[755] Transfusion (v. lat), 1) Übergießung, Verpflanzung einer Flüssigkeit auf eine andere Stelle; 2) T. des Blutes, Operation, durch welche man aus einer Vene eines Thieres od. eines Menschen en tzogenes Blut in die Vene eines anderen Individuums überströmen läßt. Schon die griechsche Sage erzählt, daß Medea den Äson (s.d.) dadurch wieder verjüngt u. neu belebt habe. Magnus Pogelius, ein Arzt zu Rostock im 16. Jahrh., u. Paolo Savi sollen sie zuerst bei Thieren ausgeübt haben Lower u. Denis schrieben sich die Erfindung derselben zu u. Letzter wendete sie zuerst auf Menschen an. Im 17. Jahrh. wurde sie Lieblingsgegen stand der Ärzte, aber die häufigen ungünstigen Resultate brachten sie in Verfall; das Pariser Parlament hatte sie schon 1668 untersagt, u. so wurde ite lange Zeit gar nicht verrichtet. Rosa faßte 1783 den Gegenstand von Neuem auf, Scheel sammelte die darüber vorhandenen Erfahrungen, Prevost, Bichat, Dumas u. Andere machten damit in physiolog ischer, Blundell in praktischer Hinsicht Versuche; in neuster Zeit haben sich um die Vervollkommuung dieser Operation Magendie, Gräfe, Hartwig u. bes. Diessen bach verdient gemacht. Erprobt ist die T. bei Verblutungen in Folge von Mutterblutflüssen u. Verwundungen, ferner bei Kran kheiten, welche nur durch eine rasche u. gänzliche Umstimmung der Vitalität, so weit diese vom Blut abhängig ist, zu heilen sind. Es gibt zwei Methoden der T.: die mittelbare T. (Transfusio infusoria), besteht darin, daß man venöses Blut, nachdem es einem Andern abgelassen ist, in die Venen des Krauken ein. spritzt; die un mittelbare T. dagegen darin, daß man arterielles Blut duich Röhren unmittelbar aus der Arterie eines Individuums in die Vene eines andern leitet. Frü her machte man fast immer die unm ittelbare T., von welcher man rühmt, daß das Blut hier nicht vom Luftzutritt leidet, durch die Kraft des Herzens übergetrieben werde, seine natürliche Wärme behalten, u. nicht so leicht gerinne, indessen menschliches Arterienblut kann man dazu nicht benutzen, weil sich Niemnand dazu hergeben wird u. soll; Thierblut ist aber gefährlich, weil, je entfernter das Thier, welches das Blut gibt, in der Thierreihe von dem Menschen ist, das Blut auch einen desto nachtheiligeren Einfluß hat. Deshalb ist jetzt die mit telbare T. gebräuchlicher u. namentlich von Prevost, Dumas, Blundell, Dieffenbach sehr vervollkommnet worden. Zur unmittelbaren T. hat man eine Menge, meist sehr complicirter Apparate erfunden, namentlich Gräfe. Die Menge des überzuführenden Blutes ist in jedem einzetnen Falle verschieden, doch rechnet man gegen 613 Unzen Blut. Vgl Scheel, Die T. des Blutes u. Emspritzung der Arzneien in die Venen, Kopenh. 1802, 2 Bde.; Schiltz, De trausfusione sanguinis, Bonn 1852. Daher Transusoria chirurgia, der Theil der Chirurgie, welcher sich mit der T. des Blutes beschäftgt; 3) Überleitung einer Kraft, s.u. Transfusionisten.