Zungenmuskeln

[741] Zungenmuskeln, a) der eigentliche, die Substanz der Zunge hauptsächlich bildende Z., Musculus lingualis. Einige unterscheiden seine verschiedenen Faserschichten als eigene Muskeln, deren drei auf jeder Hälfte der Zunge liegen, u. zwar einen Musc. lingualis longitudinalis superior, welcher die Zunge verkürzt u. deren Spitze nach oben u. hinten umbiegt; einen Musc. l. transversus, welcher die Zunge schmäler u. rundlich macht, sie verlängert u. spitzt; u. einen Musc. lingualis longitudinalis inferior, den eigentlichen Z., welcher einen spindelförmigen, an der unteren Fläche der Zunge gelegenen Strang bildet, die Zunge verkürzt u. ihre Spitze nach unten u. hinten zieht. b) Der Zungenbein-Z. (Musc. hyoglossus), ist ein platter, dünner, viereckiger Muskel, dessen Fasern schief vom Zungenbein nach oben u. vorn zur Zungenwurzel verlaufen. Er zerfällt nach seinem Ursprung von allen drei Theilen des Zungenbeins in drei Portionen, welche als Musc. baseo-, cerato- u. chondroglossus unterschieden werden. Seine Fasern erstrecken sich zwischen den andern Z. zum Theil bis zur Spitze der Zunge. Beide ziehen die Zunge zurück u. nieder, wobei dieselbe in die Breite ausgedehnt wird; einer nach seiner Seite. c) Der Kinn-Z. (Musc. genioglossus), liegt an der innern Seite des vorigen, dicht über dem Kinnzungenbeiumuskel, ist pyramidalisch gestaltet, entspringt mit einer dünnen, sehnigen Kopfe von der Spina mentalis interna, verbreitet sich, mit auf- u. rückwärtslaufenden Fasern, in die Zungenwurzel. Beide zugleich wirkend, ziehen die Zunge etwas vorwärts, zugleich das Zungenbein nebst dem Schlundkopf vor- u. aufwärts. Einer allein zieht die Zunge u. das Zungenbein schräg vorwärts. d) Der Griffel-Z. (M. styloglossus), ein langer, dünner, rundlicher Muskel, liegt zur Seite des Hyoglossus, hinter u. auswärts vom Stylohyoïdeus (s. Zungenbeinmuskeln) u. dem hinteren Bauche des Digastricus (s. ebd.), läuft vom Griffelfortsätze (s.u. Schädelknochen E) c) aus, vor-, ab- u. einwärts, wird an der innern Fläche des Unterkieferwinkels durch eine dünne, breite Sehnenhaut (Ligamentum stylomaxillare, Suspensorium musculi stylogiossi) angeheftet u. geht dann, an den Hyoglossus durch festes Zellgewebe geheftet, fleischig in den Zungenrand über, verbindet sich etwa in der Mitte desselben mit dem unteren Längsmuskel der Zunge u. erstreckt sich am Rande bis zur Spitze der Zunge. Er zieht die Zunge nach seiner Seite schief auf- u. rückwärts; beide zusammen wirkend heben die Zungenwurzel nach hinten rückwärts in die Höhe, können dieselbe auch auf ihren Rücken breit u. hohl machen. e) Musc. myloglossus, von Einigen angeführter Muskel, welcher von dem Unterkiefer zur Zunge gehen soll, aber selten od. gar nicht gefunden wird.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 741.
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