[39] Geduld, die Fassung des Gemüths, wodurch dasselbe durch sittliche Kraft die unabwendbaren Leiden u. Widerwärtigkeiten erträgt. Nach der Heiligen Schrift ist die Weltregierung Gottes u. die Weltversöhnung Christi, welche die menschliche Schwachheit trägt u. den Sünder zur Buße leitet, der eigentliche Grund, auf welchem die G. des Christen beruht u. aus welchem sie sich entwickelt. Hiernach besteht die christliche G. nicht darin, daß sie jeden Schmerz unterdrückt u. in einer gewissen unthätigen Gleichgültigkeit verharrt, was von den Stoikern verlangt wurde, sondern darin, daß sie in der rechten Fassung, Demuth, Ruhe u. Freudigkeit jedes Schicksal hinnimmt. Schon in der alten Kirche wurde die G. von Tertullian u. Cyprian empfohlen u. im 15. Jahrh. gab St. Antoninus, Erzbischof von Florenz, 15 Hülfsmittel zur Ausübung der G. an. Die christliche Ethik begründet die G. als Tugend durch viele Stellen der Schrift, z.B. Röm. 2, 7. 5, 3. Col. 3, 12. etc.