Jugend

[172] Jugend, das Lebensalter vom siebenten Lebensjahre bis zur eintretenden Mannbarkeit (im 13. od. 16. Jahre), die sich aber je noch Geschlecht, Nationalität, Klima, Lebensweise zu verschiedener Zeit einstellt. Den Anfang dieser Periode bezeichnet der Zahnwechsel (s.d.), der während dieses ganzen Lebensalters andauert u. in derselben Ordnung wie der Ausbruch erfolgt. Der Körper wächst in dieser Periode vorzüglich in die Länge, zumal die Extremitäten, die Knochen werden fester u. nähern sich immer mehr ihrer Vollkommenheit, beim Knaben entwickelt sich der Brustkasten, beim Mädchen das Becken; im Ganzen nimmt der Körper um etwa 10–12 Zoll zu. Im Gehirn hört schon das Wachsthum auf, dagegen steigert sich seine Thätigkeit, das Auffassungsvermögen, Gedächtniß u. Gefühl werden reger, während Urtheilskraft u. Überlegung noch zurückstehen. Die Thymusdrüse schwindet, die Physiognomie gewinnt festere Züge, die Haut wird derber u. fester, die Kopfhaare wachsen schneller u. bekommen ihre bleibende Farbe. Die J. ist das Lebensalter des günstigsten Gesundheitszustandes u. eignet sich vorzugsweise zu tüchtiger Abhärtung des Körpers u. zur Ausbildung des Geistes. Geschlechtliche Reizungen, so wie zu schnelles Wachsthum beeinträchtigen Körper wie Geist, vgl. Entwickelungskrankheiten. Als personificirte Gottheit hatte die J. (lat. Juventa, Juventus) in Rom auf dem Capitol eine Kapelle mit eigener Feier. Auf Münzen sieht man sie oft mit einer Opferschale in der Linken u. mit der Rechten ein Weihrauchkorn auf einen Dreifuß legen, weil ihr die Jünglinge, wenn sie ihr die Erstlinge des keimenden [172] Bartes weihten (vgl. Juvenalia), ein Weihrauchsopfer brachten. Vgl. Hebe.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 172-173.
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