Haussasprache

[102] Haussasprache, die Sprache der Neger von Haussa. Sie hat keinen Artikel. Die Substantiva haben ein doppeltes Genus, Masculinum u. Femininum; für ersteres ist die Endung i, für letzteres die Endung a gewöhnlich. Der Plural wird auf sehr verschiedene Art gebildet, z.B. dahki Haus, Plur. dakuna; aïki Werk, Plur. àïkoki; itschi Baum, Plur. itatua; dutschi Stein, Plur. duasu. Für die Casus gibt es keine Formen: der Genitiv steht nach seinem Substantiv, der Accusativ nach dem Verbum, der Dativ wird durch Präpositionen bezeichnet. Die Adjectiva stehen theils vor, theils nach dem Substantiv, mit welchem sie im Genus u. Numerus übereinstimmen. Sie haben keine Formen für die Steigerungsgrade. Die Zahlen sind: 1 deia, 2 biu, 3 uku, 4 hudu, 5 biat, 6 shitta, 7 bokoi, 8 tokos, 9 tarra, 10 goma, 20 ashirin, 30 tallatin, 40 arbaïn, 100 dahri. Die Ordinalia werden durch ein vorgesetztes na gebildet: na fabri der erste, na biu der zweite, na uku der dritte etc. Die persönlichen Pronomina sind ina Masc., nia, ta Fem. ich, ka Masc., ki Fem. du, shi, ya, sa er, ta, ita, taï sie, mu wir, ku ihr, su sie. Die Possessiva werden durch ein vorgesetztes n gebildet. Es gibt viele Demonstrativa, wie nga, nan, wonnan etc.; Relativa sind wa, Plur. sua u. wonna; Interrogativa mi, meh, wonna etc. Die Conjugation ist sehr unvollkommen, indem die Verba nach Modus, Person u. Numerus unveränderlich sind; nur wenige haben Formen zu Bezeichnung der Tempora, sonst wird das Präsens durch ein vorgesetztes na, das Präteritum durch ein vorgesetztes ka, das Futurum durch Wiederholung des Endvocals des Pronomen vor dem Verbum ausgedrückt, z.B. ina soh ich liebe, ka na soh du liebst, mu ka fitto wir haben verlassen, ni isob ich werde lieben, ka asoh du wirst lieben. Doch gibt es ein Passivum, welches durch ein vorgesetztes a (an, ang, am) aus dem Activum gebildet wird: ansoh geliebt werden. Die Adverbia zeichnen sich nicht durch besondere Formen aus; Präpositionen u. Conjunctionen sind selten. Der Anfang des Vaterunsers lautet: oba mu wondda keh tshiki alitshana, suna uka shi samma kĕao-kĕawa, d.h. Vater unser, welcher ist im Himmel, Name dein der bleibe heilig. Grammatik u. Wörterbuch von Schön, Lond. 1843.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 102.
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