Pfeiler

[942] Pfeiler, frei od. an einer Wand stehende, vier od. vieleckige Stützen von Mauerwerk, od. aus ganzen Steinblöcken. Sie dienen, freistehend, zur Unterstützung von Bogen u. Gewölben. Bei bedeckten Gängen werden sie anstatt der Säulen angewendet u. erhalten dann gewöhnlich einen Fuß mit Sockel u. Ablauf u. ein Capitäl mit mehren Gliedern. Ihre Entfernung von einander, von Mitte zu Mitte (Spann- od. Pfeilerweite), ist weniger von ästhetischen Rücksichten als von der Zweckmäßigkeit u. Solidität bedingt. Ganz bes. wichtig sind in dieser Beziehung die Brückenpfeiler; da sie meist einen sehr beträchtlichen Druck, ja theilweise selbst einen starken Seitenschub von den darauf liegenden Bögen aufnehmen müssen, so erhalten sie nicht allein eine entsprechende Dicke, sondern auch vor Allem ein ganz sicheres Fundament (s. Grundbau); bei der Bestimmung der Spannweite u. Pfeilerstärke ist die durch die P. eintretende Verengung des Flußbettes, die dadurch bedingte Aufstauung des Wassers bei Hochfluthen, die Erfordernisse der Schifffahrt etc. ins Auge zu fassen. Zu beiden Seiten der Brücke treten die P. in der Stromrichtung etwas vor; das stromaufwärtsliegende Vorhaupt (Vorderpfeiler) wird wegen des Eisstoßes gewöhnlich halbrund gemacht; stromabwärts liegt das Hinterhaupt (Hinterpfeiler); beide werden aus Quadern aufgeführt, welche unter sich noch verklammert werden, u. durch Spundwände gegen Unterwaschung sorgfältig geschützt; s.u. Brücke I. A) a). Die P., welche an Mauern stehen, sind entweder Pilaster (s.d.), od. es sind Stütz- od. Strebepfeiler, u. dienen zur Verstärkung der Mauern, welche einen Gegendruck auszuhalten haben, wie z.B. bei altdeutschen Kirchen, bei Futtermauern, Ufer- u. Kaimauern etc. Sie werden dann von Mauerwerk von unten nach oben schräg zulaufend aufgeführt u. durch starke Bindesteine mit der Mauer verbunden. Eckpfeiler sind gleichseitige P. an der Ecke eines Gebäudes od. am Ende einer Pfeiler- od. Säulenreihe, bes. bei der Ionischen Säulenstellung anwendbar, wo das Capitäl so gestaltet ist, daß es sehr schwierig wird, beide Fronten passend zu vereinigen. Das zwischen zwei Öffnungen einer Mauer, z.B. zwischen zwei Fenstern, befindliche Stück Mauer heißt P. od. Schaft, so z.B. Fensterpfeiler od. Fensterschaft; Eckschaft ist der Fensterpfeiler zwischen der Hausecke u. dem letzten Fenster; der Festigkeit wegen ist er breiter als die übrigen Fensterschäfte. 2) (Bergb.), zur Unterstützung der Grubendecke stehengelassene Partien des Gesteines; 3) ein freistehender, hölzerner Ständer, welcher einen langen Balken in der Mitte unterstützt; 4) vier zierlich gearbeitete Stücken Messing, welche die beiden Uhrplatten vereinigen; auf der einen Platte, der Pfeilerplatte, sind sie fest genietet, mit ihren Köpfen od. Zapfen gehen sie durch die andere od. Unruhplatte, welche durch vorgesteckte Stiftchen an den P-n festgehalten wird. Die Länge der P. zwischen beiden Platten heißt die Pfeilerhöhe (Pfeilerleere); 5) so v.w. Piladen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 942.
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