Johannisjünger

[21] Johannisjünger, die Anhänger Johannis des Täufers, welche denselben für den Messias od. für einen Mensch gewordenen Engel hielten u. auch nach seinem Tode als eine gnostische Partei in Kleinasien fortdauerten; Spuren in der Apostelgeschichte u. in den Clementinen u. Recognitionen des Clemens u. sonst. Sie bestehen noch jetzt in Persien, wo Basra u. Suster ihre Hauptsitze sind, nennen sich selbst Nazaräer od. Mendäer, heißen bei den Muhammedanern Zabier (Sabäi), entweder nach den Sternanbetern des Koran od. vom chaldäischen Zebat (d. h. taufen), u. erhielten von den Missionarien, welche sie im 17. Jahrh. wieder auffanden u. dem Abendlande bekannt machten, den Namen Johannischristen. Nach ihrem gnostisch-theosophischen Lehrsystem, welches mit dem Zoroastrischen nahe verwandt ist, ist Johannes der Täufer ein fleischgewordener höherer Äon (Anusch), welcher die Menschen durch die Taufe für das Lichtreich weiht; Jesus dagegen ein von den Sternengeistern zur Verführung der Menschen gesandter falscher Messias. Die Taufe geschieht sogleich beim Kinde u. wird jährlich am großen Tauffeste, welches fünf Tage dauert, mit Vertheilung von Brod u. Wein aufs Neue an den Erwachsenen vorgenommen. Ihre Moral ist streng asketisch. Das Priesterthum in drei Graden, Bischöfe, Älteste u. Schüler, ist erblich u. geht immer auf den ältesten Sohn über. Neben dem Tauffeste feiern sie noch das Fest Adams od. der Weltschöpfung u. das Fest Johannis des Täufers, jedes drei Tage lang. Ihre heiligen Bücher, unter denen das vorzüglichste das Buch Adams (als Codex Nasiraeus herausgeg. von Norberg, Lund. 1815 f., 3 Thle.), außerdem Divan, Buch Johannis od. Unterhaltungen der Engel, Cholasteh, das Buch der Zeichen des Thierkreises, sind in einem eigenthümlichen aramäischen Dialekte geschrieben, welcher zwischen dem Syrischen u. Chaldäischen in der Mitte steht. Wegen ihrer gnostischen Lehren bestreiten Einige, wie Tychsen, Baumgarten-Crusius etc. ihre Abkunft von den alten Johannisjüngern. Vgl. Ignatii a Jesu, Narratio originis, rituum et errorum Christianorum St. Johannis, Rom 1652; Burkhardt, Les Nazoréens, Strasb. 1840.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 21.
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