Lüders

[572] Lüders, 1) Ludwig, geb. 1777 im Gothaischen; wurde 1796 Floßschreiber in Großenstein bei Altenburg, 1801 Kammerarchivar in Altenburg, 1814 Rath u. Kammersecretär u. st. 1822; er schr.: Europa's Palingenesie, Altenb. 1810, 3 Bde.; Pythagoras u. Hypatia, Lpz. 1809; Europa, genealogisches Taschenbuch, ebd. 1814–20; Diplomat. Codex, ebd. 1819–21, 2 Bde. (fortgesetzt von Rüder). 2) Alex. Nikolajewitsch von L., geb. 1790 in Rußland von deutschen Eltern, trat 1807 in russische Militärdienste, machte den Krieg in Finnland u. dann von 1812 an die Feldzüge gegen Napoleon mit; 1831 nahm er an der Spitze einer Infanteriebrigade bei dem Sturme auf Warschau mehre Redouten u. trug dadurch wesentlich zum Siege der russischen Waffen bei. Dafür kurz darnach zum Generallieutenant befördert, nahm er die nächsten Jahre die Stelle des Stabschefs des zweiten Armeecorps ein u. erhielt 1838 das Commando des fünften Infanteriecorps; 1843 führte er eine Division dieses Corps nach Kaukasien u. bestand 1841 wiederholt glückliche Kämpfe gegen Schamil, war namentlich auch an der Einnahme von Dargo betheiligt. Inzwischen zum General der Infanterie aufgerückt, unternahm er eine längere Reise nach Italien, befehligte dann wieder sein früheres in Bessarabien stationirtes Corps u. ging 1848 mit demselben über den Pruth, um mit Omer Pascha die Insurrection der Rumänen in den Donaufürstenthümern niederzuwerfen. Mit 40,000 Mann rückte er unter dem Befehle Paskiewitsch's 1849 in Ungarn u. Sibenbürgen ein, forcirte den Rothenthurmpaß, schlug Bem bei Schäßburg u. Stolzenberg u. beendete, nachdem er sich im Juli mit dem österreichischen Feldmarschalllieutenant Puchner u. darauf mit dem russischen General Rüdiger vereinigt, die Insurgentenarmee gesprengt u. die Occupation des Landes vollendet hatte, mit der Gefangennahme Görgey's den Feldzug. Bei Beginn: der Verwickelungen an der Donau wurde er mit seinem Corps unter den Befehl Gortschakows gestellt, ging im März 1854 mit 25,000 Mann bei Galacz. u. Braila über die Donau, drang in die Dobrudscha vor u. rückte im Mai, nachdem er den Trajanswall besetzt u. ein gluckliches Gefecht bei Tschernawoda bestanden hatte, zur Deckung der Belagerung von Silistria, auf dem rechten Donauufer bis in die Nähe dieser Festung. Seit Gortschakow den Befehl in der Krim übernahm, commandirte L. die Armee in Bessarabien u. hatte sein Hauptquartier erst in Kischenew, seit Juli 1855 in Odessa u. zuletzt in Nikolajew, wo ihm auch die Leitung der ausgedehnten Vertheidigungsanstalten übertragen ward, welche seit dem Falle Sebastobois u. der Einnahme von Kinburn hier betrieben wurden. Anfang 1856 wurde L. an Gortschakows Stelle Befehlshaber der gesammten Südarmee u. erhielt bei der im April 1856 nach dem Friedensschlusse erfolgenden neuen Formation der russischen Armee[572] das Commando der aus dem 4.–6. Armeecorps bestehenden zweiten Armee, reichte aber dann wegen An Augenschwäche den Abschied ein u. ging 1857 zu seiner Heilung nach Italien.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 572-573.
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