Cinchonīn

[146] Cinchonīn (Cinchonium), C20H12NO od. C40H23N2O2, in allen echten Chinarinden, neben dem Chinin, doch vorzugsweise in der braunen China enthaltene, von Vauquelin entdeckte, von Reuß u. Gomés, bes. aber von Pelletier u. Caventou u. 1853 von Hlasiwetz näher untersuchte u. bestimmte organische Base. Unter den verschiedenen Vorschriften zur Darstellung desselben scheint nach Dulk folgende empfehlungswerth: man zieht die Rinde durch, mit Salzsäure angesäuertes Wasser in gelinder Wärme aus, läßt es zuletzt 1/4 Stunde kochen, versetzt die möglichst geklärte Flüssigkeit nicht ganz bis zur Sättigung mit Ätzkalilauge, dampft ab, filtrirt, versetzt mit Kalkhydrat bis zur stark alkalischen Reaction, wäscht den Niederschlag in Wasser aus u. trocknet ihn; zieht ihn mit Alkohol aus, destillirt den größten Theil des letzteren ab, wo sich dann in der Ruhe das C. fast vollständig in Krystallen ausscheidet, das Chinin aber gelöst bleibt. Um dasselbe, was noch gefärbt erscheint, zu entfärben, wird es in verdünnter Schwefelsäure gelöst, mit Thierkohle behandelt u. durch Ätzkalilauge ausgeschieden. Das C. krystallisirt in kleinen 4seitigen Prismen, ist farblos, löst sich nicht in kaltem, wenig in kochendem. Wasser, schwerer als Chinin in Alkohol, leicht in Äther, verdünnten Säuren u. Alkalien, reagirt alkalisch, schmilzt bei +132° R., läßt sich zum Theil unzersetzt sublimiren, schmeckt Anfangs wenig, später stark u. anhaltend bitter. Beim Behandeln mit Kalihydrat in der Hitze liefert es Chinolin, Kohlensäure u. Wasserstoff. Mit Schwefelcyancalcium erzeugt es einen aus glänzenden Flittern bestehenden Niederschlag. Es bildet mit Säuren Salze, unter denen die bekanntesten sind: das schwer in Wasser lösliche basische schwefelsaure C. u. das leicht lösliche neutrale schwefelsaure, krystallisirt (4 Atom Wasser). Bes. das letztere wird, so wie das reine Alkaloid, in der Medicin angewendet. Die Salze der C. sind in neuerer Zeit von Eldenhorst u. Bödecker untersucht worden. Bei der Einwirkung von Chlor u. Brom auf C. bilden sich eigenthümliche Verbindungen, welche bes. von Laurent näher studirt wurden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 146.
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