[195] Methylamin (Formylin, Methylēnammon, Methyliak), C2H5N = NH2 + C2H3 = NH3 + C2H2, eine von Wurtz entdeckte, dem Ammoniak höchst ähnliche Ammoniakbase, welche zu betrachten ist als Ammoniak, in welchem 1 Äquival. Wasserstoff durch 1 Äquival. Methyl substituirt ist. Man gewinnt es durch die Einwirkung von Kali auf cyansaures od. cyanursaures Methyloxyd od. Methylharnstoff, od. das Amid der Essigsäure; ferner bei der Einwirkung von Ammoniak auf Brommethyl, bei der Zersetzung des Casseïns, Morphins u.a. Alkaloide durch Kalihydrat, des Kreatins u. Sarkosins durch Natronkalk od. Salpetersäure. Aus dem salzsauren Salze erhält man es durch Erhitzen mit Ätzkalk. Das M. ist ein farbloses, dem Ammoniak sehr ähnlich riechendes Gas, welches sich bei 0° zu einer farblosen Flüssigkeit condensirt; das specifische Gewicht des Gases ist 1,081, löst sich in großer Menge in Wasser auf u. ertheilt diesem einen kaustischen Geschmack; es reagirt stark alkalisch u. gibt mit Salzsäuredämpfen weiße Nebel, wie Ammoniak; es läßt sich entzünden u. brennt mit gelber Flamme. Die wässerige Lösung fällt die meisten Metallsalze, die Niederschläge mit Kadmium-, Nickel- u. Kobaltsalzen sind aber im Überschuß nicht löslich; Chlorsilber löst es mit Leichtigkeit auf. Mit Kalium erhitzt, zerfällt es in Cyan u. Wasserstoff. Durch glühende Röhren geleitet, zerfällt es in Blausäure, Ammoniak, Grubengas u. Wasserstoff. Salzsaures M., C2H5N, HCl, krystallisirt in perlmutterglänzenden Blättchen u. zerfließt an der Luft; mit Platinchlorid bildet es ein Doppelsalz, welches in goldgelben Schuppen krystallisirt (C2H5N, HCl + PtCl2). Mit Kohlensäure verbindet sich das M. in mehren Verhältnissen. Schwefelsaures M., C2H5N, SO3 + HO, ist nicht krystallisirbar, bildet, mit cyansaurem Kali zusammengebracht, Methylharnstoff (s.d.). Bei der Einwirkung von Jod auf M. bildet sich Biiodmethylamin, C2 (H3 . I2) N.