Sinōpe

[132] Sinōpe, 1) Stadt in Paphlagonien am Schwarzen Meere, auf einer Halbinsel (Sinopischer Chersones) lag in einer anmuthigen, gartenreichen Umgebung, hatte zwei Häfen u. blühte bes. durch den Handel; j. noch S. (Sinap, Sinabe), Stadt im türkischen Ejalet Kastamuni (Kleinasien), auf einer Landzunge am Schwarzen Meer, der Südspitze der Halbinsel Krim gegenüber, Sitz eines griechischen Erzbischofs, mit Hafen, Schiffswerften, ansehnlichem Handel mit Schiffsbauholz u. 6000 Ew. S. war Geburtsort des Kynikers Diogenes, des Komikers Diphilos u. des Königs Mithridates. – S. sollte von Milesiern unter Autolykos, nach Andern von dem Koer Kritias gegründet u. nach Sinope, der Tochter des Ares u. der Ägina, welche Apollo geraubt u. mit welcher er hier den Syros gezeugt hatte, genannt worden sein. Die erste Gründung erfolgte 751 v. Chr.; die zweite, nach vorausgegangener Zerstörung durch die Kimmerier, 632 v. Chr. Autolykos wurde hier als Heros verehrt u. hatte ein Orakel hier. S. erwarb sich allmälig ein eignes Gebiet, welches bis zum Halys reichte, u. schickte viele Colonien, wie Kotyora, Trapezunt, Kerasus, an der Küste östlich hin aus. Nachher wurde S. von dem pontischen König Pharnakes unterworfen u. unter Mithridates dem Großen, welcher hier geboren war u. sie vergrößerte u. verschönerte, Residenz der Könige von Pontos, bis sie Lucullus nach Besiegung des Mithridates für die Römer eroberte, welche 45 v. Chr. eine Colonie (Colonia Julia Caes. Felix S.) dahin schickten. Der Handel fing allmälig an sich nach Byzanz u. in die Nachbarstädte zu ziehen, auch wurde Amasia an S-s Stelle Hauptstadt der nachmaligen Provinz Honorias, doch wurde noch ein ergiebiger Fischfang, bes. auf Thunfische, hier getrieben. In der mittleren Zeit machte S. einen Theil des Trapezuntischen Reichs aus u. hatte unabhängige christliche Fürsten, welche mächtig zur See u. als Freibeuter berüchtigt waren. Der letzte derselben, Ismael, lieferte 1461 freiwillig die Stadt in Muhammeds II. Hände. Hier wurde am 30. Novbr. 1853 eine türkische Flottenabtheilung unter Osman Pascha durch die Russen unter Admiral Nachimow gänzlich vernichtet. Die Stadt S. ward größtentheils ein Raub der Flammen. Vgl. Sengebusch, Sinopicae quaestiones, Berl. 1846. 3) s.u. Sinnessa.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 132.
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