Astor

[853] Astor, Joh. Jakob, geb. 1763 zu Walldorf bei Wiesbach im Badenschen, ging 1783 nach London u. folgte von da seinem älteren Bruder mit einem kleinen Waarenlager nach New-York, widmete sich dort dem Pelzhandel u. erwarb sich bald ein großes Vermögen, bes. seit 1794, wo auch den Amerikanern von den Engländern gestattet wurde, an dem Pelzhandel zu Montreal unmittelbar Theil zu nehmen. Dies benutzend reiste er nun öfter nach Montreal, schloß mit der dortigen Nordwestpelzecompagnie vortheilhafte Verträge u. vertrieb seine Waaren in ungeheurer Menge nach Europa u. China. 1809 gründete er selbst eine Pelzhandelcompagnie zu New-York, die von diesem Staate sehr begünstigt wurde u. entwarf gleichzeitig den Plan, von St. Louis aus durch die Indianergebiete bis zum Columbiastrom Handelsposten zu gründen, an der Mündung desselben ein Fort u. eine Colonie zu errichten u. zur See um die SSpitze Amerikas herum eine geregelte[853] Schiffsverbindung zu unterhalten. 1811 kam die Expedition an der Mündung des Columbia an u. gründete die Colonie Astoria (s.d. 2). Dem von hier aus betriebenen gewinnreichen Handel mit China u. Rußland machte der Englisch-amerikanische Krieg 1812 ein Ende, u. das von den Engländern besetzte u. wieder verlassene Astoria verfiel. Dessenungeachtet setzte A. seine Unternehmungen privat im fort; er st. den 29. März 1848 in New-York mit Hinterlassung eines großen Vermögens. Vor seinem Tode bestimmte er 400,000 Dollar zur Gründung einer öffentlichen Bibliothek in New-York, die nach ihm Astor Library genannt worden ist u. 1854 bei der Eröffnung bereits 100,000 Bände zählte, u. stiftete in seinem Geburtsort Walldorf ein Institut zur Erziehung der Jugend u. zur Versorgung alter, hülfsbedürftiger Personen (Astor, Haus), welches ebenfalls 1854 eröffnet worden ist. Die Geschichte A-s u. die Gründung der Colonie Astoria schrieb Washington Irving in: Astoria or the Entreprise beyond the Rocky Mountains, London 1836, 3 Bde.; Alexander Roß, Adventures of the first Settlers on the Oregon or Columbia River, London 1849.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 853-854.
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