Reichthum

[958] Reichthum, ist der Besitz eines bedeutend größeren Vermögens, als zur Befriedigung der Lebensbedürfnisse nothwendig ist, dann dieses Vermögen selbst. Der Begriff des R-s ist daher ganz relativ; er richtet sich theils nach dem Verhältnisse des Vermögens zu den vorhandenen Bedürfnissen, welche bei fortschreitender Civilisation sich in der Regel vervielfältigen u. steigern; theils nach dem mittleren Maße der durchschnittlichen Vermögensverhältnisse; in einem reichen Lande od. in einer großen Stadt ist der noch nicht reich, welcher es in einem armen Lande od. in einer kleinen Stadt sein würde. Bestandtheil des R-s kann alles sein, was für die Befriedigung der Begehrungen u. den Genuß u. die Verschönerung des Lebens verwendbar ist u. einen Gebrauchs- u. Tauschwerth hat; je mehr sich die Verhältnisse des Verkehrs u. Handels entwickeln u. je mehr in Folge davon das Geld seine Function als allgemeines Tauschmittel erfüllt, desto mehr wird in der Regel der R. an Geld u. dem Geldwerth der Dinge gemessen; daher der steigende od. fallende Werth des Geldes ebenfalls auf die Schätzung seiner Größe von Einfluß ist. Der R. eines Landes (Nationalreichthum) besteht in der Summe der der Gesammtheit seiner Bewohner zustehenden, die Befriedigung der nothwendigen Bedürfnisse überschreitenden, also überschüssigen Besitzthümer; oft versteht man auch darunter ohne Rücksicht auf diesen Überfluß lediglich das Nationalvermögen selbst. Zur Production desselben wirken drei Klassen von Factoren zusammen: Natur, Arbeit u. Capital; die Größe des Nationalreichthums hängt von der Art ab, wie die unter diese drei Klassen fallenden Elemente zusammenwirken; ein von Natur reich gesegnetes Land mit faulen od. verschwenderischen Bewohnern wird daher ärmer bleiben, als ein von Natur karg bedachtes mit fleißigen u. sparsamen. Die Größe des Nationalreichthums als Summe betrachtet, entscheidet aber noch nichts über die Vertheilung desselben; große u. unvermittelte Gegensätze zwischen übermäßigem R. u. drückender Armuth sind ein sehr gefährlicher gesellschaftlicher Zustand. Der Gott des R-s hieß bei den Griechen Plutos (s.d.), vgl. Mammon.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 958.
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