Wilhelm [1]

[215] Wilhelm (althochd. Willhelm. franz. Guillaume, engl. William), deutscher Name, bedeutet angeblich der mächtige Beschützer. Im 12. Jahrh. war dieser Name in Frankreich so allgemein, daß, als einst der Herzog Heinrich von der Normandie dem französischen Adel ein Banket gab u. die Gleichnamigen an besondere Tafeln setzen ließ, sich unter den Gästen allein 110 des Namens W. fanden. I. Fürsten. A) Könige: a) von Deutschland: 1) W. von Holland, Sohn des Grafen Florent IV. von Holland, geb. 1227, folgte 1234 seinem Vater als Graf von Holland, wurde 1247 nach Heinrich Raspe gegen Friedrich II zum deutschen König gewählt u. 1248 in Aachen gekrönt, da aber die größere Anzahl der Stände sich für Friedrich II. erklärte, so sah sich W. genöthigt nach Holland zurückkehren. Nach Friedrichs 11. Tode, 1250, stritt W. mit Konrad IV. um die Kaiserkrone u. wurde auch nach dessen Tode 1254 von den meisten Fürsten anerkannt; er fiel 1256 gegen die Friesen, s. Holland S. 478 u. Deutschland S. 39 f. Er war vermählt seit 1252 mit Elisabeth von Braunschweig (st. 1266). b) Von England u. Großbritannien: 2) W. I. der Bastard, der Eroberer, geb. 1016 (1027) in Falaise, natürlicher Sohn des Herzogs Robert II. von der Normandie u. Arlete, einer Bürgerstochter aus Falaise; da der Herzog keine ehelichen Söhne hatte, folgte ihm W. 1033 als W. II. in der Normandie (s.d. S. 110). Mit dem König Eduard III. bekannt geworden, soll ihm dieser, da er keine Kinder hatte, die Krone Englands versprochen haben; als daher Eduard 1066 starb u. sich Graf Herald von Wessex auf den Thron setzte, sammelte W. ein Heer, landete 27. Sept. 1066 zu Pevensy bei Hastings, besiegte in einer Schlacht 14. Oct. seinen Nebenbuhler, ließ sich 25. Decbr. in Westminster krönen u. wurde Gründer des Normannischen Königshauses in England. Nach mehrmaligen Aufständen der edeln Angelsachsen, worin dieselben von den Schotten u. Dänen unterstützt wurden, rottete er die angelsächsischen Adelsfamilien aus u. führte die normannische Feudalverfassung ein, auch die Normannisch-Französische Sprache setzte er an die Stelle der Angelsächsischen, doch blieb die letztere die Volks- u. Kirchensprache; er gab strenge Forst- u. Jagdgesetze, ließ das Doomsday-book, ein Grund- u. Lagerbuch, abfassen u. beschränkte die Bereicherung des Clerus. Um sich an dem König Philipp I. von Frankreich, seinem Feinde, zu rächen, ging er 1085 in die Normandie u. st. 9. Septbr. 1087 in Rouen. Er war vermählt mit Mathilde von Flandern. Von seinen Söhnen folgte ihm Robert in der Normandie, Wilhelm in England, Heinrich erhielt das Erbe seiner Mutter. Am 26. Oct. 1851 wurde in Falaise seine Statue aufgestellt. Vgl. Thierry, Hist. de la conquête de l'Angleterre par les Normands, Par. 1825, 3 Bde. 3) W. II. der Rothe, zweiter Sohn des Vor., geb. 1056, folgte 1087 seinem Vater in England; er verfeindete sich bald mit dem Clerus, indem er, von einem eigennützigen Priester Ranulf verleitet, die Einkünfte der vacanten Kirchenstellen an sich zog; hatte auch mit dem Erzbischof Anselmus von Canterbury ärgerliche Streitigkeiten wegen der Investitur u. des Lehnseides; seit 1191 wollte er seinem Bruder Robert die Normandie entreißen u. führte 1093 Krieg gegen Schottland; als er 1096 die Normandie u. Maine von seinem Bruder in Pfand nahm, erpreßte er das Pfandgeld von seinen Vasallen u. erbitterte dieselben dadurch; 1097 zog er gegen den Grafen Elias von Maine u. hatte seit diesem Jahre Krieg mit Ludwig dem Dicken von Frankreich. Er wurde 2. Aug. 1100 auf der Jagd (angeblich von dem französischen Ritter Gauthier Tirrel) mit einen: Pfeile erschossen. Er war nicht vermählt; ihm folgte sein Bruder Heinrich I., s. England S. 714. 4) W. III. von Nassau, Prinz von Oranien, geb. 14. Nov. 1650 in Haag, Sohn W-s von Nassau (W. II von Oranien) u. der Henriette von England, der Tochter des Königs Karl I., wurde, nachdem sein Vater vor seiner Geburt u. seine Mutter 1661 gestorben war, von seiner Großmutter Emilie von Solms erzogen; schon 1668 kam er als künftiger Generalcapitán u. Statthalter von Holland in Vorschlag, welche Vereinigung der Bestallungen aber Jan de Witt durch das Ewige Edict hintertrieb; nach dem Aufstande gegen die Brüder de Witt wurde W. 1672 von Holland, Zeeland, Utrecht, Geldern u. Overyssel zum Generalcapitän[215] u. Großadmiral der Union gewählt u. führte nun den Krieg gegen die in den Niederlanden eingefallenen Franzosen bis 1676 u. dann 1678, aber ohne Glück (s. Niederlande S. 906). 1677 hatte er sich mit Marie, Tochter des Königs Jakob II. von England, vermählt; als nun sein Schwiegervater den Katholicismus in England begünstigte u. die Protestanten verfolgte, riefen die Letzteren W. um Hülfe gegen ihren Bedrücker an. W. landete 5. Nov. 1688 in England, fand viel Zulauf allenthalben her u. zog nachdem Jakob nach Frankreich entflohen war, 18. Dec. in London ein. Am 13. Febr. 1689 übertrug ihm u. seiner Gemahlin das Parlament die englische Krone, nachdem er die Declaration of Right beschworen hatte; darauf wurde er 11. April im Westminster gekrönt u. erhielt an diesem Tage von der schottischen Nationalconvention auch den Thron von Schottland übertragen. Nachdem er den auf Irland gelandeten Exkönig Jakob von da vertrieben hatte, ging er 1691 nach den Niederlanden, um an dem Kriege gegen Frankreich theilzunehmen, welchen er mit abwechselndem Glück führte u. welcher 1697 durch den Frieden von Ryswijk beendigt wurde, in welchem W. als König von England von Ludwig XIV. anerkannt wurde. Nach dem Tode seiner Gemahlin Marie, 28. Dec. 1694, fiel ihm die Krone allein zu. Bereits rüstete er sich zur Theilnahme an dem Spanischen Erbfolgekriege gegen Frankreich, als er am 19. März 1702 starb. Obgleich er durch sein verschlossenes Wesen, sowie durch seine Abneigung gegen Wissenschaften u. Künste, seine Gleichgültigkeit gegen die Englische Hochkirche u. seine Parteilichkeit für die Whigs die Liebe der Engländer, durch seine Härte gegen die Jakobiten u. die schottischen Clane die Liebe der Schottländer bald nach seiner Thronbesteigung verloren hatte, so machte er sich doch um Großbritannien sehr verdient, indem er die politische u. kirchliche Freiheit des Landes feststellte, überhaupt das moderne Staatsleben dort begründete; s. England S. 743, vgl. Frankreich S. 555 f. Da er keine Kinder hatte, so folgte ihm auf den Thron seine Schwägerin Anna (s.d. 20); über seine Besitzungen in den Niederlanden u. Deutschland entstand der Oranische Erbfolgestreit (s.u. Oranien). Vgl. Trevor, Life and times of William III., Lond. 1835 f., 2 Bde.; Vernon, Court and times of W. III., ebd. 1841, 3 Bde. 5) W. IV., dritter Sohn des Königs Georg III., geb. 21. Aug. 1765, wurde 1778 Seecadet, 1785 Lieutenant auf der Fregatte Hebe u. 1786 Commandant der Fregatte Pegasus auf der Station der Inseln unter dem Winde. 1788 wurde er Herzog von Clarence u. St. Andrews u. Graf von Munster, nahm seinen Sitz im Oberhause ein u. zeichnete sich stets durch lebhafte Opposition gegen die Min ister aus, war der Haupturheber der Abschaffung des Negerhandels u. die nächste Veranlassung zu Pitts u. Addingtons Sturz, obwohl er stets in gutem Einvernehmen mit der königlichen Familie blieb. 1789 wurde er Contreadmiral, konnte aber nie die Erlaubniß erhalten an einem Seekriege gegen Frankreich Theil zu nehmen. In dieser Zeit trat er in ein Verhältniß mit der Irländerin Dora Jordan, einer Schauspielerin, mit welcher er zehn Kinder zeugte (darunter den Grafen Munster [s.d.], den Oberst Frederic Fitz-Clarence, den Schiffscapitän Adolf Fitz-Clarence u. August Fitz-Clarence [s.d.]), von welcher er sich aber 1811 trennte (worauf sie wieder auf das Theater ging, 1815 sich nach Frankreich begab u. hier ind. I. starb). Wegen seiner geringen Einkünfte lebte er auf dem Continent, bald in Hannover, bald in Meiningen u. seit 1810 auf seinem Landsitze Bushy-Park bei London. 1627 wurde er Großadmiral, als welcher er bemüht war mehre Mißbräuche, welche sich in der Flotte eingeschlichen hatten, abzustellen; 1627 schrieb er unter einen Befehl, welcher dem Admiral Codrington, der im Mittelmeer commandirte, gegen die türkische Flotte Vorsicht empfahl, einige Worte der Ermuthigung u. veranlaßte so die entscheidende Seeschlacht bei Navarin; 1828 legte er, in Folge einer Differenz mit dem Toryminister Wellington, seine Stelle nieder u. entfernte sich seitdem von der Torypartei. Er folgte 26. Juni 1830 seinem Bruder Georg IV. in Großbritannien u. Hannover bis 20. Juni 1837, wo er starb, s. Großbritannien S. 693 s.u. Hannover S. 9 ff. Er war seit 1818 vermählt mit Adelheid, Tochter des Herzogs Georg von Sachsen-Meiningen, von welcher er keine Kinder hinterließ, daher folgte ihm in Großbritannien seine Nichte Victoria, in Hannover sein Bruder Ernst August. Ihm sind 1837 in Göttingen u. 1844 in London Denkmäler gesetzt worden. c) Von Hannover: 6) W. I., so v.w. Wilhelm 5). d) Von Neapel: s. Könige von Sicilien. e) Der Niederlande: 7) W. I., Sohn W-s V. Batavus (s. unten 98), Erbstatthalters der Niederlande, u. der Prinzessin Wilhelmine von Preußen, geb. 24. Aug. 1772 im Haag u. studirte 1790 in Leyden. Im Französischen Revolutionskrieg von 1793 befehligte er als Prinz von Oranien die niederländische Armee, u. ob er gleich Anfangs mit den Österreichern vor der französisch-republikanischen Armee weichen u. sich hinter die Schelde ziehen mußte, so drang er doch nach dem Siege des Prinzen von Koburg bei Neerwinden wieder vor u. zwang mit den Österreichern die Franzosen zum Rückzug über die Sambre, mußte jedoch 13. Sept. aus seiner Stellung zwischen Menin u. Werwick wieder hinter die Schelde zurückgehen. Nach der unglücklichen Schlacht von Fleurus (26. Juni 1794) zog er sich an die Grenze der vereinigten Niederlande zurück, um diese zu decken, aber da Pichegru im Jan 1795 in Holland eindrang u. das Volk sich für die Franzosen erklärte, so legte W-s Vater am 17. Jan. seine Würde als Erbstatthalter nieder u. schiffte sich am 18. Jan. 1795 nach England ein, W. selbst begab sich nach Berlin, um durch den dortigen, mit Frankreich befreundeten Hof eine günstige Wendung seines Schicksals zu erzielen. 1802 erhielt er von seinem Vater das Fürstenthum Fulda nebst Corvei, Dortmund etc., welches derselbe im Reichsdeputationsschluß als Entschädigung erhalten hatte, abgetreten u. richtete sich in Fulda einen Hof ein. Als er sich aber 1806 weigerte dem Rheinbund beizutreten, verlor er die Hoheit über die Oranischen Lande. Er befehligte darauf eine preußische Division u. gerieth nach der Schlacht bei Jena in Folge von Möllendorfs Capitulation in Erfurt in französische Kriegsgefangenschaft u. mußte seine Lande an Berg u. Westfalen abtreten, so daß ihm nur seine Privatgüter in Posen u. Schlesien blieben. Er lebte nun in Danzig u. Pillau. 1809 nahm er an dem Kriege Österreichs gegen Frankreich in österreichischen Diensten Theil u. lebte nach dem Wiener Frieden in Berlin. Als nach der Besiegung Napoleons bei Leipzig die Orangisten für die Zurückführung W-s nach [216] Holland arbeiteten, ging W. nach England u. kehrte in Folge des Aufstandes in Holland 29. Nov. 1813 dahin zurück; er wurde 6. Dec. provisorischer Gouverneur des Landes, nahm seine Lande in Deutschland wieder in Besitz, ließ für Holland eine Verfassung entwerfen u. wurde 28. Febr. 1815 König der Niederlande. Am 31. Mai 1815 vertauschte er seine deutschen Stammlande gegen Luxemburg, verlor 1830 durch den Aufstand der Belgier das seit 1815 mit Holland verbundene Belgien u. legte in Folge einer Mißstimmung des niederländischen Volkes gegen ihn 7. Oct. 1840 die Regierung nieder, s.u. Niederlande S. 914 ff. Er privatisirte nun als Graf von Nassau in Berlin u. st. hier 12. Dec. 1843. Er war vermählt 1791 mit Wilhelmine, Tochter des Königs W. II. von Preußen (st. 1837), u. seit 1841 in morganatischer Ehe mit Gräfin Henriette von Oultremont. 8) W. II. Friedrich Georg Ludwig, Sohn des Vor., geb. 6. Decbr. 1792, erhielt seine erste Erziehung auf der Militärakademie in Berlin, studirte dann in Oxford u. trat in englische Militärdienste. In dem Kriege auf der Pyrenäischen Halbinsel zeichnete er sich bei dem Sturm auf Ciudad-Rodrigo u. Badajoz, in der Schlacht bei Salamanca etc. aus. Wellington ernannte ihn zu seinem Adjutanten u. später wurde er Generaladjutant des Königs von Großbritannien. Als Kronprinz der Niederlande befehligte er 1815 die niederländische Armee u. zeichnete sich bei Quatrebas u. Waterloo aus, wo er verwundet wurde. Als 1830 der Aufstand in Belgien ausbrach, ging er nach Antwerpen u. Brüssel, um versöhnend zu wirken; da er aber über seine Vollmacht die Freiheit Belgiens anerkannte u. sein Vater diese Anerkennung cassirte, ging W. nach London. 1831 nach Holland zurückgekehrt, erhielt er das Commando des holländischen Heeres gegen Belgien, mußte sich aber vor den intervenirenden Franzosen zurückziehen (s. Niederlande S. 916 u. Belgien S. 526). 1840 folgte er nach der Thronentsagung seines Vaters, s. Niederlande S. 917, u. st. 17. März 1849 in Tilburg. Er war vermählt seit 1816 mit Anna, Tochter des Kaisers Paul von Rußland. 9) W. III. Alex. Paul Friedrich Ludwig, Sohn des Vorigen, geb. 19. Febr. 1817, folgte seinem Vater 1849 auf dem niederländischen Throne, s. Niederlande S. 919 ff.; er ist vermählt seit 1839 mit Sophie, Tochter des verstorbenen Königs Wilhelm I. von Württemberg (geb. 1818): sein ältester Sohn ist Kronprinz W., s. Niederlande S. 925. f) Von Preußen: 10) W. I. Friedrich Ludwig, zweiter Sohn des Königs Friedrich Wilhelm III., geb. 22. März 1797, wohnte den Feldzügen von 1813 u. 1814 bei, erhielt nach seines Vaters Tode (1840) als präsumtiver Thronfolger den Titel Prinz von Preußen u. wurde Statthalter von Pommern. Bei der Märzrevolution von 1848 zeigte sich die Volksstimmung gegen ihn, als einen zu großen Begünstiger des Militärwesens, sehr feindlich, weshalb er. auf einige Zeit nach England ging. Von da im Juni nach Berlin zurückgekehrt, wurde er für Wirsitz Mitglied der preußischen Nationalversammlung, wohnte aber blos einer Versammlung bei. 1849 übernahm er das Obercommando des preußischen Corps, welches gegen die Insurgenten in Baden geschickt wurde, u. warf die Insurrection nieder (s. Baden S. 158 f.). Auf der Reise nach Baden wurde er in Niederingelheim am 12. Juni der Gegenstand eines erfolglosen Attentates. Im October 1849 wurde er Militärgouverneur am Rhein u. in Westfalen, 1654 Generaloberst der Infanterie u. Gouverneur von Mainz. Wegen der immer mehr zunehmenden Krankheit seines Bruders, des Königs Friedrich Wilhelm IV., erhielt er 23. Oct. 1857 durch Cabinetsordre die Stellvertretung des Königs (s.u. Preußen S. 554) u. 7. Oct. 1858 als Prinz-Regent die Leitung der Staatsgeschäfte mit völliger Unabhängigkeit übertragen (s. ebd.) u. folgte am 2. Jan. 1861 seinem Bruder auf dem preußischen Throne (s. ebd. S. 561). Am 14. Juli 1861 fand in Baden-Baden ein Mordversuch (durch Student Becker) auf ihn statt (s. ebd. S. 563), am 18. Oct. 1861 ließ er sich in Königsberg unter großen Feierlichkeiten krönen. Er ist seit 1850 Protector sämmtlicher Freimaurerlogen in Preußen. Vermählt ist er seit 11. Juni 1829 mit Auguste, Tochter des Großherzogs Karl Friedrich von Sachsen-Weimar (geb. 30. Sept. 1811). Sein Sohn, Kronprinz Friedrich Wilhelm, ist geb. 18. Oct. 1831, s. ebd. S. 564. g) Von Schottland: 11) W. der Löwe, Enkel Davids I. u. Sohn des Prinzen Heinrich, regierte 1165–1214, s. Schottland S.405. h) Von Sicilien: 12) W. I. der Böse, der dritte Sohn des Königs Roger I., wurde 1151 Mitregent u. 1154 Nachfolger seines Vaters bis 1166, s. Sicilien S. 8; 1150 vermählt mit Margarethe von Navarra. 13) W. II. der Gute, Sohn des Vor., geb. 1154, folgte seinem Vater minderjährig 1166 unter der Vormundschaft seiner Mutter u. st. 1189, s. ebd. Vermählt 1177 mit Johanna, Tochter des Königs Heinrich II. von England, welche später Graf Raimund VI. von Toulouse heirathete. 14) W. III., Sohn Tancreds, folgte seinem Vater 1194 unter Vormundschaft seiner Mutter Sibylle; wurde von Heinrich VI. entthront u. geblendet u. st. 1195 auf einem Schloß in Graubündten, s. ebd. S. 9. i) Von Württemberg: 15) W. I. Karl, Sohn des Königs Friedrich I. aus dessen erster Ehe mit Prinzessin Auguste von Braunschweig, geb. 27. Sept. 1781 zu Lübben in Schlesien, wo sein Vater damals in Garnison stand. Mit seinen Eltern kam er als Kind nach Rußland, von da in die Schweiz u. von da 1790 nach Würtemberg; 1796 floh er von da mit der herzoglichen Familie vor den Franzosen u. trat 1800 in die österreichische Armee, in welcher er unter dem Erzherzog Johann gegen die Franzosen focht u. sich bes. bei Hohenlinden auszeichnete. 1803 machte er eine Reise durch Frankreich u. Italien u. lebte seit 1806 als Kronprinz in Stuttgart; 1812 schickte ihn sein Vater an der Spitze der württembergischen Truppen mit den Franzosen gegen Rußland, doch blieb er in Wilna erkrankt zurück u. kehrte dann, ohne Theil an dem Kriege genommen zu haben, nach Deutschland zurück. Als die Württemberger nach der Schlacht bei Leipzig zu den Alliirten übergegangen waren, erhielt W. das Commando über das 7. Armeecorps (das württemberger Contingent nebst russischen u. österreichischen Regimentern) u. zeichnete sich bes. bei Epinal, La Rothière, Sens u. Montereau (wo er den Rückzug der Alliirten deckend die Franzosen den ganzen Tag aufhielt), wie 1815 gegen Rapp bei Strasburg aus, s. Russisch-Deutscher Krieg S. 592 ff. Nach dem Pariser Frieden ging er mit nach London, wo er seine zweite Gemahlin (s. unten) kennen lernte. Er folgte 30. October[217] 1816 seinem Vater in der Regierung; er gab dem Lande 1819 eine Verfassung u. regierte in freisinniger Weise, ohne jedoch dadurch die Ereignisse des Jahres 1848 von Württemberg abwenden zu können. Ein persönlicher Gegner der preußischen Politik in Deutschland, weigerte er sich nicht allein 1850 in den von Preußen projectirten engeren Bundesstaat einzutreten (worüber er mit diesem Staate in einen ernsten Conflict kam), sondern betheiligte sich auch an der gegen Preußen gerichteten Bregenzer Coalition der deutschen Königreiche u. Österreichs. Er st. 25. Juni 1864 auf dem Schlosse Rosenstein u. wurde in der Grabkapelle auf dem Rothenberg (s.d. 2) beigesetzt. Seiner fast 48jährigen Regierung verdankt Württemberg die großen Fortschritte in der Landwirthschaft, der Industrie u. dem Verkehrsleben, s. Württemberg (Gesch.). Vermählt war W. I. zuerst seit 1808 mit Prinzessin Charlotte (Karoline) von Baiern (geschieden 1814); in zweiter Ehe seit 1816 mit Katharina, Tochter des Kaisers Paul von Rußland u. Wittwe des Prinzen Georg von Oldenburg (st. 1819) u. zuletzt seit 1820 mit Pauline, Tochter des Herzogs Ludwig von Württemberg, s. Württemberg (Geneal.), dort auch von seiner Descendenz, von welcher sein einziger Sohn Karl ihm als König folgte. Vgl. Fr. Nick, W. I. u. seine Regierung (ein vaterländisches Geschichtsbild), Stuttg. 1864.

B) Andere regierende Fürsten. a) Grafen von Angouleme: 16) W. Taillefer I., Sohn u. 916 Nachfolger Alduins; er spaltete in einem Kriege gegen die Normannen deren König Storis mit einem Hieb u. erhielt davon den Beinamen Taillefer (Eisenspalter), welcher seinen Nachkommen verblieb; st. 962 (964). 17) W. Taillefer II., Sohn Arnalds, folgte diesem 987–1028; vermählt mit Gerberge von Anjou. 18) W. Taillefer III, Sohn Fulco's, folgte diesem 1089–1120. 19) W. Taillefer IV., Enkel des Vor., Sohn Wulgrins, folgte diesem 1140, zog mit König Ludwig VII. nach Palästina, verband sich mit dem Grafen von la Marck u. anderen Vasallen von Aquitanien gegen Heinrich II. von Frankreich u. st. 1178 in Messina auf dem Wege ins Heilige Land; vermählt mit Emma von Limoges, dann mit Margarethe von Turenne. b) Markgraf von Ansbach: 20) W. Friedrich, dritter Sohn Johann Friedrichs, geb. 1685, folgte seinem Bruder Georg Friedrich von 1703 bis 1723, s. Ansbach S. 540. c) Herzöge von Apulien: 21) W. I. der Eisenarm, ältester Sohn Tancreds von Hauteville, ging 1035 mit seinen Brüdern u. 300 Abenteurern nach Italien; zuerst nahm er bei dem Fürsten Guaimar von Salerno Dienste u. suchte dann Sicilien den Sarazenen zu entreißen; 1041 kehrte er nach Italien zurück, schlug die Griechen in drei Schlachten, eroberte ganz Apulien u. wurde der erste Graf von Apulien, s.d. S. 629; er st. 1046. 22) W. II., Enkel Robert Guiscards u. Sohn Rogers, geb. 1096 (1097), folgte seinem Vater 1111 u. st. 1127, s. Apulien S. 630. d) Herzöge von Aquitanien: so v.w. Herzöge von Guienne. e) Markgrafen zu Baden: 23) W., Markgraf zu Baden-Hochberg-Sausenberg, Sohn Rudolfs III., folgte seinem Vater 1424 u. st. 1473; s. Baden S. 145. 24) W., Markgraf von Baden-Baden, Sohn Eduards I., geb. 1593, folgte seinem Vater 1600–1677, s. ebd. S. 146. f) Herzöge von Baiern: 25) W. I., so v.w. Wilhelm 70). 26) W. II., so v.w. Wilhelm 71). 27) W. III., Sohn des Herzogs Johann, regierte nach seines Vaters Tode (1397) Anfangs mit seinem Bruder Ernst gemeinschaftlich, theilte aber später mit diesem das Land u. st. 1435, s. Baiern S. 196. 28) W. (IV.) I. der Beständige, Sohn Albrechts IV., geb. 1493 in München, regierte von 1508–1511 unter der Vormundschaft seines Vetters, des Herzogs W., u. st. 1550, s. ebd. S. 199. Seit 1529 vermählt mit Maria Jakobäa von Baden (st. 1580). 29) W. V. der Religiöse, Sohn Albrechts V., geb. 1548 in Landshut, folgte seinem Vater 1579, trat 1596 seinem ältesten Sohne Maximilian I. die Regierung ab, ging in ein Kloster zu Regensburg u. st. daselbst 1626, s. ebd. S. 200. Seit 1568 vermählt mit Renata von Lothringen. g) Herzöge von Braunschweig: 30) W., Sohn Heinrichs des Löwen u. der Mathilde von England, folgte 1195 seinem Vater mit seinen Brüdern Heinrich u. Otto in dessen sächsischen Allod u. st. 1213, s. Braunschweig S. 238. aa) Von Braunschweig-Grubenhagen: 31) W., dritter Sohn Heinrichs des Wunderlichen, erhielt 1322 bei der Theilung Herzberg u. st. ohne Kinder, s. ebd. bb) Von Braunschweig-Wolfenbüttel: aaa) Älterer Linie: 32) W. I., dritter Sohn Albrechts des Großen, Stifter der Linie, regierte seit 1279 gemeinschaftlich mit seinen Brüdern u. seit 1286 allein bis 1292, s. ebd. S. 239. bbb) Mittlerer Linie: 33) W. der Siegreiche, Sohn Heinrichs, regierte seit 1416, erhielt in der Theilung mit seinem Oheim Bernhard 1428 nebst seinem Bruder Heinrich Wolfenbüttel, fehdete mit Letzterem viel, that mehre Kriegszüge, erbte Göttingen u. st. 1482, s. ebd. S. 240. 34) W. II, Sohn des Vor., regierte von 1482–95, zog sich dann von der Regierung zurück u. st. 1503, s. ebd. ccc) Jüngerer Linie: 35) W. Friedrich, der vierte u. jüngste Sohn Karl W. Ferdinands, geb. 9. Oct. 1771; trat 1789 in preußische Kriegsdienste, nahm als Hauptmann 1792 am Revolutionskrieg Theil u. wurde nach dem Baseler Frieden Generalmajor. Er folgte 1805 seinem Oheim Friedrich August als Herzog von Braunschweig-Öls u. Bernstadt, machte 1806 den Krieg gegen Frankreich, zuletzt im Blücherschen Corps, mit u. wurde in Lübeck gefangen. Nach dem Tode seines Vaters am 10. Nov. 1806 war er dessen rechtmäßiger Nachfolger, konnte aber wegen der französischen Usurpation nicht in den Besitz seines Landes kommen u. behielt seinen früheren Titel Herzog von Braunschweig-Öls bei. 1809 organisirte er in Böhmen ein Freicorps (Schwarze Husaren), meist aus ehemaligen preußischen Soldaten, mit welchem er für Österreich in Sachsen u. dem Baireuthschen focht. Nach dem Waffenstillstand von Znaym, 12. Juli 1809, trennte er sich von Österreich, unternahm auf eigene Hand mit seinem 1500 M. starken Corps (darunter 700 M. Cavallerie) vom 24. Juli bis 7. August einen Zug über Altenburg, Leipzig, Halle, Halberstadt (wo er die Westfalen unter Wellingerode schlug), Braunschweig (wo er bei Ölper am 1. Aug. wieder die Westfalen unter Reubel besiegte), Hannover, Nienburg (wo er über die Weser ging), Hoya, Delmenhorst u. Elsfleth; hier nahm er Handelsschiffe u. Fahrzeuge in Beschlag u. schiffte sich am 7. Aug. unter britischer Flagge über Helgoland nach England[218] ein, wo er blieb, sein Corps aber in englische Dienste trat u. nach der Pyrenäischen. Halbinsel gesendet wurde (s. Österreichischer Krieg von 1809 S. 495 f.). Nach der Schlacht von Leipzig kehrte er 22. December 1813 nach Braunschweig zurück u. übernahm die Regierung; er machte ganz außerordentliche Anstalten zur Bekämpfung Napoleons u. blieb den 16. Juni 1815 bei Quatrebas. Über seine Regierung s. Braunschweig S. 242. Vermählt 1804 mit Marie von Baden; sein älterer Sohn Karl folgte ihm. Ihm wurde 1823 in Braunschweig ein Denkmal errichtet. 36) W. Maximilian Friedrich, zweiter Sohn des Vor., geb. 25. April 1806, wurde nach vielfältigem Umherziehen, seit 1809 in England unter der Aufsicht seiner Großmutter Auguste, der Schwester des Königs Georg III., seit 1814 nach der Rückkehr nach Braunschweig unter der Vormundschaft des Königs Georg IV. von Großbritannien von dem Hofrath Eigner erzogen; studirte 1822 in Göttingen, trat 1823 als Major in ein preußisches Kürassierregiment, erhielt 1826 das Herzogthum Öls u. übernahm nach der Vertreibung seines Bruders Karl 28. Sept. 1830 provisorisch u. 20. April 1831 definitiv die Regierung über Braunschweig, s. ebd. S. 243 ff. Er ist unvermählt. cc) Von Braunschweig-Lüneburg: aaa) Älterer Linie: 37) W. mit dem langen Bein, Sohn Ottos des Strengen, regierte gemeinschaftlich mit seinem Bruder Otto von 1330–1352, dann allein bis 1369, s. ebd. S. 240. bbb) Jüngerer Linie: 38) W. der Jüngere, Sohn Ernsts des Bekenners, folgte 1546 mit seinem Bruder Heinrich u. regierte nach dessen Resignation, 1556, allein, er. warb einen Theil der Grafschaft Hoya, die Grafschaft Diepholz u. das Herzogthum Celle u. st. 20. Aug. 1592; s. Braunschweig S. 241 u. Hannover S. 6. Er war ein eifriger Protestant u. ließ 1576 das Corpus doctrinae Wilhelminum für das Fürstenthum Lüneburg sammeln. Vermählt war er mit Dorothea, Tochter des Königs Christian III. von Dänemark. h) Grafen von Burgund: 39) W. I. der Große od. Hartkopf, Sohn Rainalds I., regierte von 1057–1087, s. Burgund S. 484. Er war vermählt mit Stephanie, Gräfin von Vienne. 40) W. II. der Deutsche, Sohn Rainalds II., kam 1097 unter der Vormundschaft seines Oheims Stephan zur Regierung; sein Todesjahr ist unbekannt; s. ebd. Vermählt 1107 mit Agnes von Zähringen. 41) W. III. das Kind, Sohn des Vor., wurde 1127 ermordet; s. ebd. i) Graf von Flandern: 42) W. Cliton der Kurzschenkel, Sohn des Herzogs Robert III. von der Normandie, welcher von seinem Bruder, dem König Heinrich I. von England, seiner Staaten beraubt worden u. in Gefangenschaft gerathen war. Da der König die Freigebung des Vaters abschlug, begann W. mit Frankreichs Hülfe 1116 einen Krieg, welcher aber unglücklich endete. Der Tod W. Adelins belebte die Ansprüche W. Clitons von Neuem, er heirathete dessen Wittwe u. gewann die Normannen für sich. 1125 fiel aber Prinz Richard von England in die Normandie ein, entriß W. seine Besitzungen u. ließ dessen Ehe für nichtig erklären. W. Cliton vermählte sich hierauf 1126 mit Johanna von Savoyen u. wurde 1127 mit der Grafschaft Flandern belehnt. Er wollte nun die Normandie noch einmal erobern, aber die Flanderer weigerten ihm die Unterstützung, u. als er sie mit Gewalt zwingen wollte, riefen sie Thierry von Elsaß zu Hülfe. W. wurde bei der Belagerung von Alost verwundet u. st. 1128, s. Flandern S. 331. k) Herzöge von Guienue od. Aquitanien u. Grafen von Poitiers: 43) W. der Fromme, Herzog von Aquitanien u. Graf von Auvergne, stiftete die Abtei Aney; st. 017. 44) W. I., Sohn von Ebles, regierte seit 932, bekam 951 Auvergne, ging 963 ins Kloster u. st. bald darauf. Vermählt 933 mit Gerloc od. Heloise (Adèle), Tochter des Herzogs Rollo von der Normandie. 45) W. II. der Eisenarm, Sohn des Vor., regierte 963–990, wo er ins Kloster ging, u. st. 994, s. Guienne. Vermählt mit Emma od. Emmeline von Blois. 46) W. III. der Große, Sohn des Vor., folgte 990, ging 1029 ins Kloster u. st. 1030, s. ebd. Vermählt mit Almodis, dann 1004 mit Prisca von Gascogne u. zuletzt 1023 mit Agnes von Burgund. 47) W. IV. der Fette, 1024–1038, s. ebd. Vermählt mit Eustachia von Montreuil. 48) W. V., Sohn W-s III. aus dritter Ehe, 1039–1058, s. ebd.; seine Gemahlin hieß Ermesinde. 49) W. VI., eigentlich Guido, Bruder des Vor., 1058–1087, s. ebd. Vermählt mit einer Gräfin von Perigord, ließ sich 1058 scheiden, dann heirathete er Mathilde u. zuletzt Hildegard von Burgund. 50) W. VII. der Jüngere, Sohn des Vor., 1087–1127, s. ebd. Vermählt mit Hermengarde von Anjou, dann 1094 mit Mathilde od. Philippe von Toulouse (1116 geschieden), zuletzt mit Hildegarde. W. war der älteste Troubadour. 51) W. VI., Sohn des Vor., geb. 1099, regierte 1127–1137, s. ebd. Vermählt mit Emma von Limoges. l) Graf von Hennegau: 52) W., so v.w. Wilhelm 68). m) Grafen von Henneberg, s.u. Henneberg S. 240.

n) Landgrafen u. Kurfürsten von Hessen. aa) Von Hessen-Kassel: 53) W. I., Sohn des Landgrafen Ludwig II. von Hessen. Kassel, geb. 1466, folgte mit seinem Bruder W. II. seinem Vater 1471 unter der Vormundschaft ihrer Mutter Mathilde von Württemberg, doch bemächtigte sich der Regentschaft ihr Oheim Heinrich III. von Hessen-Marburg; nach dessen Tode, 1482, theilten die Brüder; 1492 machte W. eine Reise ins Gelobte Land u. kam im folgenden Jahre so stumpfsinnig zurück, daß er seinem Bruder die Regierung überließ; er lebte seit 1499 in Spangenberg u. st. hier 18 Febr. 1515, s. Hessen S. 309. 54) W. II. der Schwarze, Bruder des Vor., geb. 1468, trat 1485 die Regierung über seine Landesportion an, erhielt 1493 von dem Vor. die Regierung von Niederhessen, beerbte 1500 seinen Vetter W. III. von Marburg, erhielt noch Homburg von der Pfalz u. st. 11. Juli 1509, s. Hessen S. 309. Er war vermählt erst mit Yolande, geb. Gräfin von Vaudemont (st. 1500)., dann mit Anna, geb. Prinzessin von Mecklenburg; ihm folgte sein Sohn Philipp der Großmüthige. 55) W. III., Sohn des Landgrafen Heinrich III. von Hessen-Marburg, geb. 1471, folgte 1483 seinem Vater, st. 17. Febr. 1500 ohne Kinder von seiner Gemahlin, der Pfalzgräfin Elisabeth, u. wurde vom Vorigen beerbt. 56) W. IV. der Weise, Enkel von W. 54) u. Sohn Philipps des Großmüthigen, geb. 14. Juni 1532, studirte seit 1546 in Strasburg, folgte 1567 in der Regierung u. st. 25. Aug. 1592, s. Hessen S. 328. Er war vermählt mit Sabine, geb. Prinzessin von Württemberg, welche ihm seinen Nachfolger Moritz[219] gebar. Durch seine Weisheit berühmt wurde er von vielen Fürsten berathen; er liebte die Wissenschaften, bes. die Astronomie, verfertigte künstliche Planetarien u. machte Beobachtungen zur Verbesserung der Sternkataloge, wozu er ein Observatorium in Kassel anlegte. Als 1582 Papst Gregor XIII. seinen Kalender publicirte u. in einer Bulle dessen allgemeine Annahme befahl, wurde die Annahme auf den Rath W-s, wegen des ungeziemenden Tones der Bulle, von dem Reichstage zu Augsburg abgelehnt. Seine astronomischen Beobachtungen finden sich handschriftlich auf der Bibliothek in Kassel, einen Theil derselben hat Snellius als Coeli et siderum observationes, Leyden 1618, herausgegeben. 57) W. V. der Beständige, Enkel des Vor. u. Sohn des Landgrafen Moritz, geb. 14. Febr. 1602, folgte seinem Vater 1627, als dieser resignirte, führte 1628 die Primogenitur in Kassel ein, verband sich mit den Protestantischen Fürsten gegen die Ausführung des Restitutionsedictes u. 1631 mit Gustav Adolf von Schweden u. betheiligte sich am Dreißigjährigen Kriege bis zu seinem Tode, welcher ihn 21. Sept. 1637 in Ostfriesland ereilte; s. Hessen S. 328. Er war vermählt mit Amalie Elisabeth, Gräfin von Hanau, u. hatte zum Nachfolger seinen älteren Sohn Wilhelm. 58) W. VI., älterer Sohn des Vor., geb. 23. Mai 1629, folgte 1637 seinem Vater unter der Vormundschaft seiner heldenmüthigen Mutter Amalie Elisabeth, welche den Krieg bis zum Westfälischen Frieden fortführte, nach welchem ihr Sohn den größten Theil der Grafschaft Schaumburg erhielt; 1650 trat W. die Regierung selbst an u. st. 26. Juli 1663; s. Hessen S. 328. Er war vermählt mit Hedwig Sophie, Tochter des Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg, welche ihm unter anderen Kindern auch seinen Nachfolger W. gebar. 59) W. VII., ältester Sohn des Vor., geb. 21. Juni 1651, folgte seinem Vater 1663 unter Vormundschaft seiner Mutter Hedwig Sophie u. st. 21. Nov. 1670 in Paris; s. Hessen S. 328. Da er nicht vermählt war, so folgte ihm sein Bruder Karl. 60) W. VIII., Enkel des Vor. u. zweiter Sohn des Landgrafen Karl u. der Marie Amalie von Kurland, geb. 10. März 1682; er wurde 1730 Statthalter von Hessen, da der Landgraf Friedrich, sein älterer Bruder, zugleich König von Schweden war; erbte 1736 die Grafschaft Hanau u. 1751 nach seines Bruders Friedrich I. Tode Hessen-Kassel, gab im Siebenjährigen Kriege seine Truppen in englischen Sold, lebte meist in Hamburg u. st. 28. 29. Jan. 1760; s. Hessen S. 328. Er war vermählt mit Dorothea Wilhelmine von Sachsen-Zeitz u. hatte zum Nachfolger seinen Sohn Friedrich II. 61) W. IX., als Kurfürst W. I., Enkel des Vor. u. ältester Sohn Friedrichs II. u. der Marie von Großbritannien, geb. 3. Juni 1743; da sein Vater katholisch geworden war, erhielt er 1760 die Grafschaft Hanau u. wurde in Hanau von seiner Mutter, welche die Vormundschaft u. Regentschaft für ihn führte, erzogen, studirte in Göttingen, brachte die Zeit des Siebenjährigen Krieges in Kopenhagen, an dem Hofe seine Oheims Christian VII., zu u. übernahm 1764 die Regierung der Grafschaft Hanau. 1776 warb er gegen Subsidien für England Truppen gegen die. Nordamerikanischen Freistaaten u. zog 1778 als preußischer Generalmajor mit in den Baierischen Erbfolgekrieg. 1785 folgte er seinem Vater in Hessen-Kassel als Landgraf W. IX. Er führte ein strenges u. gerechtes Regiment, hielt ein großes Heer, führte viele Prachtbauten aus u. sorgte für Verbesserung des Schul- u. Kirchenwesens. 1787 machte er einen vergeblichen Versuch einen Theil der Grafschaft Schaumburg als erledigtes Lehn einzuziehen u. schloß dann einen neuen Subsidienvertrag mit England zur Stellung von 12,000 Mann. Er betheiligte sich am Französischen Revolutionskriege auf Seite Preußens, eroberte 1792 Frankfurt a. M. u. ließ 179312,000 M. in englischem Solde in Flandern einrücken, verlor aber im Baseler Frieden 1795 seine Besitzungen jenseit des Rheins an Frankreich, wofür er 1803 in dem Reichsdeputationshauptschluß durch mehre mainzische Ämter u. die Reichsstadt Gelnhausen entschädigt wurde u. zugleich die Kurwürde erhielt, welche er als W. I. 15. Mai 1803 antrat. Als die Franzosen nach der Schlacht bei Jena 1806 sein Land besetzten, floh er 1. Nov. nach Holstein. Im Frieden von Tilsit seiner Staaten verlustig erklärt, begab er sich 1808 nach Prag. Beim Ausbruch des Österreichisch-Französischen Krieges 1809 erließ er einen Aufruf an die Hessen u. rüstete in Eger Truppen aus, mit denen er seine Staaten wieder erobern wollte; aber der üble Gang des Krieges in Österreich vereitelte sein Unternehmen. Erst als in Folge des Sieges bei Leipzig die Franzosen sein, bisher mit dem Königreich Westfalen vereinigtes Land geräumt hatten, kehrte er 21. Nov. 1813 nach Kassel zurück u. schickte sein Contingent mit nach Frankreich. Auf dem Wiener Congreß suchte er vergebens das deutsche Kaiserthum wieder herzustellen, u. da er selbst nicht als König der Katten, welchen Titel er sich gewählt hatte, anerkannt wurde, so behielt er, allein unter allen deutschen Fürsten, den Titel als Kurfürst bei u. nahm noch den als Großherzog von Fulda, welches Land er erhalten hatte, am 8. Febr. 1816 an. Seine altväterische Regierungsweise erzeugte, da sie mit Härte u. übergroßer Sparsamkeit verbunden war, alle alten Einrichtungen, namentlich im Heere, zurückführte u. nichts von dem modernen Constitutionswesen wissen wollte, mit der Zeit Unzufriedenheit im Lande. Dazu kam, daß er aus Haß gegen die Franzosen alsbald nach seiner Rückkehr auf den Thron nicht allein alle Ausländer entfernte, sondern auch alle Avancements in Civil- u. Militärstellen im Königreich Westfalen nicht anerkannte u. die während der westfälischen Zeit verkauften Domänen ihren Käufern ohne Entschädigung wieder nahm (s. Westfälische Domänen). Als nach der Einnahme von Paris seinen Truppen die Rückkehr nach Hessen gestattet wurde unter der Bedingung, daß er dieselbe auf dem Kriegsfuße erhielt, scheute er doch die Kosten u. vernachlässigte die Bedingung, weshalb Executionstruppen in sein Land einrückten, welche erst durch die Vermittelung Preußens, an welches er sich bes. innig angeschlossen hatte, zurückgezogen wurden. Er st. 27. Febr. 1821: s.u. Hessen S. 328 ff. Er war seit 1764 mit Wilhelmine, Tochter des Königs Friedrich V. von Dänemark, vermählt (st. 1820); zum Nachfolger hatte er seinen Sohn Wilhelm II. 62) W. II., Sohn des Vor., geb. 28. Juli 1777, wurde streng militärisch erzogen, studirte in Leipzig u. Marburg u. wurde 15. Mai 1803 Kurprinz, begleitete seinen Vater 1806 erst nach Holstein u. dann nach Prag, ging aber 1809 nach Berlin; er machte den Feldzug von 1813 im preußischen Heer mit, führte 1814 die[220] hessischen Truppen nach Frankreich u. blockirte Thionville, Luxemburg, Metz u. Saarlouis. Am 27. Febr. 1621 trat er die Regierung des Landes an. Die bald folgende Mißstimmung im Lande gegen ihn hatte nicht allein ihren Grund in seinem Widerwillen gegen eine Verfassung, sondern auch in den Mißverhältnissen in der kurfürstlichen Familie. Die allgemein geehrte Kurfürstin Auguste, Tochter des Königs Friedrich Wilhelm II. von Preußen, mit welcher W. II. seit 1797 vermählt war, verließ den Hof, als der Kurfürst seine Geliebte, Emilie Ortlepp, 1821 zur Gräfin von Reichenbach-Lessonitz erhob, u. 1826 sogar Kassel, was auch der Kurprinz that. In Folge des Septemberaufstandes 1830 in Kassel gab er dann dem Lande 5. Jan. 1831 eine Verfassung. Als hierauf 11. Jan. die Gräfin von Reichenbach wieder nach Kassel kam, entstanden deshalb neue Unruhen in der Stadt, worauf die Gräfin abreiste u. der Kurfürst seine Residenz nach Hanau verlegte u. zugleich Ende Septbr. den Kurprinzen zum Mitregenten annahm; s. Hessen S. 329 f. Nun lebte W. II. auswärts in Hanau, Philippsthal, Baden u. bes. in Frankfurt, in welcher letztern Stadt er 20. Nov. 1847 starb. Nach dem Tode der Kurfürstin, 19. Febr. 1841, hatte er sich 8. Juli 1841 mit der Gräfin von Reichenbach u. nach deren Tode 12. Febr. 1843 am 28. Aug. d. J. mit Karoline von Berlepsch, zur Baronin von Bergen erhoben, morganatisch vermählt. bb) Von Hessen-Homburg: 63) W. Christoph, Sohn des Landgrafen Ludwig Philipp, geb. 16. Nov. 1625, folgte 1643 seinem Vater in Homburg, erwarb die Herrschaft Bingenheim u. st. 27. Aug. 1681; er war vermählt mit Sophie Eleonore von Sachsen-Lauenburg; da seine Kinder vor ihm gestorben waren, so folgte ihm sein Bruder Friedrich II. cc) Von Hessen-Rheinfels: 64) W., ältester Sohn des Landgrafen Ernst, folgte seinem Vater 1693 u. hatte einen langen Streit wegen Rheinfels mit dem Landgrafen Karl von Hessen-Kassel, welcher zu seinen Gunsten endigte; er st. 20. Nov. 1725 u. hinterließ Rheinfels seinem Sohn Ernst Leopold, welchen ihm seine Gemahlin, Maria Anna, geb. Gräfin von Löwenstein-Wertheim, geboren hatte. dd) Von Hessen-Philippsthal: 65) W., ältester Sohn des Landgrafen Karl, geb. 29. Aug. 1726, ging in holländische Dienste, wurde General u. Gouverneur von Herzogenbusch, folgte seinem Vater 1770 als Landgraf von Hessen-Philippsthal, gab 1795 sein holländisches Amt auf u. zog sich dann nach Philippsthal zurück, wo er den Wissenschaften u. Künsten lebte u. 8. Aug. 1810 starb. Er war seit 1755 mit Ulrike, Tochter des Prinzen Wilhelm von Hessen-Philippsthal-Barchfeld, vermählt u. hatte seinen Sohn Ludwig als Chef der Linie Philippsthal zum Nachfolger.

o) Grafen von Holland: 66) W. I., Sohn des Grafen Florens III., folgte 1203 auf seinem Bruder Dietrich VII. in Holland u. blieb im Besitz dessen gegen den Grafen Ludwig von Los, den Gemahl seiner Nichte Ada, welcher deren Rechte auf Holland mit den Waffen geltend machen wollte, aber bei Ryswijk von W. geschlagen wurde. 1213 verband er sich mit dem Kaiser u. mit dem König von England gegen Frankreich, wurde aber 1214 in der Schlacht bei Bouvines gefangen u. mußte sich mit einer großen Summe ranzioniren. 1217 nahm er das Kreuz u. zog ins Gelobte Land; dort betheiligte er sich 1219 an der Eroberung von Damiette, kehrte hierauf nach Holland zurück u. st. 1223; ihm folgte sein ältester Sohn Florens IV. 67) W. II., Enkel des Vor. u. Sohn von Florens IV., so v.w. Wilhelm 1). 68) W. III. der Gute, Sohn des Grafen Johann von Avesnes, folgte seinem Vater 1304 in Holland u. Hennegau u. lag seit 1310 mit dem Herzog Johann II. von Brabant im Kriege, wurde aber besiegt; auch an anderen Kriegen betheiligte er sich erfolglos, doch erhielt er 1330 Friesland wieder u. st. 1337; er war vermählt mit Johanna, Tochter des Grafen Karl von Valois. 69) W. IV., Sohn des Vor., folgte seinem Vater 1337, hatte Streitigkeiten mit dem Bischof von Utrecht, welchen er in seiner Metropole 1345 belagerte, u. zog dann gegen die aufständischen Friesen, blieb aber auf diesem Zuge 26. Sept. 1345 bei Staveren. Da er keine Kinder hatte, so folgte ihm seine Schwester Margarethe; s. Holland S. 478. 70) W. V., als Herzog von Niederbaiern W. I., Neffe des Vor., zweiter Sohn der Margarethe u. des Kaisers Ludwig von Baiern, erhielt von seiner Mutter 1354 Holland, Seeland u. Friesland; seit 1357 wahnsinnig geworden, wurde er in dem Schlosse zu Quesnoi eingesperrt u. st. hier 1389; ihm folgte sein Bruder Albrecht; s. Holland S. 478 u. Baiern S. 195. 71) W. VI., als Herzog von Baiern W. II., älterer Sohn Albrechts, folgte seinem Vater 1404 u. st. 1417; er war vermählt mit Margarethe von Burgund u. hatte seine Tochter Jaqueline zur Nachfolgerin, s. Holland S. 478. p) Grafen u. Herzöge von Jülich: 72) W. I., 1143–1165, s. Jülich S. 175. Vermählt mit Alverade Gräfin von Molbach. 73) W. II. der Große, 1166–1208, in dem Kaiserstreite stand er mit seinem Bruder Gerhard erst auf Seiten Ottos, dann Philipps, s. ebd. 74) W. III., Neffe des Vor., Sohn W-s von Hagenbach, 1208–1218, s. ebd. Vermählt mit einer Herzogin von Limburg. 75) W. IV., Sohn des Vor., 1218–1278, er folgte erst der Partei des Kaisers Friedrich II., dann der W-s von Holland; hatte lange Fehden mit den Erzbischöfen von Köln, gegen welche er die Kölner selbst führte, u. fiel 1278 in Aachen, s. ebd. S. 176. Vermählt mit Margarethe von Geldern, dann mit Richarde von Limburg. 76) W. V., Enkel des Vor. u. Sohn Gerhards VI, folgte 1329 seinem Vater, wurde 1336 Markgraf u. 1357 Herzog u. st. 1361, s. ebd. Vermählt mit Johanne von Hennegau, Tochter des Grafen W. III. von Holland. 77) W. VI. der Ältere, Sohn des Vor., folgte 1361 seinem Vater in Jülich u. st. 1393, s. ebd. Vermählt mit Marie von Geldern. 78) W. VII., Sohn des Vorigen, seit 1379 Herzog von Geldern (s.d. S. 104), folgte seinem Vater 1393 in Jülich u. st. 1402. Vermählt 1397 mit Katharine, Tochter des Grafen Albrecht von Holland; da er keine Kinder hatte, so folgte ihm sein Bruder Renauld IV. 79) W. VII., Sohn Gerhards VII., 1475–1511, s. Jülich S. 176. Vermählt mit Elisabeth von Nassau, welche ihm Diest, Heinsberg u. Löwenberg zubrachte. 80) W. IX. der Reiche, Sohn Johanns III., geb. 1516, folgte 1538 als Herzog von Kleve, Berg u. Jülich, 1539 auch in Geldern, Mark u. Ravensberg; er st. 1592; s. Kleve S. 574 u. Geldern S. 105. Vermählt mit Marie von Österreich; ihm folgte sein Sohn Joh. W. q) Herzog von Kleve: 81) W., so v.w. Wilhelm 80). r) Herzog von Kurland: 82) W., zweiter Sohn Gotthard Kettlers, geb. 1574,[221] folgte 1639 seinem Bruder Friedrich in der Regierung u. st. 1640, s. Kurland S. 919. Vermählt 1609 mit einer Prinzessin von Brandenburg (st. 1610). s) Herzog zu Mantua: 83) W. von Gonzaga, Sohn Friedrichs II., geb. 1536, folgte 1550 seinem Bruder Franz, erlangte 1572 vom Kaiser die Erhebung Montserrais zum Herzogthum u. st. 1589; s. Mantua S. 844. Vermählt mit Eleonore von Österreich, Tochter des Kaisers Ferdinand I.; ihm folgte sein Sohn Vincenz I. t) Markgrafen zu Meißen: 84) W., Sohn des Grafen W. von Orlamünda-Weimar, wurde nach dem Tode des Markgrafen Eckard II. von Meißen 1046 Markgraf, zog 1061 mit den Böhmen dem König Andreas I. von Ungarn gegen dessen Bruder Bela zu Hülfe u. wurde nebst dem König gefangen, aber er erhielt von Bela nicht allein seine Freiheit, sondern auch dessen Tochter Sophie zur Ehe u. st. 1062 auf einem Besuche bei Bela; sein Bruder Otto folgte ihm als Markgraf; s. Meißen S. 92. 85) W. I. der Einäugige, jüngerer Sohn des Landgrafen Friedrich II. von Thüringen, folgte 1349 in gemeinschaftlicher Regierung mit seinen Brüdern Friedrich III. u. Balthasar u. erhielt in der Örterung vom 5. Juli 1379 Meißen mit Dresden, Pirna, Kolditz etc. u. st. 10. Februar 1407; er war vermählt mit einer mährischen Prinzessin; sein Land erhielten seine Vettern, s. Meißen S. 93. 86) W. II. der Reiche, Sohn Friedrichs III., geb. 1370, folgte 1380 mit seinen. Brüdern Friedrich IV. u. Georg u. nach des Letztern Tode 1408 mit Friedrich allein; er theilte mit diesem in der Sonderung vom 31. August 1411, wobei er u.a. Altenburg erhielt u. st. hier 23. März 1425 unvermählt; er stiftete 1413 das Georgenstift in Altenburg. n) Grafen, Fürsten u. Herzöge von Nassau. aa) Grafen von Nassau: 87) W. der Ältere, Sohn des Grafen Johann, geb. 1484, erbte 1516 die Grafschaften Beilstein, Nassau u. Dillenburg u. st. 1559; er war in zweiter Ehe mit Juliane von Stolberg vermählt. bb) Von Nassau-Dillenburg: 88) W., Sohn des Fürsten Heinrich, geb. 1670, folgte 1701_–24, s. Nassau S. 693. Vermählt 1699 mit der Prinzessin Dorothea Johanna von Holstein-Sonderburg. cc) Fürst von Nassau-Saarbrück: 89) W. Ludwig, Sohn des Fürsten Ludwig II., Stifter der Linie Nassau-Saarbrück, regierte von 1625–40, s. ebd. dd) Fürst von Usingen: 90) W. Heinrich, Sohn Vollrads, regierte 1702–1718, s. ebd. ee) Fürst der neuen Linie Nassau-Saarbrück: 91) W. Heinrich, jüngerer Sohn des Vor., geb. 1718, studirte in Genf, ging 1732 nach Paris u. wurde 1737 französischer Oberst; 1740 trat er die Regierung in der von ihm gestifteten neuen Linie Saarbrück an u. st. 1768. ff) Fürst von Nassau-Siegen: 92) W. Hyacinth, Sohn des Fürsten Johann Franz Desideratus, geb. 1666, kam 1699 zur Regierung, machte als Senior der Nassauischen Linie auf die ganze oranische Erbschaft Anspruch (1702) u. nahm den Titel Prinz von Oranienan. Da er, um seinen großen Aufwand zu bestreiten, sein Land sehr drückte, so baten seine Unterthanen den Kaiser um Hilfe, u. dieser ließ 1706 pfälzische Commissionstruppen in Siegen einrücken, worauf sich der Fürst nach Regensburg begab u. der Reichsversammlung 1707 ein Memorial übergab, in welchem er um Restitution bat. Der Reichstag konnte ihm aber nicht helfen, u. das Land blieb unter Sequestration, welche dem Domcapitel von Köln übertragen wurde. Nach dem Tode des Kaisers Joseph I. wurde W. 1711 wieder eingesetzt, aber wegen schlechter Wirthschaft 1713 nochmals entsetzt u. begab sich nach Spanien; sein Halbbruder überkam 1726 die Administration der Siegenschen Lande. Als die Hadamarische u. Dillenburgische Linie ausstarben u. diese Länder an Siegen fielen, so kam W. 1739 nach Brüssel u. nahm 1741 wieder von seinem Lande Besitz. Er verglich sich 1742 mit dem Prinzen von Oranien wegen seiner Ansprüche u. st. 1743. gg) Herzog von Nassau: 93) W. Belgiens, älterer Sohn des Fürsten Friedrich W. von Nassau-Weilburg, geb. 14. Juni 1792, kam 1816 zur Regierung des Herzogthums Nassau-Weilburg u. in demselben Jahre nach dem Tode seines Vetters, des Herzogs Friedrich August von Nassau-Usingen, auch zur Regierung dieses Landes u. vereinigte so die sämmtlichen Länder der Walramschen Linie des Hauses Nassau; er st. 20. August 1839; s. Nassau S. 693 f. Vermählt 1813 mit Luise, Tochter des Herzogs Friedrich von Sachsen-Hildburghausen (st. 1825) u. 1829 mit Pauline, Tochter des Prinzen Paul von Württemberg; ihm folgte sein ältester Sohn Adolf.

v) Statthalter der Niederlande u. Prinzen von Oranien: 94) W. I. der Verschwiegene (der Schweigende, der Schweigsame), Graf von Nassau, Prinz von Oranien, Sohn W-s des Älteren von Nassau u. der Juliane von Stolberg, geb. 14. April 1533 in Dillenburg, kam als Page an den Hof des Kaisers Karl V. u. wurde von der Königin Maria von Ungarn, der Schwester des Kaisers Karl V., katholisch erzogen; 1544 erbte er von seinem Vetter Renatus das Fürstenthum Oranien u. wurde 1555 zum Oberbefehlshaber in den Niederlanden u. zum Statthalter in Holland, Seeland u. Utrecht ernannt. Karls V. Nachfolger, Philipp II., wurde gegen ihn eingenommen, weil er ihn für den Urheber der Unruhen in den Niederlanden hielt, u. ordnete ihn dem Cardinal Granvella unter, welcher die Inquisition in den Niederlanden einzuführen bemüht war. W. bat mit den Grafen Egmont u. Hoorn den König um die Abberufung des verhaßten Granvella; dies that zwar der König, sah aber die Vorstellung W-s als Majestätsverbrechen an u. schickte den Herzog von Alba mit fremden Truppen nach den Niederlanden. Als Alba anlangte, stellte sich W., welchem seine Bitte um Enthebung von seiner Statthalterei von der Generalstatthalterin Margaretha von Parma abgeschlagen worden war. an die Spitze der Geusen u. bat mit Egmont u. 300 Edelleuten den König 1566 um Religionsfreiheit. Aber Margarethe wies das Gesuch zurück, u. nun verließen die meisten Protestanten die Niederlande, unter ihnen Prinz W., welcher sich nach Dillenburg zurückzog. Nachdem Alba 1568 Egmont, Hoorn u. A. hatte hinrichten lassen, wurde auch W. vor den Blutrath geladen, u. als er nicht erschien, geächtet u. sein dreizehnjähriger Sohn, Philipp Wilhelm, welcher in Löwen studirte, gefangen u. als Geißel nach Spanien geschickt. W. bekannte sich nun offen zum Protestantismus u. ergriff. die Waffen gegen die Spanier, wurde aber 21. Juli 1568 bei Jemmingen von Alba besiegt. Ein neuer Zug mit 28,000 M. Deutschen u. Franzosen nach Brabant mißlang[222] wieder, weil das Volk nicht aufstand. W. schloß sich dann mit einer Reiterschaar dem Herzog von Zweibrücken an, welcher einen Zug gegen die katholische Partei in Frankreich machte, u. kehrte nach dem Mißlingen des Zugs nach Deutschland zurück. Er unterhandelte nun mit Coligny u. rief die Meergeusen ins Leben, welche den Spaniern zur See sehr schadeten. 1572 machte er mit einem neuen Heere u. unterstützt von Franzosen u. einem Aufstande mehrer niederländischen Städte einen abermaligen Einfall in Brabant, mußte aber wieder über den Rhein zurückgehen u. wurde nun in Seeland zum Admiral der Meergeusen ernannt, so wie ihm 1574 von den Staaten von Holland, Seeland, Geldern u. Overyssel für die Dauer des Krieges gegen Spanien die Ausübung der Souveränetät übertragen wurde. Als der neue spanische Statthalter Don Juan d' Austria milder als Alba auftrat, so löste sich, in Folge des Friedensedictes 1577, der niederländische Bund auf, als aber der Statthalter sogleich die Bestimmungen des Edictes verletzte, so wurde W. von einem Theil der Stände zum Statthalter ernannt, doch ließ er den Erzherzog Matthias von Österreich von den Ständen zum Generalstatthalter erwählen, unter dessen Regiment er aber die Leitung der Staatsangelegenheiten führte. Als der neue spanische Statthalter Alessandro Farnese 1578 die Gemüther der Niederländer wieder zu gewinnen begann, schloß W. am 23. Januar 1579 mit fünf Provinzen die Utrechter Union, welcher dann noch andere Staaten beitraten, u. ließ, nach den erfolglos gebliebenen Friedensunterhandlungen mit Spanien 1580 den Herzog Franz von Anjou, Bruder des Königs Heinrich III. von Frankreich, zum Protector der Niederlande wählen, worauf am 26. Juli 1581 die Niederlande dem König Philipp den Gehorsam aufkündigten. W. wurde nun vom König geächtet, von den Ständen aber, als der Herzog Franz 1583, ohne etwas für das Land gethan zu haben, nach Frankreich zurückkehrte, mit der ungetheilten Obergewalt bekleidet. Er residirte in Delft u. wurde hier am 10. Juli 1584 von einem, von Jesuiten u. Franciscanern gedungenen Katholiken Gerard, als er eben die Tafel verließ, erschossen; s. Niederlande S. 696 f. Am 16. Nov. 1845 wurde seine Reiterstatue im Haag aufgestellt. Er war viermal vermählt; erst seit 1549 mit Anna von Egmont, Gräfin von Büren (st. 1558), dann seit 1561 mit Anna, Tochter des Kurfürsten Moritz von Sachsen (1575 geschieden), darauf 1575 mit Charlotte von Bourbon, Tochter des Herzogs von Montpensier (st. 1582), endlich seit 1583 mit Luise, Tochter des Admiral Coligny (st. 1620). 95) W. II., Enkel des Vor., Sohn des Statthalters Friedrich Heinrich II., geb. 1626 im Haag; er zeigte früh große Tapferkeit u. wurde nach seines Vaters Tode 1647 zum Nachfolger desselben als Statthalter gewählt; er st. 1650; s. ebd. S. 902 f. Er war vermählt mit Marie Henriette, Tochter des Königs Karl I. von England. 96) W. III., so v.w. Wilhelm 4). 97) W. IV., Sohn Johann W-s, Fürsten von Nassau Dietz u. Erbstatthalters der Niederlande, geb. 1711, wurde schon 1718 zum Statthalter von Gröningen u. 1722 zum Statthalter von Drenthe gewählt, doch weigerten sich die anderen Provinzen ihn zu dieser Würde zu erheben. Erst 1747 wurde er durch eine Revolution erblicher Statthalter der Niederlande u. blieb es bis 22. October 1751, wo er starb; s. ebd. S. 909. Er war vermählt mit Anna, Tochter des Königs Georg II. von Großbritannien. 98) W. V. Batavus, Sohn des Vor., geb. 8. März 1748, folgte seinem Vater unter der Vormundschaft seiner Mutter, trat 1766 die selbständige Regierung als Erbstatthalter an. Über ihn s. ebd. 1705 wurde das Land von den Franzosen besetzt u. W. V. flüchtete nach England. 1802 erhielt der Erbstatthalter zur Entschädigung für die Verzichtleistung auf die Regierung der Niederlande das Bisthum Fulda, die. Abtei Korvei u. Dortmund, welche er an seinen Sohn abtrat. W. V. st. 9. April 1806 in Braunschweig. Vermählt 1767 mit Wilhelmine, Tochter des Prinzen August Wilhelm von Preußen. Sein Sohn u. dessen Nachkommen wurden Könige von der Niederlande, s. oben A) e). w) Herzöge der Normandie: 99) W. I., genannt Langschwert, Sohn Raouls od. Rollos u. der Popa von Bayeux, geb. um 861, regierte 927–943, s. Normandie S. 110. 100) W. II. der Bastard, so v.w. Wilhelm 2). 101) W. III. Adelin, Sohn des Königs Heinrich I. von England, vermittelte den Frieden zwischen diesem u. Ludwig dem Dicken, welcher ihm die Stadt Gisors schenkte; er erhielt von seinem Vater 1120 das Herzogthum Normandie, aber als er sich gleich darauf in Honfleur einschiffte, um sich nach seinem Lande zu begeben, scheiterte das Schiff u. er ertrank. 102) W. IV., so v.w. Wilhelm 42). x) Herzöge zu Sachsen. aa) Zu Sachsen-Weimar: 103) W. II., Sohn des Herzogs Johann, geb. in Altenburg 11. April 1598, stand unter der Vormundschaft der Kurfürsten von Sachsen Christian II. u. Johann Georg I., trat in Kriegsdienste Friedrichs V. von der Pfalz, welchen er nach Böhmen begleitete. Nach der Schlacht am Weißen Berge führte er dem Grafen von Mannsfeld 1621 einige Regimenter zu, wohnte 1622 der Schlacht bei Wimpfen bei u. fiel, bei Stadtlo verwundet, in Tillys Gefangenschaft, aus welcher er erst 1625 nach Weimar zurückkehrte; er übernahm 1626 die Administration des Landes, theilte 1640 mit seinen Brüdern u. st. 17. Mai 1662; s. Sachsen S. 701. Er ist Stifter der Neuweimarischen Linie. Vermählt 1625 mit einer Prinzessin von Dessau. Als Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft führte er den Namen der Schmackhafte; er dichtete auch mehre geistliche Lieder, namentlich Herr Jesu Christ dich zu uns wend. 104) W. Ernst, Enkel des Vor. u. Sohn des Herzogs Johann Ernst II., geb. 1662, folgte seinem Vater 1683 gemeinschaftlich mit seinem Bruder Johann Ernst III. u. st. 1728; über seine Regierung s. ebd. S. 702. bb) Zu Sachsen-Eisenach: 105) W. Heinrich, Sohn des Herzogs Johann W., geb. 1691 in Marksuhl, folgte seinem Vater 1729 u. st. 1741 kinderlos, s. ebd. y) Graf von Schaumburg-Bückeburg: 106) W., geb. 1724 in London, wurde in Genf erzogen, trat als Fähnrich in englische Dienste, zeichnete sich bei Dettingen u. im Feldzug von 1745 in Italien aus u. übernahm 1748 die Regierung seines Landes. Beim Ausbruch des Siebenjährigen Krieges stellte er ein Contingent zur alliirten Armee, wurde Generalfeldzeugmeister derselben u. zeichnete sich im Laufe des Krieges vortheilhaft aus. Da Spanien 1761 an Portugal den Krieg erklärte, um es zur Allianz gegen England zu zwingen, so rief der portugiesische Minister Pombal den Grafen W. nach Portugal, um die Armee neu zu organisiren. Dies[223] vollzog er, aber da der Krieg schon 1762 durch den Vertrag von Fontainebleau geendigt wurde, so kehrte W. 1763 nach Bückeburg zurück. Er hatte in Portugal auch eine Kriegs- u. Artillerieschule u. die Festung bei Elvas angelegt, welche der König ihm zu Ehren Fort Lippe nannte. In seine Heimath zurückgekehrt, erbaute er für eine, vom ihm gegründete Artillerieschule die kleine Festung Wilhelmstein in dem Steinhuder Meere u. st. 10. Sept. 1777; in Bückeburgsolgteihm sein Vetter Philipp II. Er schr.: Abhandlung über den Vertheidigungskrieg, 6 Bde. (von welcher er aber nur 10 Exemplare drucken ließ). z) Herzog von Thüringen: 107) W. der Tapfere, jüngster Sohn Friedrichs I. des Streitbaren, geb. 1425 in Meißen, regierte mit seinem ältesten Bruder, dem Kurfürsten Friedrich II. dem Sanftmüthigen, bis 1445 gemeinschaftlich u. erhielt dann in der Theilung Thüringen, Henneberg u. Weißenfels; er führte mit seinem Bruder bis 1451 den Bruderkrieg u. st. 1482 kinderlos; s. Thüringen S. 569. Vermählt mit Anna, Tochter des Kaisers Albrecht II. (st. verstoßen 1461 in Eckartsberge), 1463 mit Katharina von Brandenstein.

II. Andere fürstliche Personen u. Prinzen: a) Graf von Arques: 108) W. de Tello, geb. um 1020, Sohn des Herzogs Richard II. von der Normandie, empörte sich 1053 gegen W. den Bastarden, wurde in Arques belagert u. zur Capitulation gezwungen, erhielt aber Verzeihung. b) Von Baden: 109) Markgraf W., zweiter Sohn des Markgrafen Karl Friedrich aus dessen zweiter Ehe mit dem zur Gräfin von Hochberg ernannten Fräulein Geyer von Geyersberg, war 8. April 1792 in Karlsruhe geboren u. hieß bis 1817 Graf von Hochberg. Er trat früh in Militärdienste u. begleitete 1809 den Marschall Massena als Offizier seines Generalstabes auf dem Feldzuge gegen Österreich. Nach dem Frieden von Wien wurde er Generalmajor u. befehligte beim Zuge gegen Rußland 1812 die badische Brigade beim 9. Armeecorps (Marschall Victor); erst seitdem Rückzug von Moskau wurde W., welcher bis dahin in Danzig u. in Witebsk gestanden hatte, zur Unterstützung der Arrieregarde des Victorschen Corps verwendet, übernahm an der Beresina das Commando über die gesammte Infanterie des Corps u. führte dasselbe über die Beresina, kam aber nur mit den Trümmern seiner Brigade nach Wilna. Als Generallieutenant commandirte er dann die eine Hälfte des badenschen Contingents bei Leipzig u. capitulirte am 19. October mit den Alliirten, ohne sich jedoch sogleich mit denselben zu vereinigen. 1814 leitete W. die Blockaden von Strasburg, Landau, Pfalzburg, Bitsch etc. u. vertrat 1815 auf dem Wiener Congreß die Angelegenheiten Badens. Nach der Erneuerung des Kriegs mit Frankreich 1815 befehligte er vor Schlettstadt u. Neu-Breisach, dann eine österreichisch-württembergisch-hessische Division vor Hüningen. Als 1818 die Interessen des badenschen Hauses gefährdet wurden, reiste er zweimal nach Petersburg u. wußte den Kaiser Alexander für Baden zu gewinnen. Seit 1830 befehligte er das badensche Militär u. war Präsident der Ersten Kammer. 1848 legte er den Armeebefehl nieder, nahm später auch nicht mehr an den Kammersitzungen Theil, sondern lebte als Präsident des Landwirthschaftlichen Vereins in Baden von den Geschäften zurückgezogen u. st. 11. October 1859. Er war seit 1830 vermählt mit Elisabeth, Tochter des Herzogs Ludwig von Württenberg. 110) Prinz W., zweiter Sohn des verstorbenen Großherzogs Leopold u. Bruder des regierenden Großherzogs, geb. 18. December 1829, ist preußischer Generalmajor à la suite u. Inhaber des badenschen 4. Infanterieregiments; seit 1663 vermählt mit Maria geb. Prinzessin von Leuchtenberg. c) Grafen von Flandern: 111) W. von Dampierre, zweiter Sohn Gui's II. von Dampierre u. der Mathilde von Bourbon; vermählte sich 1218 mit der regierenden Gräfin Margaretha von Flandern u. st. 1247; s. Flandern S. 331. 112) W. von Dampierre, ältester Sohn des Vor., lebte mit seinen Stiefbrüdern wegen Flandern, welches er von seiner Mutter erben sollte, in Zwist; machte 1248 mit Ludwig IX. den Kreuzzug ins Heilige Land, wo er in der Schlacht bei Mansurah gefährlich verwundet wurde, u. kam 1251 bei einem Pferderennen in Trasegnies ums Leben; da er von seiner Gemahlin Beatrix, Tochter des Herzogs Heinrich II. von Brabant, keine Kinder hatte, so wurde sein Bruder Gui Erbe von Flandern. d) Großbritannische Prinzen: 113) W. Heinrich, Herzog von Gloucester, s. Gloucester 8). 114) W. Friedrich, Herzog von Gloucester, s. ebd. 9) 115) W., Herzog von Cumberland, s. Cumberland 1). e) Landgraf von Hessen-Kassel: 116) Landgraf W., ältester Sohn des 1837 verstorbenen Landgrafen Friedrich, geb. 24. December 1787, ist kurhessischer General der Infanterie, Chef des 2. hessischen Infanterieregiments u. General à la suite in der dänischen Armee; seit 1810 vermählt mit Charlotte, Tochter des verstorbenen Erbprinzen Friedrich von Dänemark. f) Graf von der Mark: 117) W. von der Mark, Herr von Aremberg, Sohn Johanns von der Mark u. der Agnes von Virneburg, war ein wilder, roher Krieger u. nannte sich, da seine meisten Güter in den Ardennen lagen, den Eber der Ardennen. Er diente in dem Kriege zwischen Lüttich u. Burgund bald dieser, bald jener Partei u. machte sich nach dem Tode des Herzogs Karl von Burgund zum Stadtpräsidenten von Lüttich. Als ihn der Bischof Ludwig von Bourbon 1480 ächtete, ging er nach Frankreich u. versprach dem König Ludwig XI. das Lüttichsche für ihn zu erobern. Von dem König mit Truppen u. Geld unterstützt, erschien W. 1462 mit einer Schaar von 1500 M., welche rothe Röcke trugen, auf deren Ärmeln Eberköpfe gestickt waren, u. verwüstete die Diöces; den Bischof Ludwig, welcher ihm entgegen ging, ließ er ermorden, bemächtigte sich der Stadt u. ließ von dem Capitel seinen Sohn Johann zum Bischof wählen u. seinen Bruder Robert mit Bouillon belehnen; s. Lüttich S. 628. Zwar wurde die Wahl seines Sohnes in Rom verworfen, aber dennoch söhnte sich W. 1464 mit dem neuen Bischof Johann von Horn aus. Aber dieser lud ihn 1485 nach Tron, lockte ihn in einen Wald, ließ ihn dort durch seinen Bruder Friedrich gefangen nehmen u. nach Mastricht führen, wo er geköpft wurde. g) Prinz von Mecklenburg-Schwerin: 118) Herzog W., jüngerer Sohn des 1842 verstorbenen Großherzogs Paul Friedrich, geb. 5. März 1827, ist preußischer Oberst u. Commandeur des Brandenburgschen Kürassierregiments Nr. 6. h) Prinzen von Nassau: 119) Fürst W. Friedrich von Nassau-Dietz, der jüngere Sohn Ernst Kasimirs, Grafen von [224] Dietz, geb. 1613, zeichnete sich 1637 in niederländischen Diensten aus u. wurde 1640 Statthalter von Friesland. 1654 wurde er Reichsfürst, 1655 Generalfeldmarschall der Niederlande u. st. 1664. 120) Erbprinz W., älterer Sohn des regierenden Herzogs Adolf, geb. 22. April 1652. i) Prinz der Niederlande: 121) Kronprinz W., älterer Sohn des regierenden Königs W. III., geb. 4. September 1840, Admirallieutenant u. General der Infanterie, auch Inhaber eines russischen Infanterieregiments. k) Erzherzog von Österreich: 122) Erzherzog W., dritter Sohn des 1847 verstorbenen Erzherzogs Karl, geb. 21. April 1827, Großmeister des Deutschen Ordens im Kaiserthum Österreich, Feldmarschalllieutenant u. Gouverneur der Bundesfestung Mainz. l) Prinz von Preußen: 123) Prinz Friedrich W. Karl, der dritte Sohn des Königs Friedrich W. II. von Preußen, geb. 3. Juli 1783 in Berlin, trat 1799 in das 1. Gardebataillon, 1801 aber zu der Garde du Corps. 1806 focht er als Oberstlieutenant einer Cavalleriebrigade bei Auerstädt u. wurde Vorstand der Reorganisationscommission für die Cavallerie in Tilsit. 1807 befehligte er das 2. Dragonerregiment, wurde General u. ging im December nach Paris, um billigere Bedingungen für Preußen zu erhalten, was ihm aber nur in geringem Maße gelang. Ende 1808 begleitete er den König nach Petersburg, lebte seit Februar 1809 wieder mit in Königsberg u. nahm dann in Berlin an der Umgestaltung Preußens u. der Armee lebhaften Antheil. Nach dem Wiederausbruch des Krieges commandirte er bei Lützen die Reservecavallerie, focht im Blücherschen Heer in Schlesien u. bei Leipzig, dann im Yorkschen Corps in Frankreich. Nach dem ersten Pariser Frieden ging er mit dem König nach England u. nahm an dem Wiener Congreß Theil. 1815 commandirte er die Reservecavallerie des 4. Corps bei Belle-Alliance u. rückte mit vor Paris. Nach dem zweiten Pariser Frieden lebte er auf seinem Gute zu Fischbach in Schlesien. 1824–29 war er Gouverneur von Mainz, 1830 bis Ende 1831 Generalgouverneur der Rheinprovinzen u. lebte dann wieder in Berlin u. Fischbach. Seit 1834 war er General der Cavallerie u. wieder Gouverneur der Festung Mainz u. st. 28 September 1851 in Berlin. Er war vermählt seit 1804 mit Maria Anna, Tochter des Landgrafen Friedrich Ludwig von Hessen-Homburg (st. 14. April 1846); seine Söhne; Prinz Adalbert u. der verstorbene Prinz Waldemar. m) Prinz von Schaumburg-Lippe: 124) Prinz W., zweiter Sohn des verstorbenen Fürsten Georg, geb. 12. December 1834, ist österreichischer Rittmeister u. Besitzer von Nachod in Böhmen; seit 1862 vermählt mit Bathildis, Tochter des Prinzen Friedrich von Anhalt. n) Herzöge u. Grafen von Württemberg: 125) Herzog W., vierter Sohn des Herzogs Friedrich Eugen, geb. 27. December 1761, war württembergischer Feldmarschall u. Kriegsminister, seit 1800 mit Wilhelmine Burggräfin Rhodis von Tundersfeld vermählt u. st. 10. August 1830. 126) Graf W., zweiter Sohn des Vor., geb. 6. Juli 1810, ist württembergischer Generallieutenant u. Gouverneur der Bundesfestung Ulm; seit 1863 in zweiter Ehe vermählt mit Florestine geb. Prinzessin von Monaco. 127) Prinz W., Sohn des 1857 verstorbenen Prinzen Eugen von Württemberg u. dessen zweiter Gemahlin, Helene geb. Prinzessin von Hohenlohe-Langenburg, geb. 20. Juli 1828 zu Öls in Schlesien, studirte in Breslau u. Genf, trat 1848 in die österreichische Armee u. machte als Oberlieutenant den Italienischen Feldzug mit, wo er 23. März 1849 bei Novara verwundet wurde; 1859 zog er als Oberst an der Spitze des Infanterieregiments König der Belgier von Neuem gegen die Piemontesen u. zeichnete sich bes. bei Magenta u. Solferino aus; 1864 focht er mit seinem Regiment gegen die Dänen u. wurde am 6. Februar bei Översee in den Fuß verwundet, daß er kampfunfähig, aber zum Generalmajor u. Brigadier in Graz ernannt wurde. Er ist auch Vicepräsident der Geographischen Gesellschaft in Wien.

III. Heilige: 128) St. W. von Hirsau, Reformator der deutschen Klöster, that Profeß im Kloster zu St. Emmeran in Regensburg u. wurde als Abt nach Hirsau geschickt, um das sehr herabgekommene Kloster wieder zu heben; er st. 1091; s. Hirsau. 129) St. W. von Malavalle (Maleval), lebte im 12. Jahrh., war erst Soldat u. führte ein sehr ausschweifendes Leben, bekehrte sich aber u. that dann eine Wallfahrt nach St. Jacob u. nach Jerusalem, lebte 8 Jahre dort u. war dann von 1153 an als Einsiedler in Toscana, erst auf der Insel Lupocavio bei Pisa, nachher auf dem Monte Pruno u. zuletzt seit 1155 in dem wüsten Thale von Malavalle, wo er 10. Febr. 1157 starb. Er ist Stifter der Wilhelmiten. 130) St. W. von Mont-Vieryn aus Piemont, Einsiedler im Königreich Neapel, später zu Mont-Vieryn, zwischen Benevent u. Nola, wo er einen neuen Mönchsorden stiftete u. 1142 starb.

IV. Gelehrte u. Künstler: 131) W. von Apulien, Geschichtsschreiber des 12. Jahrh., aus der Normandie od. Italien, nach Ein. Mönch, nach And. Weltgeistlicher; er schr. das historische Gedicht De rebus Normannorum in Sicilia, Apulia et Calabria gestis usque ad mortem Roberti Guiscardi. 132) W. von Malmesbury, ein Normanne von Geburt, geb. um 1096, kam früh in das Kloster Malmesbury, wo er Bibliothekar u. Vorsänger wurde u. um 1143 starb. Er durchforschte in historischem Interesse die bedeutendsten Klosterbibliotheken Englands u. schr.: De gestis regum anglorum (von der Eroberung Englands durch die Angelsachsen bis 1129, englisch von Sharpe 1815, n.A. von Giles 1847); Historiae novellae (Fortsetzung des vorigen Werkes, die letzten Regierungsjahre Heinrichs I. u. die ersten Stephans); De gestis pontificum anglorum (bis 1123); diese drei herausgeg. von Saville in den Rerum anglicarum scriptores post Bedam, Lond. 1506, Frankf. 1601, n.A. von der English historical Society; ferner: De vita Aldhelmi, im 2. Bd. von Whartons Anglia sacra u. in Gale's Scriptores, Oxf. 1691; De antiquitate Glastoniensis ecclesiae; Vita S. Patricii; Vita S. Dunstani; Passio S. Indracti; Vita S. Wulstani; Miracula S. Elfgifae (in Versen); Expositio Threnorum Jeremiae u. v. a. 133) W. von Tyrus, geb. um 1130 in Syrien, studirte seit 1160 in Italien u. Frankreich die Wissenschaften u. wurde 1167 Archidiakonus in Tyrus; bei dem König Amalrich in hoher Gunst, wurde er von demselben 1167 nach Constantinopel geschickt, um mit dem Kaiser Manuel I. ein Bündniß zu einem Kreuzzuge gegen Ägypten abzuschließen, u. dann zum Erzieher des Prinzen Balduin,[225] des nachmaligen Königs von Jerusalem, gewählt. Dieser ernannte ihn beim Antritt seiner Regierung, 1173, zu seinem Kanzler u. machte ihn 1174 zum Erzbischof von Tyrus. Er besuchte 1178 die dritte Lateransynode in Rom u. st. nach 1184. Er schr.: Gesta principum orientalium (verloren) u. Historia rerum in partibus transmarinis gestarum (von 1100–1184), 1. Ausg. als Belli sacri historia, Basel 1549, 2. A. 1560, auch in Gesta Dei per Francos, 1564 (französisch von G. du Préau, Par. 1574, deutsch von Kausler, Stuttg. 1840, 2. A. 1844), Auszug von Bernhard Thesaurarius (mit Fortsetzung bis 1274) französisch, lateinisch von Franz Pippin. 134) W. der Kleine, gewöhnlich Neoburgensis genannt, geb. 1136 zu Bredlington in der Grafschaft York, war Canonicus im Augustinerkloster zu Neuburg u. st. um 1218; er schr.: Historia rerum anglicarum, Antw. 1567, Heidelb. 1581, Par. 1610, Oxf. 1719. 135) W. der Bretagner, geb. um 1165 in der Diöcese Leon in der Bretagne, war Capellan des Königs Philipp August u. betrieb dessen Scheidung von Ingelburg von Dänemark. Er hatte großen Einfluß auf den König u. begleitete denselben überall. Er lebte noch 1226 u. schr.: Hist. des gestes de Philippe-Auguste u. das historische Gedicht La Philippide. 136) W. von Auvergne (W. von Paris), Scholastiker des 13. Jahrh., einer der bessern seiner Zeit, st. 1249; er gründete den Orden Vallis Scholarium, s. Scholares 4). Werke, Vened. 1591, Fol.; Orleans 1674, 2 Bde., Fol. 137) W. von St. Amour, war Lehrer an der Sorbonne in Paris, kam in Streit mit den Dominicanern wegen ihrer Lehre, daß das Beten mehr als das Arbeiten nütze, u. wurde deshalb 1254 vor dem Bischof angeklagt, da aber seine Ankläger sich nicht stellten, freigesprochen. Darauf schrieb er 1256 sein Buch De periculis novissimorum temporum gegen die Bettelmönche, welches von dem Papst verdammt u. er selbst aus dem Reiche verwiesen wurde, worauf er sich nach seinem Geburtsort St. Amour in Burgund zurückzog. 1263 kehrte er an die Sorbonne zurück u. lehrte hier unangefochten bis an seinen Tod um 1272. 138) W. von Chartres, war Capellan u. Begleiter des Königs Ludwig des Heiligen auf seinem Kreuzzuge in Ägypten u. Palästina u. theilte nach der Schlacht von Mansurah dessen Gefangenschaft. Nach der Rückkehr nach Frankreich verlieh ihm der König eine Prälatur, welche er aber einige Jahre darauf aufgab u. in ein Dominicanerkloster ging. Dennoch blieb er in der Umgebung Ludwigs IX., begleitete ihn 1269 nach Afrika u. st. 1280 od. 1261. Er schr. ein Supplement zu dem Leben Ludwigs des Heiligen, welches Gottfried von Beaulieu herausgab. 130) W. Durandus, Speculator genannt, geb. zu Puy-Moisson in der Provence, Rechtsgelehrter, war auf dem Concil von Lyon Legat des Papstes Gregor X. u. st. als Bischof von Mende 1296 in Rom; er schr.: Rationale divinorum officiorum, Mainz 1459 (das erste mit Typen Schöffers gedruckte Werk); Speculum judiciale, Strasb. 1475; Repertorium juris aureum, Vened. 1496. 140) W. von Nangis, Benedictiner aus der Abtei von St. Denys, wo er 1302 starb; er gab heraus: Chronik der französischen Könige u. Leben Ludwigs des Heiligen u. seiner Söhne. 141) W. de Herrle, von Köln, deutscher Geschichtsmaler um 1370: fälschlich wird ihm das berühmte Kölner Dombild (welches ein Meister Stephan um 1410 gemalt hat) zugeschrieben. W. gründete eine Schule, deren Wirksamkeit fast ein Jahrh. lang am Niederrhein fortbestand. Das Bild der Sta. Veronica in der Pinakothek zu München u. einige Gemälde der städtischen Galerie in Köln sind von ihm. 142) W. von Marseille, geb. um 1485 in Marseille, Glasmaler, ging nach Italien, wo er als Weltpriester in Arezzo seine Kunst ausübte; er st. 1535 (1537). Von ihm sind schöne Glasfenster im Dom zu Arezzo übrig.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 215-226.
Lizenz:
Faksimiles:
215 | 216 | 217 | 218 | 219 | 220 | 221 | 222 | 223 | 224 | 225 | 226
Kategorien:

Buchempfehlung

Holz, Arno

Phantasus / Dafnis

Phantasus / Dafnis

Der lyrische Zyklus um den Sohn des Schlafes und seine Verwandlungskünste, die dem Menschen die Träume geben, ist eine Allegorie auf das Schaffen des Dichters.

178 Seiten, 9.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon