Nazaräer

[728] Nazaräer (Nazarener), 1) Jesus, in Beziehung auf seinen Aufenthaltsort Nazareth; 2) Benennung der ersten Christen überhaupt als Anhänger Jesu von Nazareth, in beiden Fällen als Spottname; dann bes. 3) die Partei der Judenchristen, welche verlangte, daß von den zum Christenthum übertretenden Heiden nur ein Theil der jüdischen Gesetze beobachtet werde, Christum als ein höheres Wesen, Engel, Erzengel, von einer Jungfrau geboren, verehrten u. den Paulus als Apostel der Heiden anerkannten. Sie waren eine Abzweigung der Ebioniten (s.d.), jedoch etwas milder als diese, lebten Anfangs fast ausschließlich in Palästina auch nach der Eroberung der Römer, wurden erst seit Hieronymus als häretische Secte genannt u. bestanden als eine in inniger Liebe verbundene Partei unter den Juden in der Zerstreuung bis ins 7. Jahrh. Nach Hieronymus hatten sie ein besonderes hebräisch od. chaldäisch geschriebenes Evangelium (Evangelium an die Hebräer), welches sie für das des Matthäus ausgeben. Noch jetzt führen Christen in Asien den Namen N.; vgl. Schliemann, Die Clementinen, Hamb. 1841; 4) in Persien die Johannisjünger, s.d.; 5) in Spanien Büßende; gingen am Charfreitage mit fliegenden Haaren; 6) (Nachfolger Christi), neuere Secte in einigen Theilen Österreichs, welche 1860 das Ministerium als unzulässig erklärte.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 728.
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