Fuselöle

[807] Fuselöle (Chem.), flüchtige Öle, welche sich bei der weingeistigen Gährung der Maische bilden u. bei der Destillation der gegohrenen Flüssigkeiten mit dem Alkohol übergehen. Sie besitzen verschiedene Eigenschaften je nach dem Material u. entstehen unter gewissen, noch nicht genau ermittelten Verhältnissen, jedenfalls durch die Zersetzung zufälliger Beimengungen; sie sind die Ursache des den verschiedenen Branntweinsorten eigenthümlichen Aromas. Das Fuselöl des Kartoffelbranntweins ist unreiner Amylalkohol (Amyloxydhydrat), es ist in Wasser fast unlöslich, mit Alkohol aber in jedem Verhältniß mischbar, ist rothgelb u. riecht widerlich, Kopfweh u. Übelkeit erregend; durch Schütteln mit Wasser läßt es sich abscheiden. Der Getreidebranntwein enthält ein Fuselöl, welches aus einem Gemisch von Önanthäther, Amylalkohol u. einem im Getreide wahrscheinlich schon präformirten ätherischen Öl, dem Kornöl, neben Margarinsäure besteht; es bildet eine grünliche schmierige Masse von unangenehmem Geruch. Bei der Weingährung wird hauptsächlich Önanthäther erzeugt. Das Arom vieler anderer Branntweine, wie des Arak, Wachholderbranntwens etc. rührt jedenfalls von in den Pflanzen schon fertig gebildeten flüchtigen Stoffen her. Im Bier wird die Bildung des Fuselöls durch das im Hopfen enthaltene Hopfenöl verhindert.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 807.
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