Heraclēum

[249] Heraclēum (H. L.), Pflanzengattung aus der Familie der Umbelliferae-Peucedaneae, 5. Kl. 1. Ordn. L., Kelch fünfzähnig, Blumenblätter verkehrt eirund, ausgerandet, mit einwärts gebogenen Läppchen, die äußeren oft strahlend, zweispaltig, Striemen der Thälchen abgekürzt, meist keulig, übrigens wie bei Pastinaca, Blüthen weiß, grün od. gelblich; Arten: H. sphondylium (Unechte Bärenklaue), Heilkraut, häufig auf Wiesen, mit rauchhaarigen, gefiederten od. tieffiederspaltigen Blättern, die Fieder lappig od. handförmig getheilt, gesägt, Dolden strahlend, Blumenblüthen weiß od. mit zwei grünen Flecken an der Basis, od. hellgrün od. rosenroth, Früchte oval, stumpf, ausgerandet, mit zweistriemigen Thälchen; sonst als Herba et rad. brancae ursinae germanicae officinell, auch schon von griechischen u. römischen Ärzten angewendet. Die jungen Blätter werden als Gemüse genossen; aus den geschälten u. getrockneten Stängeln sondert sich eine süße, mehlige, in Persien u. Kamschatka als Zucker verwendete Substanz ab; aus Stängeln u. Wurzeln wird ein starker, wohlschmeckender Branntwein gewonnen. Auch H. flavescens Baumg. (H. sibiricum L.) soll sehr zuckerreich sein, sowie auch H. panaces L., H. asperum M, Bieberst., H. pyrenaicum Lam. wurde für die Mutterpflanze des Ammoniakgummi gehalten. Die Arten H. alpinum u. H. austriacum s. siifolium bilden bei Decandolle die Gattung Wendia, mit sehr kleinen od. ganz ohne Striemen. H. sibericum, neue, Futterpflanze, ist vollkommen ausdauernd u. gewinnt mit jedem Jahre an Kraft u. Ausbreitung, liefert ein zeitigeres Grünfutter als jede andere Futterpflanze, wird in ihrem jugendlichen Zustande von Kühen u. Schafen gern gefressen, während die älteren Blätter u. die Stängel noch Futter für Schweine abgeben, treibt sehr frühzeitig u. leidet nicht durch Frost.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 249.
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