Kalidāsas

[238] Kalidāsas, der ausgezeichnetste unter den Kunstdichtern des alten Indiens, welcher gegen Ende des 1. Jahrh. n.Chr. am Hofe des Königs Vikramaditya in Udschdschayini (Oujein) gelebt haben soll, wahrscheinlicher aber unter Samudragypta in der zweiten Hälfte des 2. Jahrh. n.Chr. blühte. Schönheit der Schilderungen, Zartheit des Gefühls u. Reichthum der Phantasie gibt sich in allen seinen Dichtungen kund Die trefflichste unter letzteren ist das Schauspiel Sakuntala, dasselbe wurde im Original mit französischer Übersetzung zuerst von Chézy (Paris 1830) herausgegeben u. darnach von B. Hirzel formgetreu übersetzt (Zürich 1833); schon vorher war die Dichtung durch die englische Bearbeitung von Jones (Calcutta 1789) u. die auf derselben beruhenden deutschen Übersetzungen von Forster (1790) u. Herder (1803) in Europa bekannt geworden. Nach einer neuen Recension mit wörtlicher deutscher Übersetzung herausgegeben von Böhtlingk (Bonn 1842), wurde es von Hammerich ins Dänische (Kopenh. 1845), von E. Meier (Tüb. 1851) u. Lobedanz (Lpz. 1856) ins Deutsche übertragen. In England gab Monier Williams den[238] Tert (Hertford 1853) u. eine freie englische Übersetzung (ebd. 1855) heraus. Außerdem dichtete K noch das Drama Kikramorvasi (d.i. die durch Heldenkraft gewonnene Urvasi), das bes. an lyrischen Schönheiten reich ist u. im Original von Lenz mit lateinischer Übersetzung (Berl. 1833), Bollensen (Petersb. 1846) u. Monier Williams (Lond. 1856) herausgegeben u. von Höfer (Berl. 1837) u. B. Hirzel (Frauenfeld 1838), ins Deutsche, von Cowell ins Englische (Herts. 1857) übertragen wurde u. die beiden epischen Dichtungen Raghuvansa (herausgeg. von Stenzler, Lond. 1832; auch von Indern herausgeg., Calcutta 1832), die mythische Geschichte der alten Herrscher von Ayodhya (Oude) behandelnd, u. Kumarasambhava, die Geburt des Kriegsgottes (herausgeg. von Stenzler, Lond. 1838) die lyrische Dichtung Meyhaduta (d.i. der Wolkenbote), welche von Wilson (mit freier englischer Übersetzung Calcutta 1813) u. von Gildemeister (Bonn 1841) herausgegeben u. deutsch von Max Müller (Königsb. 1847) u. Schütz (Bielefeld 1859), englisch von Wilson (2. Aufl. Lond. 1843) nachgebildet wurde. Sonst werden noch dem K. zugeschrieben ein kleineres Gedicht Srutabodha u. das Ritusamhara. d.i. der Lauf der Jahreszeiten (herausgeg. mit Übersetzung von Bohlen, Lpz. 1840, deutsch in Höfers Indischen Gedichten, ebd. 1844, 2 Thle.). Später wurden dem K. mehrere Gedichte (wie z.B. in Häberlins Kavya sangraha, Calcutta 1847) zugeschrieben, so das Intriguenlustspiel Malavika u. Agnimitra (herausgeg. von Tullberg, Bonn 1840, deutsch von Weber, Berl. 1858), welches zwar einem Kalidasa, aber einem späteren Dichter dieses Namens angehört, u. das Epos Nalodaya (herausgeg. von Benary, Berl. 1830; von Yates, Calc. 1844), ein Werk der absurdesten Wortkünstelei, welches die Sage von Nalas u. Damayanti behandelt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 238-239.
Lizenz:
Faksimiles:
238 | 239
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika