[63] Fächer, 1) (Fächel), Geräth, bes. in heißen Ländern gebraucht, um das Gesicht gegen die Sonne zu schützen, od. sich frische Luft zuzuwehen (letzteres sind die sogenannten Winterfächer); besteht jetzt meist aus 812 dünnen, 816 Zoll langen, an einem Ende um einen Stift drehbaren, an der entgegengesetzten Seite mit einem den vierten Theil eines Kreises od. etwas mehr betragenden, verschieden gefärbten od. gemalten Stück Papier od. seidenen Zeug überklebten Stäben (Fächerstäben) von Holz, Knochen, Elfenbein od. Schildkrot. Die F. wurden sonst von den Fächermachern verfertigt, die in Frankreich eine zünftige, in Deutschland eine freie Kunst ausmachten. Der Gebrauch des F-s ist sehr alt u. stammt aus Asien u. Afrika, wo man sich zuerst der Palmblätter, später der Pfauen- u. anderer Schweife dazu bediente. In Griechenland u. Rom war es Sitte, sich selbst durch die F. (Flabellum, gr. Rhipis, Rhipidion) Kühlung zuzuwehen od. durch Sklavinnen zuwehen zu lassen. Mannichfach sind davon Abbildungen von antiken F. auf Vasen etc. Im Mittelalter wurde mit F-n durch Einlegung von Gold, Elfenbein, Papageienfedern großer Luxus getrieben, u. der F. wurde so allgemein, daß er ein unentbehrliches Erforderniß eines gut angezogenen Frauenzimmers wurde. Mit der französischen Revolution kam der F. ganz ab, u. erst in neuerer Zeit ist er wieder Putz eines en grande parure angezogenen Franenzimmers geworden; 2) (Hausw.), so v.w. Feuerfächer; 3) (Seidenb.), so v.w. Flatschen; 4) (Bot.), Blüthenstand, an welchem der gemeinschaftliche Blumenstiel verschwindend ist u. an entgegengesetzten Seiten sich in 3 od. mehrere besondere Blumenstiele zertheilt, die alle mit ihren Längenachsen in gleicher Ebene liegen, daher Fächerartig (Flabellatus) od. Fächerförmig (Flabelliformis), wie ein Fächer geformt u. gespaltet, wie die Blätter der Fächerpalme. 5) (Zoot.), so v.w. Blättermagen.
Adelung-1793: Fächer, der · Facher, der
Pierer-1857: Fächer [2]