Lamprecht

[71] Lamprecht, 1) L. der Pfaffe, mittelhochdeutscher Dichter, geistlichen Standes, welchem das Alexanderlied aus dem Anfang des letzten Viertels des 12. Jahrh. zugeschrieben wird. Schon Rudolf von Ems in der ersten Hälfte des 13. Jahrh. hielt die Dichtung für das Werk eines deutschen Dichters dieses Namens, wogegen Neuere die Ansicht ausgesprochen haben, daß unter Lamprecht wohl der französische Clerc Lampert zu verstehen sei, der um dieselbe Zeit in der That auch eine altfranzösische Alexandreïs dichtete. Der deutsche Dichter gibt als seine nächste Quelle das Welsche Buch eines Elberich von Bisenzun (Aubri de Besançon, nicht Alberich von Vicenza) an. Das Alexandergedicht des L., herausgegeben zuerst von Maßmann in den Denkmälern deutscher Sprache u. Literatur (Münch. 1828, Heft 1), u. den Deutschen Gedichten des 12. Jahrh. (Ouedliub. 1837, Bd. 1) aus einer Strasburger Handschrift, deren Lücken aus der Vorauer Handschrift von Diemer (deutsche Gedichte des 11. u. 12. Jahrh., Wien 1849) ergänzt wurden, mit Übersetzungen u. Erläuterungen von Weismann, Frankf. 1850, 2 Bde. 2) L. von Regensburg, mittelhochdeutscher Dichter, ein Franciscanermönch, der noch kurz vor dem Schlusse des 13. Jahrh. ein geistlich-allegorisches Gedicht, die Tochter von Sion, verfaßte, in welchem der Seele Vermählung mit Gott versinnlicht wird. Bruchstücke in Hoffmanns Fundgruben, Bd. 1.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 71.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: