Dedicatĭo

[790] Dedicatĭo (lat.), 1) Einweihung eines öffentlichen Gebäudes, wodurch dasselbe dem Schutz einer Gottheit übergeben wurde; die D. geschah entweder durch einen der Consuln, od. durch denjenigen, welcher den Bau des Tempels gelobt u. ausgeführt hatte, od. durch eigens dazu vom Volke gewählte Commissarien. Die Feierlichkeit dabei bestand darin, daß die Dedicirenden nebst einem Priester die Thürpfosten anfaßten u. die von dem Oberpriester vorgesagte Weihformel nachsprachen, worauf das versammelte Volk durch Zuruf seine Glückwünsche aussprach. 2) (D. sub ascia), in Gallien, in den Stromgebieten der Rhone u. Loire, sind viele Grabsteine mit der, ihrer Bedeutung nach unbekannten Inschrift: Sub ascia de dicavit (abbrevirt S. A. D.), od. Ad asciam dedicatum posuerunt, gefunden worden. Nach Iust. Möser gab es eine Corporation der Maurer od. der Zimmerleute, bei welchen man durch Geld bewirkte, daß das Grabmal stets rein u. schön bewahrt wurde; nach Mone wurden die altgallischen Gräber durch beigelegte Steinbeile, als Amulette od. Talismane der Todten, geweihet, was später in die römischen Privatreligionen kam, u. man wollte dies durch jene lateinische Formel, od. auch durch das Bild eines Beils auf dem Grabmal ausdrücken; nach Creuzer war es eins der geheimen Zeichen u. Sprüche der Christen, wodurch sie sich einander kenntlich machten, ihren Todten aber den Segenswunsch des ewigen Heils mitgeben wollten, wie Requiescat in pace (der Acisculus, bei den Römern ein kleiner Hammer, war Symbol des Heils u. der Gesundheit); außerdem führt Mazzochius über 30 andere Deutungen in einer darüber geschriebenen Epistola an.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 790.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: