Moiriren

[354] Moiriren (v. fr., spr. moariren, wässern), seidenen, leinenen, baumwollenen u. dünnen wollenen Zeugen u. Bändern ein flammiges od. wolkiges Ansehen (Moirirung, Moiré), geben. Der eigenthümliche, schöne Lichteffect wird durch Plattdrücken der Schußfäden hervorgebracht, indem man die Zeuge mit einer klebrigen Feuchtigkeit, z.B. einer Auflösung von Gummi u. Flöhsamen, benetzt, halb abtrocknen läßt u. heiß preßt od. kalandert; das Plattdrücken darf aber nicht in Parallellinien zu den Schußfäden stattfinden, sondern an verschiedenen Stellen desselben Fadens in verschiedenem Maße, was erreicht wird, wenn man das Zeug doppelt legt, so daß die rechten Seiten sich berühren u. so durch die Walzen der Kalander hindurchgehen läßt, wobei beide Lagen sich gegenseitig moiriren. Läßt man das Zeug blos einfach durch die Walzen gehen, so muß man ihm vor seinem Eintritte in die Walzen eine geringe hin u. her gehende Verschiebung ertheilen, od. es über eine ausgeschweifte Eisenschine streichen lassen, wodurch ebenfalls die Schußfäden etwas verschoben werden. Zum M. der Bänder verwendet man ebenfalls eine Cylindermaschine od. eine Schraubenpresse (Moirirpresse), in welcher das Band, mit Wasser eingesprengt u. wieder getrocknet u. zusammengelegt, in einer Länge von mehren hundert Ellen zwischen zwei Bretchen eingesetzt u. mit diesen zwischen zwei erhitzten Eisenplatten gepreßt wird. Zum M. seidener Zeuge hat man die Moirirmaschine, welche der Cylindermaschine ähnlich ist, aber nur einen metallenen Cylinder hat, der zwischen zwei spiegelglatten eisernen Platten geht. In einer Art seidener Gaze entsteht die Moirirung schon beim Weben; es wird diese Gaze aus einem Faden gewebt, welcher aus einem stärkeren u. aus einem seinen Rohseidenfaden zusammengezwirnt ist, daß sich letzterer schraubenförmig um den ersteren herumlegt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 354.
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