Wurzelstock

[440] Wurzelstock, 1) (Rhizoma, Cormus), bei vielen Pflanzen ein unterer u. oft unterirdischer Theil, welcher in vielen Stücken der Wurzel ähnelt, aber auch in Vielem dem Stängel gleicht. Er steht entweder als unterirdischer Stängel in der Erde, hat dann auch wegen Lichtmangels eine wurzelähnliche Färbung, od. er befindet sich über der Erde, nahe am Boden, u. ähnelt dann nur in der Form der Wurzel. Gewöhnlich besteht er aus unentwickelten Internodien u. verräth seine Stängelnatur durch verkümmerte Blätter, Schuppen, Haarschöpfe, Grünwerden an der Luft, Streben seiner Theile nach oben. Oft bildet derselbe den ganzen Stängel (Plantae acaules), u. treibt nur Blatt- u. Blüthenstiele (Schäfte, Scapi), oft geht er durch entwickelte Internodien in einen Halm od. gewöhnlichen Stängel über. Bisweilen erhebt sich der Stängel gleich Anfangs mit entwickelten Internodien über die Erde empor, bildet aber an einer höheren Stelle durch unentwickelte Internodien eine knollige Austreibung, z.B. bei dem Kohlrabi, welche bisweilen als Mittelstock (Caudex intermedius s. Cormus), bezeichnet wird. Da die eigentliche Wurzel in der Regel abstirbt, so sind die an dem W. befindlichen Fasern nur Nebenwurzeln. Man bezeichnet den W. als abgebissen (Rhizoma praemorsum, sonst Radix praemorsa), wenn derselbe, ohne sich zu dünnen, plötzlich wie abgeschnitten aufhört, u. die Fasern am Rande über das Ende hinausragen; zwiebelartig (zwiebelköpfig, Rh. bulbosum, s. bulbiceps), wenn derselbe durch Verdickung der Basis der Blätter einer Zwiebel ähnlich wird, aus deren Basis Wurzelfasern hervortreten; knollenartig (Rh. tuberosum), einem wahren Knollen ähnlich, aber von mehrjähriger Dauer. Diese Form erscheint bald als scheibenförmig (placentiforme), z.B. bei Cyclamen; bald als rundlich (subglobosum), als fest (solidum), d.h. im Innern nicht hohl, od. als hohl (Rh. cavum), od. fächerig (loculosum), wenn die innere Höhlung durch Scheidewände in Fächer abgetheilt ist. Er ist ferner einfach (simplex), ohne alle Aste, od. ästig (ramosum); dieser letztere wieder gezahnt (dentatum), mit zähneförmigen Verlängerungen an den Ästen, od. paternosterförmig mit kettenförmigen Gliedern, dabei fleischig; od. vielköpfig (multiceps), nach oben in mehre, jährlich neue Triebe bringende Äste getheilt. Ferner seiner Richtung nach: senkrecht (perpendiculare), schief (obliquum), od. wagrecht (horizontale); gerade (rectum), nicht gebogen, od. gebogen (flexum), od. wurmförmig (vermiculatum), dick, fast walzenförmig, hin u. her gebogen; ungegliedert (continuum), ohne Einschnitte od. Vorsprünge, od. gegliedert (articulatum), mit kaum vertieften, meist mit Wurzelfasern besetzten Kreislinien in Glieder getheilt; eingeschnürt (constricto-articulatum), wenn die erwähnten Kreislinien stärkere Einschnürungen bewirken; geringelt (annulatum), wenn schmale, abgerundete, ringförmige Wülste an einander gereiht, od. das Rhizom an seiner Oberfläche mit ringsumlaufenden erhabenen u. vertieften Strichen bezeichnet ist; knotig (nodosum), mit rundlich angeschwollenen, stark hervortretenden Gliedern. Der W. ist hinsichtlich seiner Oberfläche schuppig (squamosum), mit blattartigen Schuppen, od. spreuig (paleaceum), mit trockenen Spreublättern, od. genarbt (cicatrisatum), mit Narben von abgefallenen Stängeln od. Blattstielen, od. höckerig (tuberculatum), mit unregelmäßigen Erhabenheiten besetzt; schopfig (comosum), oben mit einem Büschel von haarförmigen Resten der Blattstiele versehen, nackt (nudum), wenn alle diese Bekleidungen od. Anhängsel fehlen. 2) Der Theil des Baumes, welcher beim Fällen stehen bleibt. Um ihn zur Feuerung zu benutzen, wird er mit Hacken u. Äxten herausgearbeitet, od. man bedient sich eigens dazu erfundener Maschinen, durch welche der Stock durch Kraft des Pulvers entweder zersprengt od. von unten herausgehoben wird.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 440.
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