Theramĕnes

[492] Theramĕnes, Sohn des Hagnon, aus Keos, studirte in Athen bes. unter Prodikos u. betheiligte sich dann an den öffentlichen Angelegenheiten, wobei er sich als Mann von zweideutigem Charakter bewies. Anfangs, 411 v. Chr., stand er auf Seite der Oligarchen, welche unter Pisander die demokratische Gewalt schmälern wollten; als dies Schwierigkeiten hatte u. die Partei der Oligarchen zerfiel, wendete er sich der Volkspartei zu u. kam, nach dem Sturze der Oligarchen, zu großem Ansehen, bekleidete hohe Ämter u. war 406 unter den Feldherren in der Seeschlacht bei den Arginusen. wo die Spartaner geschlagen wurden. Als die Feldherren wegen Unterlassung der Bestattung der Gefallenen öffentlich angeklagt u. hingerichtet wurden, blieb Th. allein verschont. Nach der Niederlage der Athener bei Ägospotami, 405, wurde er von den Oligarchen zur Unterhandlung des Friedens an Lysander geschickt, verzögerte aber dieselbe so, daß sich Athenan die Spartaner ergeben mußte. Darnach wurde er einer der Dreißig, da aber die Gewaltthätigkeiten u. Grausamkeit des Kritias mißbilligte, so bezeichnete ihn dieser als einen Feind des Staates u. verlangte von dem Rathe der Dreißig seine Hinrichtung. Zwar erklärte sich der Rath für ihn, allein Kritias ließ ihn durch Bewaffnete von dem Altar des Rathhauses, wohin er sich geflüchtet hatte, reißen u. ins Gefängniß werfen, wo er 403 den Giftbecher trinken mußte.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 492.
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