[797] Epiktētos, geb. um 50 n.Chr. zu Hierapolis in Phrygien, kam als Sklav des Epaphroditos nach Rom, wurde dann wegen seines wissenschaftlichen Sinnes freigelassen u. lehrte die stoische Philosophie. Durch Domitians Edict gegen die Philosophen 94 n.Chr. verbannt, ging er nach Nikopolis in Epiros, kehrte aber später nach Rom zurück u. lebte noch unter Hadrian. Er hielt die Welt für ein kunstvoll abgeschlossenes Ganzes von Göttern u. Menschen; Letzteren waren von Zeus Dämonen od. Genien zur steten Begleitung beigegeben. Die Hauptsache in der Lehre des E. war die Ethik, deren Begründung, abweichend von den älteren Stoikern, von dem Menschen selbst ausging. In der Gewalt des Menschen stehen ihm Miene, Begehren, Verabscheuen etc., das Andere, wie Leben, Herrschen, Ruhm etc. aber nicht. Nur von jenem läßt sich sagen, daß etwas gut sei, d.h. der wahrhaften Natur des Geistes entspreche, od. böse, d.h. was der Natur des Geistes zuwider, also ein Irrthum ist. Sein Grundsatz war: Dulde u. enthalte dich (ἀνέχου καὶ ἀντέχου). Fl. Arrianus, sein Schüler, überlieferte seine Moral in einem Auszuge: Enchiridion, wie seine in Nikopolis gehaltenen Vorträge (Diatribai). Über das Enchiridion schrieb Simplicius einen Commentar; Werke herausgeg. von Dan. Heinsius, Leyd. 1640; Heyne, Lpz. 1756 u. 1793; Schweighäuser, Lpz. 1799 f., 5 Bde.