Cayenne [1]

[785] Cayenne (spr. Kajenn), 1) (Französisch Guyana), französische Colonie an der NOKüste von Südamerika, 1400 QM.; besteht aus dem Küstenlande am Atlantischen Ocean (im SO. u. S. an Brasilien, im W. an Niederländisch Guyana grenzend), der gegenüber liegenden gleichnamigen Insel u. mehreren kleineren Inseln (L'enfant perdu u.a.); Gebirge: Serra Tumucurague (theilweis die SGrenze gegen Brasilien bildend); Flüsse: Cayenne, Marony (westlich die Grenze gegen Niederländisch Guyana bildend), Oyapak (OGrenze gegen Brasilien), Oyague, Sinamari, Mana; Klima: sehr heiß u. durch die häufigen Überschwemmungen namentlich für Europäer höchst ungesund (Wechselfieber, Faulfieber, Sonnenstich, Ruhr): Boden: an der Küste u. den Flüssen sumpfig, gegen S. u. W. gebirgig, aber durchaus fruchtbar u. von der üppigsten Vegetation; Producte: Cacao, Zucker, Baumwolle, Gummata, Kaffee, Ebenholz, Mais, Reis, Manioc, Öle, Pfeffer (der berühmte Cayennepfeffer), Vanille u. viele andere Gewürze, Farbehölzer, Indigo, Arzneipflanzen, Bau- u. Nutzholz, in neuester Zeit auch Gold; 18,000 Ew. C. ist der Deportationsort für französische (seit dem Staatsstreich vom 2. Dec. 1851 namentlich für politische) Verbrecher; des ungesunden Klimas halber ist diese Maßregel der Regierung mehrseitig den heftigsten Angriffen ausgesetzt gewesen. 1853 belief sich die Gesammtzahl der theils auf dem Festlande, theils auf den verschiedenen Inseln untergebrachten Deportirten auf mehr als 2000. 2) Fluß in der gleichnamigen französischen Colonie, mündet in den Atlantischen Ocean; 3) Insel an der NOKüste der gleichnamigen französischen Colonie, durch die Mündungen der Flüsse C. 2) u. Oyague gebildet, vom Kanal La Crique fouillée durchzogen,31/2 Ml. lang, 2 Ml breit, von sehr häufigen Regengüssen heimgesucht; 4) Stadt auf der NWSeite der gleichnamigen Insel u. Hauptstadt der gesammten Colonie, in ungesunder Lage, zerfällt in die Alt- u. Neustadt; in der ersteren das Gouvernementspalais u. Jesuitencollegium, in der letzteren eine Kirche; zwischen beiden die mit Orangenbäumen bepflanzte Place d'armes; seichter Hafen, durch das Fort Louis vertheidigt; Handel mit den Landesproducten u. Eisenwaaren; 6000 Ew., darunter mehrere Tausende ehemalige Negersklaven. – Die Franzosen besetzten u. colonisirten C. seit 1625, verließen es 1654, worauf es die Engländer besetzten, aber 1664 wieder verließen; worauf es 1676 die Holländer u. 1677 wieder die Franzosen nahmen. 1809 wurde es von den Briten angegriffen u. der französische General Hugues capitulirte im März nach tapferer Gegenwehr, doch wurde C. im Frieden zurückgegeben.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 785.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: