[911] Straubing, 1) Verwaltungsdistrict u. Landgericht im baierschen Kreise Niederbaiern, 8,19 QM., 20,311 Ew.; 2) Hauptstadt hier u. unmittelbare Stadt, an der Donau u. an der Eisenbahn von Regensburg nach Passau (Linz-Wien etc.), in ebener, sehr getreidereicher Gegend, hölzerne Brücke, von welcher angeblich Agnes Bernauer (s.d.) herabgestürzt wurde (doch floß die Donau damals eine Stunde entfernt von S.); ist Sitz der Bezirks- u. Magistratsbehörden, hat Schloß, 200 Fuß hohen Stadtthurm, sieben Kirchen (darunter die 14921512 erbaute gothische St. Jakobskirche, die 1430 erbaute Karmeliter-, jetzt Gymnasialkirche mit dem Grabmale Herzog Albrechts II., die 1436 erbaute Begräbnißkapelle der Agnes Bernauer mit deren Denkmal auf dem Kirchhofe, die 1853 eingeweihte protestantische Kapelle), vier Klöster, mehre Hospitäler u. Wohlthätigkeitsanstalten, Gymnasium, eine Lateinische, Landwirthschaftliche u. Gewerbschule, Schullehrerseminar, Seidenbandweberei, Gerberei, Brauerei, lebhaften Handel mit Vieh u. Getreide; 10,730 Ew. S. ist Geburtsort Fraunhofers u. war früher Hauptstadt von Niederbaiern, später des Regenkreises. Zur Römerzeit lag hier Serviodurum, nach Andern die Castra Augustana; 998 schenkte Herzog Heinrich III. von Baiern Altstraubing seinem Bruder Bruno, Bischof von Augsburg, 1208 kaufte es Herzog Ludwig I. dem Domcapitel wieder ab u. begann die neue Stadt zu bauen. Bei der Theilung Niederbaierns 1353 wurde eine Linie Baiern-S. von Wilhelm u. Albrecht gegründet, welche 1425 mit Johann I. ausstarb, s. Baiern (Gesch.). Darauf entstand ein Streit über S., s. ebd. 1435 wurde hier Agnes Bernauer (s.d.) ertränkt. 1633 ergab sich S. dem Herzog Bernhard, wurde aber 1634 von dem kaiserlichen General Aldringer wiedergenommen; 1742 wurde sie von dem Feldzeugmeister Grafen von Wurmbrand vergebens belagert, 1743 aber von Seckendorf u. Khevenhüller durch Accord genommen u. die Festungswerke zum Theil demolirt. 1744 verließen die Kaiserlichen S. wieder u. die Baiern besetzten es.
Pierer-1857: Baiern-Straubing