Phenylharnstoff

[46] Phenylharnstoff (Phenylcarbamid, Anilinharnstoff, Carbanilamid), C2H3 (C12H5) N2O2, ein zusammengesetzter Harnstoff, wird aus dem Nitrobenzamid durch Schwefelammonium erhalten. Er krystallisirt in farblosen Säulen, ist in Wasser, Alkohol u. Äther leicht löslich, seine alkoholische Lösung färbt sich rasch roth; er schmilzt bei 72° u. verliert über 100° 2 Atome Krystallwasser. Beim Erhitzen mit Natronkalk entweicht Ammoniak, u. es bildet sich phenylcarbamidsaures Natron, welches bei weiterem Erhitzen kohlensaures Natron u. Phenylamin liefert. Mit Säuren bildet der P. sauer reagirende Salze, mit Platinchlorid gibt die Lösung einen orangegelben krystallinischen Niederschlag. Einen dem P. identischen Körper, welcher sich jedoch nicht mit Säuren verbindet, erhält man durch Einleiten von Cyansäuregas in trockenes Phenylamin. Bei der Destillation des P. entsteht der Diphenylharnstoff (Carbanilid, Diphenylcarbamid); er krystallisirt in glänzenden Nadeln, welche bei 205° schmelzen, ohne Zersetzung destillirbar sind u. sich in Wasser wenig, in Alkohol u. Äther leicht lösen. Phenyläthylharnstoff, Phenyläthylcarbamid, C2H2 (C12H5, C4H5) N2 O2, entsteht beim Auflösen von Phenylamin in cyansaurem Äthyloxyd; bildet farblose Krystalle, zerfällt durch Kalilauge in Phenylamin, Äthylamin u. Kohlensäure. Werden im Diphenylharnstoff die 2 Atome Sauerstoff durch 2 Atome Schwefel ersetzt, so entsteht Diphenylsulsocarbamid; es bildet sich beim Vermischen von Schwefelkohlenstoff mit Phenylamin, krystallisirt in Tafeln von eigenthümlichem Geruch, schmilzt bei 140° u. destillirt ohne Zersetzung.

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Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 46.
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