Minne

[299] Minne 1) ursprünglich so v.w. Erinnerung, Andenken; bei den alten Deutschen war es bei Opfern u. Gelagen Sitte, der Götter od. verstorbener Genossen mit einem Becher zu gedenken, was man Minne trinken nannte. Nach Annahme des Christenthums wurde an Wuotans, Donars etc. Stelle die M. Christi, der Maria u. der Heiligen, namentlich aber die M. des Apostels Johannes od. der heiligen Gertrud getrunken. In Deutschland jedoch entwickelte sich bald für das Wort M. 2) die Bedeutung von Liebe (als persönliche u. bes. geschlechtliche Zuneigung im Gegensatz zu Haß) u. als im 12. u. 13. Jahrh. der Frauendienst sich bis zur Schwärmerei steigerte, ja selbst bis zur Thorheit u. unsittlichen Verirrung fortschritt, wurde von den deutschen Lyrikern, den Minnesängern (s.d.), die M. oft auch als Frau M. personificirt, bis endlich das Wort M. einen tadelnden Nebensinn des blos sinnlichen Genusses erhielt u. für seine frühere edlere Bedeutung das Wort Liebe eintrat. Erst durch die Dichter des 18. Jahrh. wurde dem Worte seine alte Würde wiedergegeben, doch ist es nur der Dichter spreche verblieben.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 299.
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