein bitterlich süßes, schleimiges, gelind reizendes Fleisch enthaltenden Köpfe (der Fruchtboden u. die Kelchblätter) geben gekocht, mit Essig u. Öl als Salat, od. mit einer gelben Brühe od. sonst zubereitet, eine wohlschmeckende, gesunde, bes. in Frankreich u. England beliebte Speise. Man unterscheidet: a) die Grüne (französische od. glatte) A., wird bis 6 Zoll im Durchmesser, Kopf mehr abgeplattet, Schuppen mehr offen; b) die Rothe (Kugel-)A., Köpfe mit breiten, braunen, einwärts gebogenen Schuppen, Fleisch sehr zart, darum auch roh zu genießen, auch in Frankreich; c) die Stachelige A., mit mehreren, aber kleineren Köpfen, bes. zum Einmachen. Eine eigene Art bilden d) die Spanische A. od. Cardone (Cynara cardunculus), mit schlechten, ungenießbaren Früchten, aber wohlschmeckenden Blattrippen u. jungen Stängeln, höher, dornig u. mit kleineren dunkelblauen Scheibenköpfen. Man pflanzt die A. gewöhnlich durch Wurzelsprossen (selten durch Samen) Ende April od. im Anfang Mai fort. Sie erfordern guten, fettgedüngten Boden, viel Raum u. der Wurzelstock im Winter eine Decke von Mist gegen den Frost. Die A-n werden vor der Blüthe, wenn die Kopfschuppen ihre gewöhnliche Farbe zu verändern anfangen, abgeschnitten. Der Artischockensast, aus den Köpfen ausgepreßt, wird mit gleichen Theilen Wein gegen Skorbut u. Wassersucht empfohlen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 786.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: