Recamier

[873] Recamier (spr. Rekamich), 1) Jos. Claude Anthelme, geb. 1774 in Paris; war Professor der Medicin am Collège Royal de France u. der Medicinischen Klinik an der Facultät u. Arzt am Hôtel Dieu, wurde 1831 seiner Professur entsetzt, weil er sich weigerte der neuen Regierung den Eid zu leisten, später jedoch wieder aufgenommen u. st. 28. Juni 1852; er schr.: Rech. sur le traitement du cancer par la compression, Par. 1829, 2 Bde., 2. Aufl. 1835; De l'insecte de la gale ebd. 1834; Nouveau traité d'anatomie et de physiologie végétale, ebd. 1835, 2 Bde.; Rech. sur la conduite à tenir dans le cholera asiatique, ebd. 1849. 2) Jeanne Francoise Julie Adelaide, geb. Bernard, geb. 1780 in Lyon, wurde sehr jung an den reichen Banquier R. in Paris verheirathet; ihr Geist machte ihre Salons bald zu den besuchtesten in Paris, u. von Gelehrten u. Dichtern umgeben, hielt sie in der Weise der Dudeffants u. Geoffrins des 18. Jahrh. ein Bureau d'esprit. Ohne je ein Buch veröffentlicht zu haben, erlangte sie einen bedeutenden Einfluß auf die Französische Literatur u. wirkte namentlich auf die Bildung Chateaubriands, auf Ballanches u. die Frau von Staël entschieden ein. Als Napoleon ihren, des Royalismus verdächtigen Vater absetzte, erhob ihr Salon sich gegen den Kaiser, worauf sich dieser dadurch rächte, daß er das Haus R. bei einer Handelskrise ohne Unterstützung ließ, daß es fallirte. Die R. trug dieses Unglück mit Fassung u. lebte, so lange Napoleon regierte, theils in Coppet bei der Staël, theils in Lyon, machte aber auch größere Reisen. Nach der Restauration eröffnete sie ihren Salon in Paris wieder, welcher lange Zeit ein Vereinigungspunkt der gebildeten Welt war. Sie st. 1849.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 873.
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