Graupeln

[559] Graupeln, eine Mittelbildung zwischen Schnee u. Hagel; meist sind es vollkommen runde, nur selten etwas eckige Körner, von 1/2 bis 2 Linien im Durchmesser, undurchsichtig, oft ziemlich locker, mehr od. weniger der Weiße des Schnees sich nähernd u. nur bei größerer Dicke mit einer dünnen Eisschicht überzogen. Sie fallen meist im Winter u. Frühling u. dann gewöhnlich in Menge u. mit heftiger Luftbewegung (als Graupelwetter); doch auch mit Schnee od. Regen untermischt. Obgleich damit oft eine starke Elektricität verbunden ist, werden sie doch selten von Gewitttern begleitet. Die wahrscheinlichste Hypothese über die Entstehungsweise der G. ist die von Muncke: wenn im Winter od. Frühling die Strahlen der höher steigenden Sonne den Erdboden bedeutend erwärmen u. einen mit vieler Feuchtigkeit erfüllten aufsteigenden Luftstrom herbeiführen, so gelangt derselbe in die noch kalten höheren Regionen. Wegen der schlechten Wärmeleitung der Luft kühlt er sich aber nur langsam ab; dringt aber ein plötzlicher Windstoß aus den umgebenden kälteren Luftschichten ein, so erfolgt eine Vereinigung des Wasserdampfes zu Wasser, welcher bei der herrschenden Bewegung zu G. zusammensintert, während derselbe bei großer Ruhe der Atmosphäre zu regelmäßigen Schneekrystallen sich ausbilden würde. Der plötzliche Niederschlag vermehrt die Luftbewegung, u. es erhebt sich ein gewöhnlich nicht lange andauernder Sturm. Von dem quantitativen Verhältniß der eindringenden kalten Luft zu der wärmeren u. von der größeren od. geringeren Luftbewegung hängt es ab, ob sich der Wasserdampf in G. mit nachfolgendem Regen, od. in G. mit Schnee, od. in G. allein verwandelt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 559.
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