Staupitz

[713] Staupitz, Johann von S., geb. in Meißen, trat in den Augustinerorden u. studirte auf mehren Universitäten, zuletzt seit 1497 in Tübingen Theologie u. wurde Prior im Augustinerkloster in Tübingen; zum Kurfürsten Friedrich von Sachsen berufen, wirkte er 1501 der neu errichteten Universität in Wittenberg die Privilegien vom Papste aus, wurde 1502 Professor in Wittenberg u. 1503 von dem Capitel in Eschwege zum Generalvicarius des Augustinerordens für Deutschland gewählt, als welcher er häufig Visitationsreisen in den Klöstern machte, u. wohnte 1512 an der Stelle des Erzbischofs von Salzburg einem Lateranischen Concil bei; 1505 lernte er Luthern in Erfurt kennen u. veranlaßte 1508 dessen Berufung nach Wittenberg. Hier lebte er mit Luther in freundschaftlichem Verkehr u. bestellte denselben 1516, als er für den Kurfürsten eine Reise nach den Niederlanden unternahm, zu seinem Vicar in Thüringen u. Sachsen. Obgleich S. sich nachher nicht als einen öffentlichen Anhänger Luthers bekannte, so billigte er doch dessen Theses gegen den Ablaß. Zu Augsburg sprach er 1518 dafür, daß Luther nicht ungehört verdammt wurde; doch, einen übeln Ausgang der Sache fürchtend, zog er sich, nachdem er 1520 das Generalvicariat niedergelegt hatte u. Benedictiner geworden war, mach Salzburg zurück, wurde dort Hofprediger des Erzbischofs Lang u. 1522 Abt des Benedictinerklosters daselbst; er st. 28. Dec. 1524. Die kleinen Schriften, welche man von ihm hat (Von der Nachfolge des willigen Sterbens Christi, 1515, Von der holdseligen Liebe Gottes, 1518, Vom heiligen christlichen Glauben, herausgegeben von G. Arnd), haben einen mystischen Anstrich; vgl. Vita Staupitii, in Adami vitae theologorum; G. H. Götze, De J. Staupitio, Lübeck 1714.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 713.
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