[266] L'Enclos (spr. Langkloh), Anna, genannt Ninon de L., geb. 15. Mai 1616 in Paris, von adeligen Eltern; bildete früh den Geist durch das Studium der Werke von Montaigne u. Charron. Um unabhängig zu leben, gab sie ihr Vermögen auf Leibrenten u. schlug jede Ehe aus, ohne deshalb der freien Liebe zu entsagen. So wurde sie die französische Aspasia u. lebte in abwechselnder Verbindung mit den ausgezeichnetsten Männern des damaligen Frankreichs; zu ihren Anbetern gehörte Richelieu, Coligny, Villarceaux, Marquis von Sevigné, Condé etc.; selbst die gebildetsten Frauen ihrer Zeit rechneten sich es zur Ehre, mit ihr umzugehen.[266] Als schon ihre körperlichen Reize hingewelkt waren, drängte man sich zu ihren, stets Geist u. Anmuth athmenden Gesellschaften. Ausgezeichnete Talente (s. Voltaire) wurden von ihr protegirt. Der eine ihrer eignen Söhne, welcher auswärts erzogen wurde, verliebte sich, als er nach Paris kam, in sie, ohne sie als seine Mutter zu kennen, u. gab sich, als er das Geheimniß entdeckte, in Verzweiflung den Tod. Sie st. 17. Oct. 1706. Nach ihrem Tode kamen Briefe von ihr heraus (Lettres de N. de L. au Marquis Sevigné), deren Echtheit jedoch nicht erwiesen ist; auch schreibt man ihr eine kleine Schrift zu, unter dem Titel: La coquette vengée (1649). Von le Bret hat man ihre, auch ins Deutsche übersetzte Biographie, u. von de la Beaumalle ihre noch ausführlicheren Mémoires, ebenso von Mirecourt herausgegeben (Par. 1854).
DamenConvLex-1834: Ninon l'Enclos de · Enclos, Ninon de l'
Pierer-1857: Enclos [2] · Enclos [1]