Michaud

[235] Michaud (spr. Mischoh), 1) Claude Ignaz François, Baron M.), geb. 1751 in Chauxneuve; vertheidigte 1790 die Pässe von Porrentruy, wurde Brigade- u. im September desselben Jahres Divisionsgeneral u. 1794 Pichegrüs Nachfolger als Obergeneral der Rheinarmee, siegte am 13. Juli bei Schänzel u. Trippstadt über die Österreicher; verlor zwar am 19. u. 20. September gegen die Preußen die Schlacht von Kaiserslautern, nahm aber schon am 21. Dec. den Brückenkopf von Manheim; 1795 verlor er den Oberbefehl u. ging als Divisionsgeneral zur Nordarmee, wo er Vließingen eroberte; er wurde 1797 Oberbefehlshaber in Flandern, 1798 Commandeur der nach Irland bestimmten Expedition, 1800 in Italien, 1804 Baron, 1805 Oberbefehlshaber der französischen Truppen in Holland, 1808–13 Gouverneur der Hansestädte, 1816 Generalinspector der Infanterie u. st. 1833. 2) Joseph François, geb. 19. Juni 1767 zu Albens in Savoyen, kam 1791 nach Paris, neigte sich bald hier zum Royalismus u. machte sich bald als Redacteur mehrer Journale, namentlich der Quotidienne, bekannt; er wurde 1795 zu Chartres verhaftet u. zum Tode verurtheilt, entkam jedoch u. erschien 1796 wieder, wo das Urtheil cassirt wurde. Bald wurde er von der Regierung von Neuem verfolgt u. 1797 zur Deportation nach Cayenne verurtheilt, entfloh jedoch in die Schweiz, wo er das Gedicht Le printemps d'un proscrit schrieb u. Verbindungen mit Ludwig XVIII. anknüpfte. 1799 kehrte er nach Paris zurück, wurde 1814 Generalcommissär der Journale u. (bis 1827) Vorleser des Königs, ging während der Hundert Tage in das Departement Saône u. Loire u. wurde nach der zweiten Restauration Deputirter. Er unternahm 1829–31 selbst eine Reise nach dem Orient, Palästina, Syrien u. Ägypten u. st. 1. Octbr. 1839 in Passy. Er schr. Voyage lit. faite en 1787 au Montblanc, 1791; Hist. des progrès et de la chute de l'empire de Mysore sous le regne d'Hyder Ali et de Tippoo Saib, Par. 1804, 2 Bde.; Biographie moderne, 1802, 4 Bde.; Hist. des Croisades, ebd. 1812–17, 3 Bde.; 6. Ausg. ebd. 1840–48, 6 Bde., auch 1854, 4 Bde. (deutsch von Ungewitter u. L. G. Förster, Quedlinb. 1827–32, 7 Bde.); Hist. des XV semaines, 1816, wovon in Kurzem 27 Anflagen erschienen; Bibliothèque des Croisades, Par. 1830, 4 Bde.; mit Poujoulat Correspondance de l'Orient 1830, ebd. 1830–38, 7 Bde., u. Collection de mémoires pour servir à l'hist. de France depuis le 13. siècle, 1835–39, 20 Bde. 3) Louis Gabriel, Bruder des Vor., geb. 1772 in Bourg-en-Bresse, diente mehre Jahreals Offizier in den republikanischen Armeen u. wurde dann Buchdrucker u. Buchhändler in Paris. Hier zeigte er sich als strenger Royalist u. hatte mehrfache Einkerkerungen deshalb unter der Republik u. Napoleon zu erdulden. Er empfing 1814 den Titel als königlicher Buchdrucker, welcher ihm aber bald wieder entzogen wurde, u. st. 1858 in Ternes bei Paris. Am bekanntesten machte er sich als Verleger u. Herausgeber der Biographie universelle, 1811–1833, 55 Bde. (2. Aufl. 1844 ff., 1.–15. Bd.), Suppl. 1834–54, 30 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 235.
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