[104] Dialektik (v. gr.), 1) bei den alten Philosophen so v.w. Logik, welche als Kunst des Gesprächs mittelst richtiger Anordnung der Gedanken als Fundament der Rhetorik betrachtet wurde; 2) bei Platon die kunstgerechte, den Denkgesetzen gemäß geordnete höhere Speculation, so wie auch die ganze speculative od. theoretische Philosophie; 3) bei Aristoteles die Lehre vom Wahrscheinlichen, im Gegensatz der Analytik (der Lehre vom Wahren u. Gewissen); 4) Kant u. And. setzen der Analytik, als Lehre der Wahrheit, die D. als Lehre vom Schein, od. der Vermeidung des Irrthums entgegen; s.u. Kant; 5) bei Hegel der Nachweis der einem Gegenstande selbst innewohnenden Widersprüche, durch welche alles Endliche in sein eignes Gegentheil umschlägt, um sich daraus wieder zu einer höhern Einheit zusammenzufassen. Des Mißbrauchs wegen, welchen die Sophisten in alter u. neuer Zeit von der Logik u. Rhetorik machten, bekam die D. den Nebenbegriff 6) der unnützen Spitzfindigkeit, der Verfänglichkeit im Fragen u. Antworten, der Disputirkunst etc.; daher Dialektisch, so v.w. spitzfindig, verfänglich, streitsüchtig; Dialektiker, eigentlich Lehrer der Dialektik; dann aber Einer, welcher sich beim Philosophiren dialektischer Kunstgriffe bedient; auch die Philosophen der megarischen, dialektischen Schule.