Hanefiten

[958] Hanefiten (Hanafiten, Hanafi), eine der vier orthodoxen Secten des Islam, die nach ihrem Stifter Abu-Hanifah-ben-Thabet mit dem Beinamen el-Numân benannt ist. Letzter war 699 n. Chr. in Kufah geb., widmete sich dem Studium der Theologie u. Jurisprudenz, nahm aber keine Richterstelle an, sondern beschränkte sich auf seine Thätigkeit als Lehrer. Weil er sich nicht zu der Lehre von der absoluten Prädestination bekennen wollte, ließ ihn der Khalif Al-Mansur ins Gefängniß werfen. Dasselbe geschah auch später unter Abdallah II., so daß Abu-Hanifah 767 n. Chr. in Gefangenschaft starb. 300 Jahre später, 1092 n. Chr., wurde ihm durch den Seldschukensultan Malik-Thah zu Bagdad ein prächtiges Mausoleum erbaut. H. gilt für den Sokrates der Muhammedaner. Er hielt sich in seiner Auffassung des Islam streng an den Koran u. die Tradition, leugnete jedoch die Prädestination des Menschen; er lehrte, daß die Sünde den Glauben nicht vernichte u. daß der Gläubige in Sünde verfallen könne. Seine Lehren zeichnete er im Mosnad auf. Der Hanifitische Ritus ist der herrschende im Türkischen Reiche.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 958.
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