[631] Berlioz, Hector, geb. 11. Decbr. 1803 zu Côte St. Andre im Departement Isère, widmete sich in Paris der Medicin. Gegen den Willen seines Vaters wandte er sich zum Studium der Musik u. arbeitete sich unter den schwierigsten Lebensverhältnissen, da ihm sein Vater jede Unterstützung entzog, erst als Chorist am Théâtre des Nouveautés zu Paris, dann als Gesanglehrer so weit empor, daß er in das Conservatorium als Schüler eintreten konnte. Hier ward er Schüler Reiche's u. Lasueurs u. bildete sich sowohl im praktischen Spiel wie auch in der Compositionslehre aus. Sein erstes, Aufsehen erregendes Werk war die Sinfonie fantastique, in welcher er seinen Schmerz über eine unglückliche Liebe in ergreifender Weise abspiegelte. Von 183032 bereiste er Italien, wo er ein regelloses Leben führte; nach Paris zurückgekehrt, trat er mit mehreren Compositionen hervor, die seinen Ruf als schaffender Künstler fester begründeten. Seine barocke Ansicht von dem Wesen der Musik, die er in der unten erwähnten Schrift niederlegte, that vielen seiner Compositionen großen Eintrag, da sie zum Verständniß eines leitenden Commentars bedürfen u. darauf ausgehen, durch musikalische Malereien concrete Verhältnisse zur Anschauung zu bringen, wozu nur Poesie u. Malerei in Wort u. Bild die Mittel besitzen. Er unternahm 1843 eine Reise durch Belgien u. Deutschland u. wurde 1850 Vorstand der Philharmonischen Gesellschaft u. 1856 Mitglied der Akademie für schöne Künste zu Paris. Er componirte Sinfonie fantastique u. die Fortsetzung dazu Sinf mélodique; Sardanapal (Cantate); die Ouvertüren zu Francs Juges, Le roi Lear, Rob Roy u. Carneval rom.; die Symphonie Harold (1833); die Opern Benvenuto Cellini (1838) u. Romeo et Juliette (1839); der Tod Napoleons (Cantate von Beranger); Sara la baigneuse; Scenen aus Faust von Goethe; Requiem zu Damrémonts Todtenfeier (1837), u.a. zum Theil ungedruckte Musikstücke. Er schr.: Traité d'instrumentation et orchestration modernes, Par. 1844 (deutsch von Grünbaum, Berl. 1845 u. von Leibrock, Lpz. 1845). Als musikalischer Kritiker trat B. mit Erfolg in der Gazette musicale u. dem Journal des débats auf, im Letzteren namentlich mit seinen Briefen über die Reise durch Belgien u. Deutschland (deutsch von Gathy, Hamb. 1844).