Berner Oberland

[639] Berner Oberland, Theil der Lepontischen Alpen, von der Stadt Bern benannt, zieht sich an der Nordgrenze des Cantons Wallis an der Rhône hin durch die Cantone Bern, Waadt, Freiburg u. Wallis, vom St. Gotthard bis zum Dent de Morcles bei St. Maurice, hat die Quellen der Aar, Sane, Emme, Kander u.a. Flüsse, ist auf der Südseite steiler als auf der nördlichen, umschließt viele reizende Thäler (Hasli-, Kien-, Simmen-, Emmenthal u.a.) u. wird seiner landschaftlichen Reize wegen von Reisenden viel besucht. A) Die Hauptkette der Alpen, welche dazu gerechnet werden, zieht sich längs der Grenze von Wallis u. Bern bis zum Gebirge Jorat (in Waadt), u. zwar von NO. nach SW.; a) vom Thierberg (der die Berner u. Urner Alpen trennt) bis zum Tschingel, hat folgende merkwürdige Gipfel: Diechter [639] Nägeli's Grätli (9000 F.), Grimsel (mit der Mayenwand, 9100 F., Todtensee, 6570 F., u. einem Passe, 6570 F., das daselbst errichtete Hospiz brannte 1852 ab, Sidelhorn, 8525 F., vom Grimsel aus leicht zu besteigen); ferner Rothhorn, Finster-Aarhorn (13,159 F., der höchste Gipfel des B. O-es, angeblich zuerst 1812 von Arnold Abbühl, einem Knecht des Grimselwirthes, bestiegen; Hugi kam 1828 der Spitze bis auf 200 F. nahe, zuerst erreicht wurde dieselbe 1829 von J. Währen); die Viescherhörner (Grindelwalder Viescherhörner, 12,500 F.), der Mönch (Innerer od. Kleiner Eiger, 12,240 F.), der Äußere od. Große Eiger (12,300 F.), die Jungfrau (12,858 F., 1811 zum ersten Male von den Brüdern Meier aus Aarau, zum zweiten Male 1812, dann 1828 u. 1842 von dem Naturforscher Agassiz in Begleitung von 12 Personen bestiegen), das Mittagshorn (Lautenbrunner Mittagshorn, 12,966 F.), das Großhorn, das Breithorn (11,000 F.), Tschingel (Tschingelhorn, 11,000 F., Quelle der Kander). Die Fläche, worauf die bis jetzt genannten Bergspitzen stehen, gehört zu den höchsten der Schweiz. b) Bis zum Geltenhorn: Zackhorn, Schilthorn, Balmhorn, Alt-Els (11,187 F.), Rinderhorn (10,960 F.), der Lammerngletscher mit dem Wildstrubel (9390 F.), Hühnerleiterli, dem Amertenhorn, der Gemmi, einem Gebirgspaß, dessen höchster Punkt (die Daube) 7086 F., Gletscherhorn (9750 F.) mit dem Räzlihorn, Wildhorn (10,060 F.), Geltenhorn (7270 F.), Arpelihorn. c) Von hier bis zum Gebirge Jorat: das Oldenhorn (Cecca d'Aondon, 9644 F.), Diablerets (Teufelshörner, 10,000 F., mit 5 Haupt- u. 8 kleineren Kuppen), la Cheville, Moëveran (der große 9423 F., der kleine 8675 F., zwischen beiden die Gletscher der Martinets), Dent de Morcles (9100 od. 8940 F.), Volaterra. d) Seitenzweige: a) nördlich vom Diechter: der Mährenstock mit dem Mährenhorn (9232 F.); b) nördlich vom Finster-Aarhorn: die Schreckhörner (westlicher Gipfel 12,360 F., östlicher Gipfel 12,570 F.), der Mettenberg (9800 F.), der Berglistock, die Wetterhörner (drei Spitzen zwischen dem Hasli- u. Grindelwaldthale, die vordere, 11,412 F., von Dupontavee de Heussey 1854, die nördlichste [Obernberg] 1844 von 2 Führern, die südlichste [Rosenhorn] von Desor, Dollfuß u. A. ebenfalls 1844 erstiegen); westlich vom Berglistock liegt der Gaullstock; dann wendet sich der Gebirgszug wieder nördlich u. erreicht seine höchste Höhe im Ritzli (10,125 F.); nördlich vom Wetterhorn die Grindelwalder Scheideck (6000 F., mit einem Passe von Grindelwald nach Hasli), steigt bis 9820 F. an im Schwarzhorn; westlich von diesem erhebt sich das Faulhorn (8260 F.) u. a; c) vom Tschingel nördlich u. nordwestlich: Gspaltenhorn (10,564 F., Quelle der Kien), Schilthorn (9187 F.), Frau (10,900 F. am Öschinensee u. Öschinenthal), Doldenhorn (11,182 F.); d) vom Tschingel östlich, vom Mönch südlich: der Walliser od. Aletschgletscher mit dem Aletschhorn (12,874 F.) u. dem Atischhorn; e) vom Wildstrubel nördlich, zwischen Simmen u. Kander: Mittaghorn (Frutiger Mittaghorn, 7221 F.), Albristhorn (8560 F.), Gsür (8290 F.), Niesen, der nördlichste Vorsprung dieser Kette (7280 F.), südwestlich davon der Hinterniesen od. Bettfluh (7430 F.); f) nördlich von der Simme u. durch diese von der vorigen Gebirgsgruppe u. dem Hauptalpenstock getrennt, der Stockhornzug mit folgenden Höhen: Dungel (7060 F.), Berra (Biren, 5332 F.), Ganterisch (6760. F.), Stockhorn (6767 F. mit der Simmenfluh), Gurnigel (4780 F.), Belpberg u.a. Hauptpässe. über das B. O. sind: Sanetsch (von Gsteig nach Sitten, 6440 F.), Rawil (von Iffingen nach Wallis, 7230 F.), Gemmi (aus dem Kanderthale nach Leuk, am Daubensee vorbei), Grimsel (aus dem Haslithale nach dem Furca, 6570 F.), Kleine Scheideck (von Lauterbrunnen nach Grindelwald, 6323 F.), Große Scheideck (von Grindelwald nach Meiringen, 6045 F.). Nördlich von der oberen Aar liegen noch die Urathshörner, Titlis an der Grenze von Uri (9970 F.), Laupersgrat (7570 F.), Rothhorn (7257 F.), Hochgant (Hochkant, 6802 F.), Gadmenfluh (Hochgadmenstock, 9590 F.).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 639-640.
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